Dienstag, 23. Oktober 2007

In der alten Heimat (Sonntag, 21. Oktober 2007)

Nun haben wir also bei unseren letzten drei Versuchen Niederlagen einstecken müssen und mir schallte eine alte Weisheit meiner Schwiegermutter in den Ohren. Wenn schlimme Dinge passieren, passieren immer gleich drei. Sie will damit sagen, wenn dir heute dein Fernseher kaputt geht, kannst du davon ausgehen, dass noch weitere zwei, für Einen selbst lebensnotwendige Dinge, kaputte gehen. Also zum Beispiel die Mikrowelle und der Fön. Und irgendwie liegt sie damit auch gar nicht so schlecht. Ist es euch auch schon einmal aufgefallen? Da hört man Wochen-, Monate- oder sogar Jahrelang nichts von einem Zugunglück und wenn es dann mal wieder eines gegeben hat, liest man fast täglich von neuen Zuganfällen. Irgendwie ist das echt komisch. Und scheinbar scheint uns das jetzt gerade auch zu passieren. Da geht wochenlang alles gut und auf einmal scheint es so, als hätten sich alle Cachergötter dieser Welt gegen uns verschworen. Das konnte doch wohl nicht war sein. Aber aufgeben kam für uns nicht in Frage. Wir wollten uns nicht so leicht geschlagen gegeben und daher sollte es dieses Wochenende wieder klappen. Schliesslich waren die drei Unglücke für uns ja jetzt auch passiert.

Da wir uns jedoch schon lange nicht mehr in unserer alten Heimat haben sehen lassen, stand an diesem Wochenende wieder mal ein Besuch dort an. Für alle, die es nämlich noch nicht wissen, wir wohnen zwar mittlerweile in der schönen Schweiz, gebürtig sind ich und meine Frau jedoch Deutsche. Wir kommen aus dem herrlich gelegenen Oberschwaben. Genauer gesagt kommt meine Frau aus dem netten Ravensburg, was vielen durch die Spiele bekannt ist, und ich aus dem wunderschönen Friedrichshafen am Bodensee, allen wohlbekannt durch eben diesen Bodensee und denn vielen Messen und natürlich vor allem dem Zeppelin. Was wir denn dann in der Schweiz machen? Ganz einfach, der Job und die Frau. Der Job hat nämlich zunächst meine Frau in die Schweiz geholt und diese dann später mich. Und mittlerweile fühlen wir uns hier richtig wohl, auch wenn uns die Eidgenössischen Caches in der letzten Zeit nicht gerade verwöhnt haben.

Wie gesagt, dieses Wochenende sollten wir also wieder mal in Oberschwaben verbringen, was uns jedoch nicht daran hindern sollte, endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis in unserer Statistik zu verbuchen. Ich suchte mir also übers Internet Caches in unserer Heimatumgebung und ich wurde schnell fündig, denn es gab ein paar Rahmenbedingungen für uns zu beachten. Sie sollten nicht zu weit weg sein und auch nicht allzu lange dauern, damit wir nicht das ganze Wochenende mit Cachen verbringen und den eigentlichen Grund, die lieben Eltern besuchen, vernachlässigen. Somit war klar, dass es nur Traditionals sein konnten. Ich fand also einige passende und musste dann voll Schreck feststellen, dass es bei geocaching.com eine Funktion gibt, von der ich bisher noch nichts bemerkt hatte. Ich hatte ja an anderer Stelle schon davon erzählt, dass ich mir bei all den Caches, die ich schon ausgedruckt hatte, mit verschiedensten Online-Karten die Mühe machte, mögliche Parkgelegenheiten mit Strassennamen zu suchen, damit wir diese per TomTom ansteuern konnten. Nun war es so, dass ich diesmal jedes Mal herausfinden wollte, wo sich der Cache ungefähr befindet. Ihr wisst schon, wegen der Rahmenbedingung nicht zu weit weg von zu Hause. Und dabei stiess ich auf eine, zumindest für mich neue, Funktion. Man kann in den Cachebeschreibungen im Internet direkt auf einen Link zu diversen Online-Karten klicken. Dort wird einem die Startposition des Caches direkt mit einem Stern angezeigt. Und nicht nur dass. Da es sich nicht ausschliesslich um Google Earth handelt, sind sogar die Strassennamen in der Umgebung des Starts eingetragen. Ich hätte also bei allen Caches zuvor immer nur auf diese Links klicken müssen und hätte dann immer schön die Strasse gehabt, die wir zum Start ansteuern müssen. Und dass sicherlich mit weiniger Fehlern wie mit meiner Methode. Soviel zum Thema, optimiertes Arbeiten. Egal, ich studierte also die in Frage kommenden Caches und entschied mich dann für zwei. Einen für Samstag in meiner Heimatstadt und einen für Sonntag in der meiner Frau. Das sollte zeitlich machbar sein. Dachte ich zumindest. Denn meine Mutter machte mir einen Strich durch die Planung.

Ihr könnt es euch sicherlich vorstellen. Wenn man nach Monaten mal wieder in das alte zu Hause kommt, gibt es viel zu tun. Vor allem wenn die eigene Mutter mittlerweile alleine lebt. Hier muss die Glühbirne ausgewechselt, dort Wasser für den Heizkörper aufgefüllt werden. Nicht zu vergessen diverse grössere Einkäufe, die meine Mama nicht mehr alleine besorgen kann. Ach, und natürlich gab es viel, ja sehr viel zu reden. So kam es, dass wir am Freitag erst um 3 Uhr Nachts die Matratzen unseres Bettes fanden und daher am Samstag ein bisschen länger schliefen. Meine Frau bekam dann auch noch einen Einkaufswahn und so verging die Zeit wie im Fluge und mit ihr die Chance, den Cache im Hafen zu heben. Dabei wäre es ein besonderer Cache gewesen. Wie ich schon einmal erwähnte, verfügt meine Heimatstadt über einen grösseren Flughafen, von dem aus man in alle Welt reisen kann. Nun gibt es unter Cachern eine Besonderheit. Flughäfen haben für jeden Cacher etwas besonderes, auf die ich gleich zurückkommen werde. Zunächst muss ich euch hierfür eine neue Form des Cacheinhaltes erklären, den Travelbug.

