Sonntag, 4. November 2007

Das Wandern ist des Cachers Lust - Teil 2 (Sonntag, 4. November 2007)

Heute wollten wir unseren Rückschlag des Reussufer-Caches wettmachen. Ihr wisst doch, dieser Cache der über 4 Stunden Wandern beinhaltete, viele Tiefen und auch einige Höhen brachte und bei dem wir am Ende doch nichts fanden, was uns gewaltig frustete und auch ziemlich nah ans Ende all unserer Cache-Unternehmungen brachte. Ich habe jetzt noch jeden einzelnen, beschissenen Schritt zurück zum Auto im Kopf. Selten hatte ich ein Hobby so verflucht wie damals an der Reuss, die zusätzlich an unserer Seite rauschte, als ob sie und hämisch verspotten wollte. Aber wir sind niemand, der solche Niederlagen einfach hinnimmt. Nein, wir wollten zurückschlagen und das sollte genau heute an diesem sonnigen Herbsttag sein. Und nachdem ich ja durch den Cacheowner persönlich erfuhr, dass wir an der richtigen Stelle suchten, waren wir uns ziemlich sicher, dass wir das Versteck heute finden sollten. Und wenn wir den gesamten Wald umpflügen und den Fluss trocken legen müssten. Nichts sollte unserem Erfolg im Wege stehen. Also machten wir uns nach dem Essen auf den Weg, ohne TomTom. Schliesslich waren wir schon einmal dort und wussten daher, wo der Parkplatz versteckt war. Theoretisch also kein Problem. THEORETISCH, denn wer mich kennt weiss, dass ich gerne am Limit der erlaubten Geschwindigkeit fahre (nur am Limit übrigens, nicht darüber) und diese Tatsache kann schon ein Problem sein, wenn die Einfahrt zu dem angestrebten Parkplatz nicht mit grossen Hinweisschildern markiert ist sondern sich hinter einer Hecke versteckt und das erlaubte Limit 80 km/h sind. So donnerte ich natürlich zunächst voll an der Einfahrt vorbei. „Super Schatz, hinter uns ist doch keiner gefahren, hättest doch ein bisschen langsamer fahren können. Wusstest doch, dass die Einfahrt jetzt kommt“, tönte es aus der Richtung meiner Frau. Klar wusste ich, dass die Einfahrt genau JETZT kommt. Darum bin ich auch nicht langsamer geworden, nein habe sogar noch einmal beschleunigt. Ich wollte mir einfach mal anschauen, wie so eine Einfahrt bei Tempo 80 aussieht. Manchmal komme ich einfach nicht hinter die Logik der Frauen.

Nachdem ich unser Cachemobil routiniert wendete, mir meine Frau noch ein paar Kopf schüttelnde Tststs zukommen liess und ich mich bei der Rückfahrt etwas langsamer an die Einfahrt ran pirschte, konnten wir auch schon den ersehnten Parkplatz ansteuern. Kein Problem also, hat ja seine Gründe warum man in der Fahrschule das gesetzeskonforme Wenden eines motorisierten Fahrzeuges im Strassenverkehr gelernt hat. Am Parkplatz angekommen stiegen wir aus und ich gab gleich die Zielkoordinaten in unser GPS ein und los ging es.