Bei diesen Reisekäfern (so heisst es übersetzt) handelt es sich um einen Cacheinhalt, der nicht getauscht wird. Seine Aufgabe besteht darin, durch möglichst viele Caches hindurchzuwandern. Das geschieht wie folgt: Irgendjemand, der einen solchen Travelbug auf die Reise schicken möchte, steckt ihn, zusammen mit einer Umhängemedaillie in einen Cache und versieht ihn noch mit einer Aufgabe. Diese können verschiedenster Art sein, wie z.B. durch möglichst viele Caches reisen, bis zum soundsovielten an einem bestimmten Ort sein, einmal die Pyramiden sehen usw. Wenn nun ein anderer den Cache hebt, in dem sich der Travelbug befindet, kann dieser ihn entnehmen und in den nächsten Cache legen, den er heben wird. Dort geschieht dann wieder das gleiche und so reist der kleine Käfer von Cache zu Cache, von Land zu Land und vielleicht sogar von Kontinent zu Kontinent. Wichtig sind nur zwei Dinge. Man darf ihn nicht als Trade benutzen, also nicht in den anderen Cache legen und dafür wie sonst immer etwas anderes entnehmen. Der Grund hierfür ist ganz einfach. Der Travelbug gehört zu jedem Zeitpunkt demjenigen, der ihn auf die Reise geschickt hat. Der Cacheinhalt gehört hingegen immer dem, der den Cache ins Leben gerufen hat. Würde man nun also den Inhalt eines Caches dauernd mit einem Travelbug austauschen, würden also irgendwann nur noch Travelbugs im Cachebehälter liegen, würde dem Cacheowner nichts mehr gehören, da ja die Travelbugs deren Eigentümern zustehen. In Cacherkreisen wird dies Downtraden genannt. Das zweite was man beachten muss, man sollte jeweils die Aufgabe der Käfer beachten und versuchen diese zu erfüllen, was auch bedeutet dass man den Travelbug nach der Entnahme wieder möglichst schnell in einen neuen Cachebehälter legt.

Diese Travelbugs sind nun der Grund, warum die Nähe von Flughäfen für Cacher so interessant ist. Da dort viele Leute in viele verschiedene Länder fliegen, ist es für die Reisekäfer eine gute Gelegenheit, mit diesen weit zu kommen. Deswegen gibt es fast an jedem Flughafen so genannte Travelbughotels. Diese funktionieren ungefähr so. Ein Reisender geht kurz vor Abflug noch schnell an diesem Cache vorbei, hebt ihn und entnimmt diesem einen oder mehrere Travelbugs. Diese nimmt er mit auf seinen Flug und kann sie dann am Ankunftsflughafen wieder in ein dort in der Nähe befindliches Travelbughotel hineinlegen. Somit kann ein Bug also aus dem schönen Friedrichshafen nach Italien, Spanien, England oder Irland gelangen. Einfach überall in die Welt. Damit nun aber die Bugs nicht nur am Flughafen versauern, sondern ihre Aufgaben auch wirklich erfüllen können, sollten sie nicht immer nur von Hotel zu Hotel reisen. Aus diesem Grund hatte ich vor gehabt, wenigstens einen Travelbug mit in die Schweiz zu nehmen. Aber aus besagter Zeitnot wurde aus diesem Unterfangen diesmal noch nichts. Aber wir kommen ja noch öfters nach Friedrichshafen und ich wusste, dass wir wenigstens am Sonntag in Ravensburg noch zum Cachen kommen werden.

Bei dieser Ansicht hatte ich dann wohl leider den Wettergott vergessen, denn als wir aufstanden lag doch tatsächlich ein weisser Flaum über den Dächern und es schneite schön vor sich hin. Das durfte jetzt doch nicht war sein. Wir haben Mitte Oktober und es schneit? Hallo, liebes Wetter? Es ist verdammt noch mal erst Herbst. Das bedeutet rötliches Laub das langsam von den Bäumen fällt. Kastanien, die beim herabfallen Autos und Köpfe verbeulen. Nebel, früher dunkel. Alles also, nur kein Schnee. Könnte sich dieses Wetter bitteschön auch einmal an die Jahreszeiten halten? Frühling: es blüht. Sommer: es ist heiss. Herbst: es ist neblig. Winter: es schneit!!!!! Aber nein, alles Zetern und Schreien half nichts. Es schneite. Und dabei hatte ich alles so genau geplant. GPS? Dabei. Kompass? Dabei. Cachebeschreibung? Dabei. Alles war perfekt zum cachen, nur nicht das Wetter. Aber ich bot dem eisigen Schnee die Stirn. Ich war fest davon überzeugt, heute loszuziehen. Soll es doch schneien was will. Bin ich denn etwa ein Schönwettercacher? Ich muss zugeben: bisher ja. Ich hatte viel gelesen von Leuten, die bei Wind und Wetter loszogen. Tipps die besagten, man solle ein GPS kaufen, dass auch mal Regen abkann, die Cachebeschreibung am besten immer in Folie packen, da sich Wasser und Tinte nicht so gut vertragen und man im strömenden Regen schnell nichts mehr vom Cache lesen kann. All das hatte mich bisher nicht interessiert denn es war klar. Regnet es draussen, gibt’s bei uns kein Cachen. Auch wenn das Warmduschermässig war. Übertreiben muss man es ja nun nicht, dachte ich immer. Aber heute sollte sich das ändern. Ich wollte den Cache unbedingt machen und da war mir der Schneefall, der in der Zwischenzeit auch schon mehr Regen war, ziemlich egal. Wir zogen los.

Ich merkte recht schnell, dass ich das ganze Vorhaben doch nicht so gut geplant hatte. Denn ausser den oben erwähnten Gegenständen hatte ich nichts weiter aus der Cacherausrüstung dabei. Also keine Multifuktionshose, keinen unserer Aufkleber und vor allem keine warmen Wanderschuhe. So kam es, dass wir schon nach 5 Minuten nasse und vor allem kalte Füsse hatten. Aber umkehren kam nicht in Frage. Schliesslich war der Cache wirklich nur um die Ecke und die Entfernungsangabe auf dem GPS wanderte Sekündlich nach unten. Nach nur 15 Minuten Marsch waren wir schon am Zielort und ich sprang, wie gewohnt sofort ins dichte Gebüsch. Dort hatte ich nämlich eine kleine Öffnung ausgemacht, die mir so aussah als wären hier schon öfters Leute durch. Nach 15 Minuten Suchen musste ich erkennen, dass diese Öffnung wohl nur deswegen vorhanden war, weil jeder vor mir das gleiche dachte wie ich und sich den Weg dorthinein gebahnt hatte. Tatsächlich lag der Cache an einem anderen Ort, denn ich nach weiteren 10 Minuten auch fand. Ja, ihr habt richtig gehört, ICH fand ihn. Es gab nur ein Problem, ich hatte ihn in einem länglichen Loch ausfindig gemacht, oder besser gesagt, ich hatte etwas Verdächtiges in der Hand. Ich wusste nur nicht, wie ich dieses Verdächtige nun dazu bewegen konnte, aus seinem Versteck zu kommen. Ich dreht daran, denn technisch wie ich bin dachte ich mir, der Cachebehälter ist bestimmt mit einem Schraubverschluss eingedreht. Wie diese Verschraubung in dem gut 1 Meter langen und 10 Zentimeter breiten Loch angebracht werden sollte, interessierte mich in diesem Moment nicht. Für mich war klar, es ist verschraubt. Allerdings nur so lange, bis meine Frau es mal versuchte, einfach an dem länglichen Zylinder zog und ihn damit aus dem Versteckt holte. Auf die Frage, wie sie denn auf Ziehen kam antwortete sie nur: „Ich wollte das Ding einfach raus haben und da km mir nur ziehen in den Sinn.“ Das ist wieder typisch Frau. Wir Männer mit all unserem technischen Wissen denken an Verschraubung und daran, dass ziehen nichts bringen kann. Die Frauen jedoch, dank mangels technischen Hintergrundes, ziehen einfach daran und haben ihn. Logisch war er nur mit einem Magneten befestigt, denn wie schon erwähnt hätte der Cacheowner für eine Verschraubung das gesamte Versteck auseinander nehmen müssen. Egal, ich hatte es gefunden und damit gehörte der Punkt diesmal mir. Brav wie immer trugen wir unseren Erfolg ins Logbuch ein, hatten dabei jedoch auf Grund der Wetterlage einige Probleme. Es ist nicht leicht, bei Regen mit einem Kugelschreiber auf ein immer nasser werdendes Stück Papier zu schreiben. Aber wir schafften es.

Wir hatten also unsere Negativserie endlich beendet und gingen fröhlich und sehr gut gelaunt zurück. Ich war zwar immer noch etwas traurig, am Vortag das Travelbughotel nicht besucht zu haben, aber der Erfolg wog natürlich schwerer. Endlich wieder erfolgreich und endlich den Abstand zu meiner Frau verkürzt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie mich diesmal nicht hat gewinnen lassen. Denn irgendwie war sie heute nicht mit so viel Elan beim Suchen, wie die letzten Male. Es kann aber auch einfach nur an den kalten Füssen gelegen haben. Denn ich glaube, sie ist doch eher eine Schönwettercacherin.

Erkenntnis des neunten Caches: Wir sind wieder zurück im Geschäft und in der internen Cache-Wertung steht es nur noch 4 – 3 für meine Frau.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Das Wandern ist des Cachers Lust (Samstag, 13. Oktober 2007)

Der letzte Versuch erfolgreich einen Cache zu heben ging also völlig in die Hose. Aber, wie schon erwähnt, Niederlagen gehören zum Leben eines Cachers und davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Heute wollten wir das Glück wieder auf unsere Seite ziehen. Dazu suchten wir uns einen Cache aus, der eine schöne Wanderung versprach. Er war zwar mit 10 km recht lang, sollte aber grossteils immer schön an der Reuss entlang gehen. Cachen bedeutet ja schliesslich auch, dass man ruhig mal ein bisschen wandert. Immerhin war ein bisschen sportliche Betätigung einer unserer Beweggründe, mit Geocachen zu beginnen. Cachen ist eben kein Sport, den man vom Sofa aus betreiben kann. (Ihr merkt vielleicht schon, dass ich mittlerweile von Sport rede. Aber irgendwie stimmt das ja auch. Man kann gewinnen wie im Sport, man kann verlieren wie im Sport, man tut was für die Gesundheit wie mit Sport und sicher kann man sich auch verletzen wie beim Sport. Auch wenn ich diese Seite des Cachen am liebsten nie erleben möchte) An der Länge des Caches erahnt ihr übrigens auch sicher schon, dass wir uns nach der herben Traditional-Schlappe des letzten Versuches nun wieder an einem Multi versuchten. Die Traditionals vom letzten Mal können wir ja immer noch mal lösen. So Zwischendurch quasi. Die dauern ja nicht lange. Wie man an diesen Sätzen merkt, habe ich trotz Rückschlägen immer noch nichts von meiner Hochnäsigkeit bezüglich meiner Cachefähigkeiten verloren.

Wir starteten also das übliche Programm. Multifunktionshose anziehen (nachdem sich am Birrfeld die letzte Hose verabschiedete, habe ich eine neue), Kompass am Gürtel befestigen, Wanderschuhe schnüren und den Rucksack packen. Dann noch schnell das Ziel ins Navi und los gings. Diesmal liess ich meine Frau fahren, denn dann konnte sie nicht wieder auf die Idee kommen, in die Karte zu schauen und unser Navi in Frage zu stellen. Die Karte liess ich übrigens trotz der klaren Absicht meiner Frau, sie diesmal wieder dabei zu haben, zu Hause. Ich bemerkte diesen versehentlichen Fehler natürlich erst während der Fahrt. Dennoch hatte ich leise Zweifel daran, ob sie der Stimme des Navis so bedingungslos folgen würde. Sie tat es und so kamen wir auch recht schnell am Parkplatz an.

Da Parkplatz und Startkoordinaten nicht identisch waren, gab ich nach unserer Ankunft die Startkoordinaten ins GPS. In der Zwischenzeit kam ein weiteres Auto angefahren und vielleicht könnt ihr euch noch daran erinnern, dass meine Frau mittlerweile in jedem einen Cacher sieht. Natürlich zischte mir meine Frau auch diesmal wieder zu „die machen das bestimmt auch, warum sonst sollten die auf diesen versteckten Parkplatz fahren, auf dem ausser uns keine Menschenseele ist“. Dass in dem Auto eine, ich sage das jetzt mal ohne unhöflich sein zu wollen, ältere Dame Anfang 70 sass und sonst niemand mehr aus dem Auto ausstieg veranlasste meine Frau nicht dazu, darüber nachzudenken ob sie falsch liegen könnte. Ich frage mich langsam, ob es nicht doch irgendwo eine Selbsthilfegruppe gibt, die meiner Frau mit ihrem Problem helfen könnte.