Schon nach den ersten Schritten kamen die schrecklichen Erinnerungen an das letzte Mal wieder hoch. Es war so ein bisschen ein Dejavu, ein Flashback. So muss man sich also fühlen, wenn man ein schreckliches Erlebnis hatte und an den Ort des Grauens zurückkehrt dachte ich mir. Wir kamen gleich zu Beginn an die rostige Möchtegernschranke, an der und um der herum wir beim ersten Mal fast eine Stunde nach den nächsten Koordinaten suchten. Da stand sie also und ich hatte fast das Gefühl, sie würde mich angrinsen. Ein ganz fieses Grinsen übrigens und ich dachte mir, hätte ich doch nur eine Säge mitgenommen, dann könnte ich ihr, das dämliches Grinsen aus dem rostigen Mantel sägen. Ich wollte schon zu einem heftigen Fusstritt ansetzen, damit ich wenigstens etwas für mein angeschlagenes Ego tun konnte, da bogen vom Fluss her kommend drei Männer in unsere Richtung. Ich wollte schon weiter gehen, denn wir hatten ja wichtigeres zu tun, da sah ich schon das Funkeln in den Augen meiner Frau. Natürlich entdeckte sie in den Männern drei Cacher die vor dem gleichen Problem stehen, wie wir damals. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, auf die Männer zuzuspringen um ihnen zu zeigen, wo die Koordinaten versteckt sind. Man muss sich das nur mal bildlich vorstellen. Man geht so einfach an einem schönen Herbstsonntag an einem Flüsschen spazieren und plötzlich rennt jemand auf einen zu, fuchtelt wild mit den Armen und sagt die ganze Zeit nur: „Die Koordinaten sind auf der rostigen Schranke dort. Da hinten, ziemlich gut versteckt. Der Cacheowner ist schon ein ziemlich linker Hund! Und der alte Mann, der seinen Weidling stakt den findet ihr dann auf der Brücke da vorne“ Klar, alter Mann der seinen Weidling stakt. Ich denke die hätten meine Frau auch etwas gestakt, sie im Besten Falle nur einweisen lassen. Vielleicht wären sie aber auch nur vor lauter Schreck in die vorbeifliessende Reuss gesprungen. Egal, denn wie gesagt konnte ich sie davon abhalten. Das Argument, dass selbst wenn es Cacher wären, niemand so blöd sei wie wir und an dieser Stelle schon nicht mehr weiter kommen würde, überzeugte sie irgendwie. Wobei ich mir sicher bin, dass sie den Satz in ihren Gedanken umformulierte. Denn es war klar, dass für sie niemand so blöd ist wie ICH und hier nicht weiter kommt. Dazu kann ich nur sagen: Wer hatte die Zahlen schon nach 10 Minuten das erste Mal entdeckt??? Egal, wir konnten uns hier sowieso nicht weiter aufhalten, denn wir hatten eine Mission und die galt es zu erfüllen. Also liessen wir die Schranke und die Männer links liegen (eigentlich war es rechts, aber niemand sagt „man lässt jemand rechts liegen“. Da fällt mir ein, woher kommt die Redewendung eigentlich? Vielleicht kann mir das mal jemand sagen, Wikipedia und Google wissen es nämlich nicht) und machten uns nun endgültig auf zum Ziel.

Und das Dejavu ging weiter. Nun kamen wir an diesen ominösen Weg, der dauernd runter zum Fluss und wieder hoch zum Weg ging und ich erinnerte mich, wie ich den Weg damals hasste. Mir war fast so, als würde ich jeden Stein wieder erkennen, als würde mich jeder Baum an die schmerzhaften Schritte damals zurück zum Auto erinnern und als würden die Steine und Bäume uns zurufen: „Ihr schon wieder? Habt ihr noch nicht genug? Geht doch lieber wieder nach Hause vor euer TV, das passt besser zu Euch!“ Nein nein, so leicht machen wir es euch nicht. Diesmal werden wir die Lachenden sein. Die Meter auf dem GPS wurden immer weniger und die innerliche Spannung immer mehr. Und dann waren wir da. „Ankunft am Ziel“ stand auf dem Display das GPS. Tatsächlich, wir waren da. Das Zielgebiet lag vor uns und es war fast so, als wäre seit unserem letzten Mal niemand da gewesen. Ich hatte das Gefühl, jeder Stein, jeder Grashalm und jedes aufgebuddelte Erdloch war noch genauso wie beim letzten Mal. Und ehrlich gesagt, beruhigte mich diese Tatsache keineswegs. Denn natürlich hatte ich die Hoffnung, dass mir bei der Ankunft im Zielgebiet irgendetwas auffällt, was ich beim letzten Besuch noch nicht gesehen hatte. Eine Erleuchtung quasi, den Stern zu Bethlehem sozusagen, der mir den genauen Standort des Versteckes deutlich zeigen würde. Aber nichts. Es sah alles noch genauso aus wie beim letzten Mal und es wurde mir immer klarer, dass uns nicht viel anderes übrig bleibt als noch einmal alles zu durchkämmen. Super.