Egal, mittlerweile zeigte mein GPS die Richtung der Startkoordinaten und wir folgten ihm zum Startplatz. Dort liess ich meine Frau unsere erste Aufgabe vorlesen um sie von der älteren Dame abzulenken, die sie noch immer sichtlich beschäftigte. Sie hatte wohl eingesehen, dass sie tatsächlich nicht zum Cachen hier war, was die Situation nicht besser machte, denn nun musste sie natürlich unbedingt wissen was die sonst in dieser Gottverlassenen Gegend macht. Während sie also darüber nachdachte, las sie die Beschreibung der ersten Station vor und so erfuhren wir, dass wir an dem Startpunkt die Koordinaten für den ersten Zwischenposten finden sollten. Einen stämmigen Mann sollten wir suchen, der flussaufwärts seinen Weidling stakt. Da dieser aber zu beschäftigt sei, sollten wir uns an seinen Vis-a-vis halten und dort in Augenhöhe eine dreistellige Zahl finden. Erstes Problem, was bitte ist ein Weidling. Meiner Meinung nach war das uninteressant, da ich mich mehr auf die dreistellige Zahl konzentrierte. Meine Frau hingegen war der Ansicht, ohne zu wissen was ein Weidling ist, nicht weiter zu kommen. Nach einer Dreiviertelstunde war ich auch dieser Meinung denn wir standen noch immer an den Startkoordinaten und wussten nicht mehr weiter. Das gibt’s doch nicht. Sollten wir jetzt etwa wirklich schon am Start aufgeben müssen. Bei einem Cache der Stufe 2. Irgendwo musste doch diese verdammte Zahl sein. Verdächtiges gab es zur Genüge. Eine Grillstelle, viele Bäume und eine Eisenstange die wohl als eine Art Schranke dienen sollte. Wir untersuchten noch einmal alles, den Grillplatz, sogar am Parkplatz suchte ich noch einmal. Nichts. Auch meine Frau fand nichts und fluchte vor sich hin: „Nichts, egal wo man sucht nichts zu finden. Ich habe alles Mögliche abgesucht, aber ausser diesen komischen, aber nicht dreistelligen Zahlen auf der Stange dort gibt es hier nichts!“ Moment. Was hatte sie da gerade gesagt???? Zahlen auf der Stange. Da sind Zahlen auf der Stange und das sagt sie mir erst nach fast einer Stunde suchen. Ich liess sie mir umgehend zeigen und sah auf den ersten Blick: das sind KOORDINATEN!!! Unglaublich, da waren Koordinaten angeschrieben und auf einmal wurde mir auch klar, was meine Frau vorgelesen hatte. „Am Start findest du die Koordinaten für die erste Zwischenstation. Dort (also an der Zwischenstation war mit jetzt klar) findest du den stämmigen Mann“ Wir suchten also die ganze Zeit etwas völlig falsches und meine Frau hatte es wahrscheinlich schon nach 10 Minuten das erste Mal gesehen. Ich konnte es nicht fassen. Klar, auch mich trifft ein wenig die Schuld denn ich hätte beim vorlesen einfach ein bisschen besser zuhören sollen oder spätestens nach einer Viertelstunde der Sucherei selber mal die Cachebeschreibung zur Hand nehmen müssen. Ganz davon abgesehen dass ich diese rostige Möchtegernschranke in der Zeit der Sucherei mindestens dreimal nach Zahlen abgesucht hatte. Aber trotzdem. Cachen ist ein Teamsport und da wir ja nicht zum ersten Mal in der Natur waren, sollte meine Frau doch mittlerweile in der Lage sein, Koordinaten von irgendwem irgendwo dahin geschmierten, nichts bedeutenden Zahlen zu unterscheiden. Ich war am Verzweifeln. Womöglich hatte sie schon bei unserer letzten Suche irgend so eine Dose mit irgend so unbedeutendem Zeugs wie Stift und Notizbuch drin gesehen, dachte sich vielleicht noch, wer schmeisst denn so etwas hier hin, brachte dem ganzen aber weiters keine Aufmerksamkeit mehr entgegen und suchte weiter nach dem Cache. Ich hätte schreien können, aber es hätte ja eh nichts gebracht. Was passiert war, war passiert und ausserdem hatten wir ja nur eine Stunde dadurch verloren. Was soll es schon. Ist ja noch hell, also kein Problem. Ich beruhigte mich allmählich und so machten wir uns auf den Weg zum stämmigen Mann auf seinem Weidling (in der Zwischenzeit weiss ich übrigens, dass ein Weidling ein Flachwasserboot ist und der Begriff vor allem in der Schweiz noch gerne benutzt wird)

Die erste Hürde war genommen. Wir brauchten zwar etwas Zeit aber jetzt waren wir warm und es konnte so richtig losgehen. Die Pechsträhne der letzten Male schien also endlich zu Ende zu gehen. Und tatsächlich, es schien, als wäre unser Glück wieder zu uns zurückgekehrt, denn die nächsten Posten bereiteten uns keine Probleme. Wir fanden den Mann auf seinem Weidling an einer Brücke, überquerten diese, machten uns am gegenüberliegenden Ufer wieder auf den Rückweg und waren frohen Mutes heute wieder erfolgreich zu sein. Im Hinterkopf hatte ich zwar immer noch zwei Dinge. Erstens hatte ich in den Posts zu dem Cache von einigen gelesen, die sagten dass sie wieder zurück mussten weil sie an einer Position etwas falsch machten. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass wir bisher etwas falsch gemacht hätten oder dass wir noch etwas falsch machen würden. Zweitens machte mir die Tatsache sorgen, dass wir nun am anderen Ufer zurückgingen. Das musste nämlich heissen, dass es auch dort eine Brücke geben müsste damit wir wieder zurück zum Auto kommen. Bei unserer einstündigen Suche an der ersten Station waren wir jedoch einige Male am Ufer und da hatte ich weit und breit keine Brücke gesehen. Der Rückweg konnte also sehr lange dauern. Aber das war im Moment nicht das Problem. Jetzt lief es ja erst einmal und wir fühlten uns wieder so richtig zurück im Geschäft. Leider nur bis zu Posten Drei. Dort angekommen fanden wir zwar das, was in der Cachebeschreibung stand, notierten uns die Zahlen und ermittelten die Koordinaten von Posten vier. Doch was ich dann auf meinem GPS sah, brachte mich zum zweiten Mal am heutigen Tag zum verzweifeln. Wir liefen einige Meter und auf einmal zeigte mir mein kleiner, gelber Freund an, das Ziel sei 500m entfernt, genau links von uns. Links von uns? Gut, da war ein Wald zu sehen, sicher möglich dort einen Posten zu verstecken, aber es gab ein kleines Problem, besser gesagt ein ungefähr 100 Meter breites Problem. Zwischen uns und dem Ziel lag die Reuss. Für alle, die sie nicht kenne, es ist ein Fluss. Und wie ich schon vorher befürchtete, keine Brücke weit und breit zu sehen. Ich schaute nach vorne, aber so weit ich sehen konnte zog sich da einfach nur der Fluss geradewegs entlang. Keine Chance da rüber zu kommen oder dass er vielleicht einen Knick machte. Und was hätte der uns auch gebracht. Ich habe noch nie einen Fluss gesehen, der eine 180°-Kehre macht. Zumindest nicht in unseren Breiten. Aber die hätte er schliesslich machen müssen, damit wir ohne Brücke zu dem angezeigten Ziel kommen konnten. Sollte diese Tatsache jetzt etwa bedeuten, dass wir den ganzen Weg zurück zur Brücke mit dem Weidlingmann machen mussten? Alles wieder zurück und die Suche am gegenüberliegenden Ufer fortsetzen? Das konnte nicht sein, so fies kann der Cacheowner nie im Leben sein. Ich ging erst einmal zurück zu Posten 3, schaute ob wir dort einen Fehler gemacht haben. Nein, alles richtig. Das gibt’s doch nicht. Und da kam der Moment, an dem ich die Entscheidung ohne Karte zu Cachen bereute. Wie gerne hätte ich jetzt eine topografische Karte gehabt um zu schauen, wann die nächste Brücke vor uns kommt. Aber wir hatten keine. Ich setzte mich erschüttert auf den Boden und schaute mir die Cachebeschreibung noch mal an. Hatten wir vielleicht etwas übersehen, irgendwo etwas falsch gemacht. Nichts, alles schien richtig zu sein. Ich war völlig geknickt. Ja, ich muss zugeben ich kam zum ersten Mal an einen Punkt, an dem wahrscheinlich schon einige Cacher vor mir waren. Ich war verzweifelt, verstört, völlig am Ende mit den Nerven. In diesem Moment verfluchte ich das Cachen. Ich fragte mich, warum wir damit überhaupt angefangen hatten und malte mir in Gedanken schon den Text aus, den ich in Ebay für unser GPS schreiben würde. Erst die Schlappe am Mittwoch, dann die Schwierigkeiten heute am Start und jetzt dass. Scheinbar haben wir nach dem Glück der ersten Caches nun das Pech gemietet. Mir kam meine Gummibandtheorie wieder in den Sinn. Diese besagt, dass es sich mit dem Glück wie mit einem Gummiband verhält. Mit jedem Stück Glück, welches man hat, spannt sich das Gummiband ein bisschen mehr. Und irgendwann schnallt es zurück und zwar je mehr es gespannt wurde desto kräftiger. Und dann knallt einem das Pech nur so um die Ohren. (Ehrlich gesagt ist es nicht meine Theorie sondern die des völlig kaputten Arztes Becker aus der gleichnamigen Sitcom. Aber sie passte einfach mal wieder zu gut) Ich war also am Ende. Mittlerweile verbrachten wir schon über 2 Stunden mit diesem Cache und ich hatte keine Lust mehr zu überlegen, wie wir weiter kommen könnten. Ehrlich gesagt wollte ich nur noch heim. Ja, ich hatte die Schnauze aber so was von gestrichen voll. Sollen sich doch andere den A.... bei der Suche nach irgendwelchen sinnlosen Caches aufreissen. Ich für meinen Fall brauche das nicht. Gibt auch noch andere schönen Hobbies wie Hallenhalma oder Grashalmzählen. Es muss ja nicht immer so etwas spektakuläres sein.

Solche Situationen sind nun aber glaube ich ein Grund, warum man nie alleine Cachen sollte. Ich hatte ja noch meine Frau. Normalerweise schmeisst sie in solchen Situationen auch recht schnell das Handtuch, aber diesmal schien sie zu sehen, dass einer von uns beiden einen klaren Kopf behalten musste. Aus diesem Grund nahm sie mir das GPS aus der Hand und bewegte sich einfach mal vorwärts. Ich sollte warten während sie mal schaut, was da vorne so passiert. Und ich konnte nicht glauben, mit welch freudigem Blick sie zurückkam. Was sollte dieses Grinsen denn jetzt. Unsere Situation war nun wirklich nicht zum lachen. Oder sollte das etwa bedeuten dass sie endlich mal wieder gute Nachrichten hat? Die hatte sie tatsächlich. Nur ein paar Meter weiter macht der Fluss eine Biegung und das GPS würde das nächste Ziel dann genau geradeaus anzeigen. Das konnte ich nicht glauben. Sollte es tatsächlich so sein, dass meine Enttäuschung nur daher kam, dass unser GPS kurzzeitig ein bisschen die falsche Richtung zeigte. Ich musste mich selbst davon überzeugen und wir zogen gemeinsam los. Und tatsächlich, auf einmal zeigte mir unser Navi das Ziel nicht 90° links von uns, sondern nur noch so ungefähr 70°. Und als wir dann an die Biegung des Flusses kamen und mit ihm um die Kurve liefen, wanderte der Zielpfeil immer mehr auf Null Grad. Unglaublich aber wahr, mein GPS hatte kurzzeitig einen kleinen Schwächeanfall und mich in eine tiefe Krise gerissen. Aber nun waren wir beide wieder voll einsatzbereit. Jetzt sollte uns dieser Cache nicht mehr schlagen, jetzt würde ich ihn bezwingen. Egal was noch kommen sollte.

Es gibt übrigens noch ein paar Gründe, warum man nicht alleine losziehen sollte. Neben dem, das man sich gegenseitig motivieren kann und man es bei der Suche zusammen auch einfacher hat, geht es um die Sicherheit. Man bewegt sich eben meistens doch nicht auf geteerten Strassen sondern auf mehr oder weniger guten Wanderwegen. Da kann es schnell passieren, dass man sich vertritt und den Fuss verstaucht oder noch schlimmere Dinge passieren, die ich hier jetzt nicht erwähnen möchte. Schliesslich schreibe ich keinen neuen Stephen King Horror Thriller. Und in einem solchen Fall ist es gut, wenn man noch jemanden dabei hat, der Hilfe rufen kann. Daher ist es übrigens auch enorm wichtig, dass alle am Cache beteiligten das GPS bedienen können und immer ein Handy bei den Wanderungen dabei ist, damit man Hilfe holen kann. Typisches Männergehabe der Art, dass Frauen solche GPS-Geräte eh nicht bedienen können, hat hier ausnahmsweise nichts verloren. Man stelle sich nur mal vor, man ist im tiefsten Wald, verletzt sich und die begleitende Dame ruft die Rettung und gibt die eigene Position in folgender Art an: „Wir sind irgendwo im Wald, die Bäume um uns herum sind grün mit einem braunen Stamm und der Weg ist mit Kies belegt.“ Diese Ortsangabe hilft wahrscheinlich nur in einem ehemaligen Braunkohlgebiet im Osten Deutschlands, wo die Tatsache von grünen Bäumen eine Seltenheit ist und damit jeder sofort weiss, wo man sich aufhält. Besser ist es da schon, wenn man dem Notruf die genauen GPS-Koordinaten durchgeben kann. Deswegen, immer schön zu zweit Cachen. Oder mit noch mehr.

Aber zurück zum Cache. Meine Frau zog mich also wieder aus meinem Tief und ich war bereit, nun voll motiviert den Rest des Caches zu absolvieren. Zunächst kam auch nichts Besonderes mehr. Die restlichen Posten erreichten wir problemlos und so kamen wir dann nach über dreistündigem Marsch im Zielgebiet an. Nun kam es also nur noch darauf an, wer findet ihn zu erst, denn das wir ihn finden war ja Ehrensache. Nach so einem langen Marsch wird der Cacheowner schon nicht so gemein sein und ein schweres Versteck ausgesucht haben. Daher lautete die Frage also nur, ob ich endlich mal wieder einen Erfolg verbuchen könnte oder ob meine Frau ihren Vorsprung vergrössern wird. Wie so oft erspähten wir sofort mögliche Zielobjekte. Wir gingen darauf zu und untersuchten sie. Nichts. Naja, kein Problem, das Gebiet war gross genug und es gab noch reichlich Material, um eine Cachedose zu verstecken, Wir trennten uns und jeder begann das Terrain zu durchwühlen. Wieder griffen wir in jegliche Löcher, pflügten Moosbewachsene Baumstämme um und schoben das Herbstlaub zur Seite. Nichts. Das konnte doch nicht sein. Sollte sich das Drama vom letzten Cache hier wiederholen. War unser Gummiband noch nicht ganz schlaff und hatte noch etwas Restenergie. Aber aufgeben kam für mich jetzt nicht in Frage. Immer weiter wagte ich mich ins Zielgebiet, blieb an zig Dornenbüschen hängen, die meiner neuen Hose schwer zusetzten. Nichts. Egal was wir auch untersuchten. Wir fanden nichts. Und zu allem übel kam jetzt auch langsam die Dunkelheit. Es half nichts, wir mussten zur letzten Hilfe greifen, den Additional Hints. Das sind verschlüsselte Hinweise über das mögliche Versteck, die manchmal den Cachebeschreibungen beigefügt werden. Ich bin kein Fan von diesen, möchte die Caches natürlich durch eigenes Können lösen, aber wollten wir diesen Cache noch mit ein bisschen Resthelligkeit, mussten wir auf diese zurückgreifen. Mit dem Hinweis machten wir uns noch einmal auf die Suche, drehten noch einmal alles um, was auch nur im Entferntesten an das im Hinweis beschriebene erinnerte. Wieder nichts. Wir kamen einfach nicht weiter. Mittlerweile zweifelte ich daran, dass wir im richtigen Zielgebiet suchten. War vielleicht doch eine der ermittelten Zahlen falsch, hatten wir doch irgendwo etwas übersehen? Es half nichts, angesichts der eintretenden Dämmerung und der Tatsache, dass wir nicht genau wussten, wie lang es noch zum Auto ist, mussten wir die Suche abbrechen. Traurig aber war, auch diesmal wussten wir uns geschlagen geben und ohne Erfolg die Heimreise antreten. Wir brauchten bis hier her einfach zu lange und mussten den vorherigen Fehlern nun Tribut zollen.