Meine Frau sprang sofort ins Dickicht und begab sich auf die Suche. Ich wollte das ganze taktischer Angehen. Schritt für Schritt bewegte ich mich vorwärts, bis der Richtungspfeil meines Gekos genau nach links deutete. Auf dieser Höhe muss also das Versteck liegen. Ich machte auch gleich etwas Verdächtiges aus und begann den Gegenstand zu untersuchen. Nichts. Ich schaute aufs GPS und versuchte weiter, mit seiner Hilfe dem Ziel näher zu kommen. Es blieb leider bei dem Versuch, denn auf einmal spielte es verrückt. Erst war das Ziel 5 Meter vor mir, dann plötzlich 15 Meter genau hinter mir um nur wenige Sekunden später wieder 20 Meter links von mir zu sein. Ich gab ganz auf, auf das Display zu schauen, als das Ziel plötzlich 60 Meter rechts von mir liegen sollte was einer Fläche des Zielgebietes von ungefähr 200m² entsprochen hätte. Ich steckte das GPS also in die Tasche und verliess mich nun auf meine Instinkte. Immerhin hatte meine Frau auch noch nichts gefunden, was mich bestärkte. Schliesslich wollte ich heute nicht nur den verdammten Cache finden und die Niederlage wettmachen. Nein, ich wollte auch den Ausgleich in unserem internen Wettkampf, hatte ich doch seit dem letzten Cache einen Lauf (einen gefühlten Lauf zumindest, denn seitdem hatten wir ja keine Touren mehr unternommen) Also machte ich mich nun daran, alles was auch nur im Entferntesten verdächtig aussah, zu untersuchen. Ich schob Äste zur Seite, wedelte Laub weg und entmooste alle Bäume und Stämme in der Umgebung. Nichts. Das durfte doch nicht wahr sein. Mittlerweile waren wir schon wieder seit fast einer Stunde am Suchen und ausser dreckigen Fingern gab es nichts zu berichten. Auch meine Frau kam langsam wieder näher in meine Richtung und musste zugeben, dass sie bald nicht mehr weiter wisse. Das gibt’s doch nicht, das kann doch nicht wahr sein. Ich werde bald wahnsinnig fuhr es in mich. Ich erinnerte mich an Tommy Jaud. „Ein Drittel der Menschen sind bekloppt“ und ich wurde mir immer sicherer, wir gehören doch dazu. Wie sonst war es sich zu erklären dass wir uns das hier antaten. Eisige Minusgrade, gebrochene Hand und ein mit von mehreren Tonnen Laub bedeckter Boden. Man muss bekloppt sein.

Exkurs: Einige werden sicher schon bemerkt haben, dass ich zu Beginn des Kapitels von einem schönen, sonnigen Herbsttag gesprochen habe, was sich mit den eben erwähnten eisigen Minusgraden nicht ganz in Deckung bringen lässt. Na gut, es waren wohl doch eher plus 5 bis 10 Grad Celsius da draussen, aber gefühlt war die Temperatur nah an Sibirien. Auch das mit der gebrochenen Hand ist vielleicht etwas übertrieben werdet ihr denken, da ich es sonst schon längst erwähnt hätte. Stimmt, sie ist eher etwas angeschlagen. Ich habe es nämlich gestern tatsächlich geschafft, mir beim einsteigen ins Auto die Flossen einzuklemmen. Finger am Türrahmen, Türe zu, knack, zack, Aua. Ich hatte bei der ganzen Aktion, bei der ich übrigens noch immer nicht weiss wie es überhaupt passieren konnte, mehr Glück als Verstand. Ich kann die Hand nämlich gut bewegen und nur der Mittelfinger tut weh, wenn man auf ihn drückt. Ich war zwar nicht beim Arzt, aber gebrochen ist glaube ich tatsächlich nichts. Aber anfühlen tut es sich schon so. Das mit dem Laub ist im Übrigen nicht gelogen. Es ist Herbst und der ganze Boden ist zu. Vielleicht wirklich nicht so clever, im Hebst zum Cachen zu gehen.