Der Marsch zum Auto war furchtbar. Erstens waren es noch einmal 1,5 Kilometer bis zum Parkplatz, zweitens ging es ständig rauf und runter und drittens und am wichtigsten. Dieser Misserfolg wog schwer. Klar gehört das irgendwie zum Cachen dazu und klar haben wir ähnliches doch schon beim letzten Mal erlebt. Aber da waren wir keine vier Stunden unterwegs. Zu sehr erlebten wir diesmal das Auf und Ab des Cacherlebens. Zu sehr lagen Freud und Leid heute beisammen. Mittlerweile tat jeder Schritt weh und die schwere Bürde der Niederlage machten die Schritte auch nicht leichter. Ich verfluchte den Fluss, ich verfluchte den Wald, ich verfluchte das Wandern und ganz besonders verfluchte ich das Geocachen. Ja, endlich hatte mich das Geocachen so weit. Ich konnte Cachen definitiv nicht mehr ausstehen, hasste mich, jemals mit diesem Sport angefangen zu haben und verwünschte den Tag, als ich das erste Mal davon hörte. Ja ich hätte am liebsten gegen jeden Baum getreten, der uns den direkten Weg zum Auto versperrte. Und zu allem übel war der Rückweg natürlich nicht eben. Nein, ständig ging es runter bis an den Fluss, dann wieder rauf in den Wald, anschliessend wieder runter zum Fluss. Keine Ahnung, wer diesen hirnverbrannten Weg konstruiert hatte, aber wäre er mir in diesem Moment begegnet, es hätte nach dem Vorfall am Birrfeld den zweiten Grund gegeben, mich in Guantanamo Bay wegzuschliessen. Aber alles Meckern und Fluchen half nichts. Da das Auto nicht zu uns kam, mussten wir also zum Auto. Nach einer weiteren halben Stunde und mittlerweile fast komplett im Dunkeln erreichten wir den Parkplatz und waren froh, endlich im warmen und gemütlichen Auto zu sitzen.

Zu Hause angekommen erledigte ich noch eine Sache. Mich interessierte einfach, ob wir wenigstens die richtigen Zielkoordinaten und einfach nur schlecht und schlampig gesucht hatten. Dieses eine Erfolgserlebnis brauchte ich noch. Die Gewissheit, wenigstens an den Stationen keine Fehler gemacht zu haben und im richtigen Zielgebiet gesucht zu haben. Aus diesem Grund schrieb ich eine Mail an den Cacheowner und fragte, ob er mir sagen könne ob die ermittelten Zahlen alle stimmten. Inzwischen habe ich auch schon die Antwort bekommen und weiss jetzt, dass wir alles richtig gemacht haben. Er bestätigte die Zahlen und meinte abschliessend nur: „dann müsst ihr wohl noch einmal bei Tageslicht suchen“. Und ich bin mir sicher, er tat dies mit einem leicht süffisanten Lächeln. Aber du und alle anderen könnt euch sicher sein. Das werden wir.

Erkenntnis des achten Caches: Niemand hat gesagt, dass Cachen reines Zuckerschlecken wäre. Stand der internen Cache-Wertung: weiterhin unverändert 4 – 2 für meine Frau.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Doppelrückschlag (Mittwoch, 10.Oktober 2007)

Seit Sonntag und meiner herben Schlappe sind ein paar Tage vergangen und ich war wieder bereit das schöne Wetter zu nutzen und unsere Statistik in neue Rekordhöhen zu hieven. (Vor allem dachte ich, steigern wir mal MEINE Statistik) Wir schauten also unseren Cache-Ordner nach einem geeigneten Ziel durch und wurden schnell fündig. Da schon später Nachmittag war, sollte es nicht zu lange dauern und vor allem auch nicht zu weit weg. Daher entschieden wir uns für einen so genannten Traditional. Und sollten wir diesen schnell lösen, können wir anschliessend noch einen zweiten machen. Hochnäsig wie ich bin und von mir überzeugt dachte ich natürlich: „Da wir den ausgewählten Traditional selbstverständlich schnell lösen, werden wir ganz sicher einen zweiten machen!“ Schliesslich handelte es sich nur um einen Traditional, einem Cache also, bei dem es nur eine Station gibt, nämlich direkt das Versteck. Die angegebenen Koordinaten geben also geradewegs den Ort des Versteckes preis. Keine Rätsel, kein von Station-zu-Station-Laufen, einfach nur hin, suchen, heben, fertig. Das war Caching in seiner ursprünglichen Form und sollte auch mit Schwierigkeit 3 kein Problem für uns sein. Bisher hatten wir zwar immer nur maximal bis Stufe 2 gecachet, aber ich hielt diese Schwierigkeitsangaben sowieso nur für Handgelenk-mal-Pi-Anagben und ausserdem hatten wir ja alle gelöst. Zeit für eine Steigerung also.