Wieder zurück im Text. Wir waren also am verzweifeln. Wo bitte soll das Versteck sein. Es gab nun wirklich keine Löcher mehr, die wir nicht schon untersucht hatten. Und vergraben darf man einen Cache schliesslich nicht. Das ist eines der ungeschriebenen Cachegesetze. Ich überlegte, was zu tun ist und da kam mir eine Idee. Der Pfeil, die Richtungs- und Entfernungsangaben waren ziemlich ungenau, sobald man in den Radius von knapp 20 Metern kommt, dass war mir klar. Aber ich kann das GPS ja auf die Koordinatenangaben umschalten. Vielleicht kommen wir auf diese Weise näher an das Ziel heran. Gesagt, getan und siehe da. Es funktionierte. Viel genauer als die bisherigen Angaben sprangen die Koordinaten immer näher in Richtung der Zielkoordinaten. Und da war auch schon der erste verdächtige Gegenstand. Ich blickte nur kurz darauf und war mir sicher, dass ich den schon genau untersucht hatte. Also weiter suchen. Meine Frau verweilte noch ein bisschen aber ich ging weiter. Schliesslich stand der Gegenstand auch noch nicht hundertprozentig an den Koordinaten. Ich erspähte einen weiteren Gegenstand der als mögliches Versteck dienen könnte und der vor allem noch näher an die Zielkoordinaten rankam. Doch bevor ich einen Schritt in Richtung des von mir georteten Zieles machen konnte hörte ich meine Frau: „Jaaaaaaaaa, ich hab ihn. Da ist er. Ich hab fast alles auseinander nehmen müssen aber schau, da ist er!“ Na klar, da ist er, irgendwie logisch. Erst meine Hand und jetzt das. Warum habe ICH denn bitte schön nichts gefunden, als ich dort suchte. Und warum hat meine Frau da überhaupt noch einmal gesucht, wo ich ihr doch gesagt hatte dort alles genauestens unter die Lupe genommen zu haben. Vertraut mir da etwa jemand nicht mehr? Ist das ihr Verständnis von Liebe? Was ist eine Beziehung denn noch wert, wenn man sich nicht mehr gegenseitig vertraut? Wo soll das noch hinführen? Egal, ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte. Ich hatte versagt und dafür gab es keine Entschuldigung. Ich hatte angeblich genauestens gesucht und musste nun eingestehen, dass ich wohl doch nur schluderig darüber geschaut hatte. Und so jemand will einer der besten Cacher werden, jemand der mit seinen Erfolgen ins Guiness Buch der Rekorde möchte? So nicht, mein Freund. Diese Niederlage hatte ich mir also wie schon so oft selber einbrockt. Ich ging zurück zu meiner Frau, gratulierte ihr zu dem Fund und dann loggten wir uns gemeinsam. Denn auch wenn meine Frau wieder einen Punkt auf ihr Konto verbuchen konnte, war natürlich insgesamt die Freude darüber grösser, dass wir diesen Cache endlich gefunden hatten, der uns insgesamt doch fast 7 Stunden beschäftigte. Was soll also die Jammerei über den erneuten 2 Punktevorsprung meiner Frau. Und ich muss ja jetzt auch mal eines sagen. Die Frauen der Welt sehen sich dank des aktuellen Stands unserer Cache-Wertung darin bestätigt, dass sie eben doch die besseren Navigatoren sind. Das möchte ich hier widerlegen. Ohne meine technischen Künste am GPS und meiner genialen Idee auf die Koordinatenansicht zu wechseln, würden wir glaube ich immer noch Laub und Moos zur Seite räumen. Soviel zum Thema, wer besser navigieren kann. Dass ich am Ziel immer nie etwas finde ist glaube ich eher mit dem Männer-Kühlschrank-Phänomen zu vergleichen. Ausser dem Bier finden wir Männer dort auch nie etwas auf Anhieb. Man selber sucht minutenlang nach der Mortadella bis die Frau kommt, einmal in das Kühlgerät hineingreift und das Objekt der Begierde zielsicher herausholt. Das muss irgendeine genetische Sache sein, hat aber mit Navigieren nichts zu tun. Wenn das allerdings stimmt, werde ich den Vorsprung wohl nie aufholen können, es sei denn als Cachebehälter dienen Bierflaschen, volle am besten. Aus diesem Grund mein Aufruf. Männer dieser Welt vereinigt euch. Wenn ihr auch in Zukunft die Könige im Cachen bleiben wollt, dann wählt als Tauschgegenstände beim Cachen nur noch Bierfläschchen. Die finden wir sofort.

Wir hatten die Mission also erfolgreich beendet und konnten uns nun wieder auf den Weg zum Auto machen. Natürlich musste ich mir auf diesem die ganze Zeit anhöre, dass es meine Frau einfach nicht verstehe, dass ich nicht schon etwas gefunden habe, lag das Ziel doch in meinem Suchbereich und hätte ich doch auch gesagt, dort heute schon genau gesucht zu haben. Dass ich, soviel ich mich erinnern kann, genau an dieser Stelle schon beim letzten Mal „genau“ gesucht hatte, behielt ich lieber für mich. Ich möchte mir das in den nächsten Monaten nicht dauernd anhören müssen. So war der Rückweg also auch diesmal fast so mühsam und beschwerlich wie beim letzten Mal.

Erkenntnis des achten Caches – Teil 2: Der Herbst ist zwar schön, macht Cachen aber manchmal ungemein schwer. Stand der internen Cache-Wertung: 5 – 3 für meine Frau.