Wir fuhren Richtung Neuenhof, dort hatte ich mal wieder per Googel-Earth die Parkmöglichkeit ausgemacht. Oder wie schon erwähnt besser gesagt die Strasse, in der wir einfach nur irgendwo unser Cachemobil abstellen mussten um uns dann auf die Suche nach dem Cache zu machen. Dass uns unser TomTom anzeigte, dass die von uns eingegebene Strasse für Autos gesperrt sei, ignorierten wir, wurde doch in unserer Landkarte angezeigt, dass es diese Strasse gibt. Ja, ihr habt richtig gelesen, Landkarte. Wir hatten zum ersten Mal eine Landkarte des Gebietes dabei, in dem unsere Suche stattfinden sollte. Auf diversen Seiten im Internet hatte ich immer wieder gelesen, dass neben GPS, Kompass, Taschenlampe, Messer etc auch eine topografische Karte des Gebietes dabei sein sollte, in dem man sich aufhielt. Bisher ignorierten wir diese Tatsache und es lief ja auch immer ganz gut. Warum wir diesmal eine hatten, weiss ich zwar immer noch nicht so genau, aber sie sollte heute noch eine entscheidende Rolle spielen. Und das erste Mal ziemlich schnell. Als wir nämlich in die von mir ausgesuchte Zielstrasse einbogen, mussten wir einsehen, dass unser TomTom leider Recht hatte. „Einfahrt für Motorfahrzeuge verboten, lediglich Zubringerdienst zum Ein- und Aussteigen lassen von Zugpassagieren des Bahnhofs ist erlaubt“. Und da wir nun nicht vorhatten, nur eine Person nach dem Cache suchen zu lassen bedeutete dass: Umkehren und legalen Parkplatz suchen. Es gibt jetzt sicherlich genug Cacher unter euch die sagen, legale Parkplätze sind was für Weicheier. Echte, mutige Cacher parken einfach immer an der nächst besten Gelegenheit, egal ob legal oder nicht. Denen möchte ich entgegnen, dass wir der Staatsgewalt erstens nicht andauernd Geld in den Rachen schmeissen wollen und zweitens. Wenn ihr so mutige und ach so tolle Cacher wärt, dann würdet ihr erst gar nicht mit dem Auto zum Cache fahren, sondern echte, naturverbundene Fortbewegungsmittel bevorzugen. So, ich hoffe das hat gesessen. Wir suchten also eine legale Parkmöglichkeit und nach der Odyssee von Gestern habe ich langsam die Vermutung, dass das schwerste am Cachen die Suche nach eben dieser ist. Wir hatten also wieder ein Abstellproblem, aber wir hatten ja Gott sei Dank eine Karte dabei. Und da dort zu unserem Glück auch Parkplätze eingezeichnet waren, entdeckten wir nicht weit von unserem aktuellen Standpunkt einen schönen Parkplatz. Klar gibt es jetzt einige klugscheissenden Technikjunkies unter euch, die an dieser Stelle denken: was für ein Depp, dafür hätte er nun wirklich keine Karte gebraucht. Er hätte ja nur sein TomTom nehmen und mit dessen Hilfe einfach zum nächsten Parkplatz in der Nähe navigieren müssen. Ich sage nur OVI. Ja, mittlerweile ist mir das auch klar, aber in dem Moment fiel es mir natürlich nicht ein und ausserdem wollte ich einen Grund haben, warum Karten beim Cachen notwendig sind.

Wir stellten das Fahrzeug auf dem ausfindig gemachten Parkplatz ab, zahlten brav für eine Stunde die Parkgebühr (mehr brauchen wir dazu ja eh nicht dachte ich mir) und liessen uns dann vom GPS den Weg weisen. Es ging schnurstracks durch eine Hochhaussiedlung, unter den Schienen des Bahnhofs vorbei, an denen ich zum Aus- und Einsteigenlassen hätte parken dürfen, in Richtung Fluss. Dort sollte an einem lauschigen Plätzchen am Wasser der Cache versteckt sein. Wir machten auch schnell ein Loch im Gebüsch ausfindig, dass deutlich darauf hinwies dass vor uns hier schon einige andere durch sind und sahen schnell ein aus unserer Sicht hervorragend geeignetes Versteck. Ich wusste doch, diese Traditionals sind nicht die Welt. Parken, hin zu den Koordinaten, Cachedose heben, eintragen, fertig.

Nach einer Stunde Suchen dachte ich das allerdings nicht mehr. Inzwischen hatten wir unser Suchgebiet weit ausgedehnt und jeden Grashalm umgedreht und in alles rein gegriffen, was ein Loch hatte.

Ich möchte diese Stelle nutzen, um mal wieder abzuschweifen und versuchen klar zu machen, warum Cachen absolut nichts für diese typischen Discomiezen ist, deren Rock eher ein breiter Gürtel ist, deren Gesicht mehr Spachtelmasse besitzt als die Wände in meiner Wohnung und deren Hirn irgendwann einmal aufgehört haben muss, mit zu wachsen. Die eben, die nicht einmal die Seife zu Hause anfassen möchten, weil sie sie eklig finden. Beim Cachen ist man wie schon oft gesagt in der Natur. Und die hat es nun mal so an sich, das darin diverse Tiere und Pflanzen leben. Ebenfalls bringt es die Natur mit, dass diese nach einer gewissen Zeit regelmässig Absonderungen von sich geben, die auf Grund fehlender Klo- und Abwassereinrichtungen eben in der Natur liegen bleiben. Die Biologen unter euch werden jetzt sogar sagen, selbst diese biologischen Abfallprodukte sind wiederum Natur. Egal, auf jeden Fall liegen die rum, gerne auch in den verschiedensten Löchern die von aussen nach geeigneten Cacheverstecken aussehen. Um es kurz zu machen: Es ist hier und da schon eklig, in was man auf seiner wahnsinnigen Suche so alles reinfasst. Und ich bin immer wieder froh, dass ich meistens nicht sehe, was es ist. Dazu kommt bei jedem Loch übrigens auch immer noch die Ungewissheit darüber, was einem darin erwartet. Ich warte ja nur auf den Tag, an dem mir irgend so ein wildes Tier wutentbrannt in den Finger beisst, weil ich auf der Suche nach dem Cache mit meiner Hand gerade sein gesamtes Wohnzimmer zerstöre. Und ich hoffe vor allem, es ist dann auch nur der Finger. Aus diesem Grund liebe Disko-Miezen. Bleibt in der Disko und wartet darauf dass euch die Pass-auf-Typen aufreissen. Was Pass-auf-Typen sind? Ganz einfach, dass sind die, die immer sagen. „Ey, isch sag dir nur drei Worte: PASS AUF!“

Zurück zum Cache. Wir fanden nichts. Nichts was irgendwie verdächtig schien, nichts dass darauf hinwies dass schon welche hier waren, einfach überhaupt nichts. Wir hatten uns auch schon Gedanken gemacht, ob der Name des Caches, „Werkzeug“, etwas verriet. Aber uns kam keine zündende Idee. Werkzeug??? Wollte uns der Owner damit sagen, wir müssen mit einer Kettensäge einen Baum umsäbeln. Oder mit nem Pflug die gesamte Wiese umpflügen? Wir kamen nicht weiter, auch wenn es schwer fiel sich das einzugestehen. Wir hatten wirklich alles gegeben, mussten aber einsehen, dass man nach sechs gehobenen Caches wohl doch noch nicht genug wie ein Cacher denkt, um eine Schwierigkeit von drei zu lösen.

Geknickt und enttäuscht trotteten wir zurück zum Auto. Wir hatten ja schon im Märliwald eine Enttäuschung hinnehmen müssen, aber die konnte ich immer wieder auf unser damalig schlechtes Equipment zurückführen. Das war nun also unser erster Cache den wir mit bestem Equipment nicht lösten. Man kann es natürlich auch weniger nett formulieren. Dies war die erste Cache-Niederlage, weil wir zu blöd waren im Zielgebiet den Behälter zu finden. Aber nur wer Niederlagen einsteckt und lernt wieder aufzustehen, kann es beim Cachen weit bringen. Misserfolge gehören einfach dazu, dass hat sicher schon jeder Cacher erlebt. Und sind wir doch mal ehrlich. Nur wer Verlieren kennt, kann Siege so richtig geniessen, weiss dieser doch dann, dass Siegen eben nicht selbstverständlich ist. Und dieses Siegergefühl wollten wir schnell wieder in unsere Gedanken zurück bringen.

Wir wollten den Tag schliesslich nicht mit einem Misserfolg beenden und so suchten wir uns gleich den nächsten Cache. Natürlich wieder ein Traditional, mussten wir uns doch selbst beweisen, dass wir diese Kategorie auch lösen können. Ich gab das Ziel ins Navi ein und wir machten uns wieder auf den Weg. Es gab nur ein Problem: nicht nur das Navi gab mir den Weg zum Startpunkt vor, auch meine Frau suchte die Strasse auf der Karte und gab mir die Richtung an. Und beiden navigierten mich jeweils genau in die entgegen gesetzte Richtung des anderen. Warum hatten wir diese vermaledeite Karte noch einmal dabei. Keine Ahnung aber ich wusste, dass war der letzte Cache an dem die Karte mit von der Partie sein durfte. Denn nun stand ich vor einem Problem. Was machst du da jetzt als Mann. Logisch, prinzipiell glaubst du deinem Navi, diesem Wunderwerk der modernen Technik, welches seinen Weg auf Grund von zahllosen Satelliten findet, mehr als einer Frau, auch wenn es deine eigene ist. Tust du dies allerdings einfach so, ist das für deine Frau fast, als würdest du ihr fremdgehen. Und zwar mit der Frau aus deinem Navi. Es ist quasi ein Vertrauensbruch und du wirst deine Entscheidung noch Wochen später bereuen. Folgst du hingegen einfach deiner Frau ist deine Situation auch nicht besser. Für sie ist dass dann nämlich der Beweis dafür, dass dieses Navigationsgerät, dieses Wunderwerk der modernen Technik, welches man damals für wahnsinnig viel Geld gekauft hat und deren Anschaffungssinn sie sowieso noch nie verstanden hat, nichts taugt. Als Konsequenz daraus wirst du dich dann nie wieder von deinem Navi irgendwohin lotsen lassen, denn von deiner Frau kommt in dieser Situation jedes Mal der Kommentar: „Ach Super, das Navi führt uns. Dann fahren wir sicher wieder hundert Umwege!“ Was tun also, denn klar weißt du, dass dein Navi Recht hat. Ich löste die ganze Situation diplomatisch. Ich fuhr rechts ran und liess mir von meiner Frau erst einmal auf der Karte zeigen, warum sie entgegengesetzt zum Navi fahren möchte. Und dann hatte ich auch schon die Lösung aus meiner ausweglos scheinenden Situation. Man konnte von zwei Seiten zur Strasse gelangen und da ich beim Cachen aufgrund der fehlenden Hausnummer des Ziels ins Navi immer eins eingebe war es so, dass dieses eben am oberen Ende der Strasse lag und man da schneller mit dem Weg des Navis hinkam. Da unser Ziel nun aber sicher in der Mitte der Strasse liegt, ist es egal welchen Weg wir nehmen und so nahmen wir den meiner Frau. So hatte sie sich durchgesetzt, das technische Wunderwerk aber keinen Kratzer abbekommen und es wird auch in Zukunft noch bedingungslos von meiner Frau akzeptiert.

Wir fuhren also zum Startpunkt, einem legalen Parkplatz an einem Restaurant. Allerdings kamen bei uns immer mehr Zweifel an diesem Cache auf. Zwar zeigten mittlerweile selbst die Wegweiser, dass wir richtig waren. Allerdings wurden die Strassen immer enger und steiler, ja man kam sich langsam vor wie in der Alpen und ich dachte nur noch, hoffentlich kommt mir jetzt keiner entgegen, denn aneinander vorbei kommen wir nicht und wer in solch einem Fall zurücksetzen muss, wusste ich nicht mehr. Es kam Gott sei Dank niemand und so erreichten wir den Parkplatz des Restaurants. Wir parkierten und gaben die Zielkoordinaten des Caches ein. Doch was unser GPS da anzeigte, gefiel uns gar nicht. 1,5 km bis zu den Zielkoordinaten des Caches, irgendwo in dem vor uns liegenden Wald. Eigentlich war diese Entfernung kein Problem für uns, aber durch unseren Misserfolg und den Navigationsproblemen war die Zeit mittlerweile weit fortgeschritten und es dämmerte allmählich. Wir merkten, dass jeweils der andere den Cache noch gerne suchen würde, aber keiner so richtig ein entscheidendes Wort sprechen wollte. Was tun also. Sich aufmachen in den Wald, den Cache suchen und dabei Gefahr laufen, in die Dunkelheit zu geraten? Wir entschieden uns dagegen. Es erschien uns doch als Sinnlos, dieses Unterfangen noch zu starten. Unnötig in Gefahr bringen wollten wir uns dann doch nicht, auch wenn das hiess, die zweite Enttäuschung in Folge hinnehmen zu müssen. Vielleicht werden jetzt diejenigen unter euch, die uns gerne aufbauen wollen sagen, dass nicht wir an der einbrechenden Dunkelheit Schuld waren, sondern dass es sich dabei um ein Naturphänomen handelt, welches Gott sei Dank noch nicht von uns Menschen beeinflusst werden kann. Denen kann ich nur ein Danke entgegnen, aber leider stimmt das nicht so ganz. Durch unsere falschen Navigationen am heutigen Tag haben wir viel Zeit verloren und die gehören eben auch zum Cachen dazu. Insofern haben also doch wir selber Schuld an der Situation.

Wir mussten auch den zweiten Versuch heute ohne Erfolg abbrechen. Scheinbar sollte dieser Tag heute einfach nicht unser sein. Zu Hause wartete dann noch eine letzte unangenehme Aufgabe auf mich. Unser erster Misserfolg musste gepostet werden. Es fiel mir nicht leicht, im Auswahlmenu diesmal nicht „Found it“ sondern „didn’t find it“ auszuwählen, aber ich dachte mir, auch das gehört nun mal dazu. Ausserdem gab es mir die Möglichkeit, auf diese Weise noch die Posts unsere Vorgänger zu lesen und vielleicht den Einen oder Anderen Hinweisen zu finden. Klar ist ein Finden nachdem man Hinweise gelesen hat, nicht ganz makellos, aber wen interessierts. Ich wollte einfach nur Gründe für unseren Fehlschlag. Es war zwar auf der einen Seite deprimierend, wie viele schon erfolgreich nach diesem Cache gesucht hatten, auf der anderen Seite aber auch interessant zu lesen, denn wir erfuhren so, dass Werkzeug anscheinend doch notwendig ist, ihn zu finden. Lag es am Ende also doch nicht nur an unserer Blödheit, dass wir diesen Cache nicht fanden. War unser Equipment für diesen einen Cache doch noch nicht hundertprozentig ausreichend? Das machte Mut und am Ende des Tages wussten wir, diesen Ort werden wir mit Presslufthammer, Kettensäge und Planierraupe noch einmal aufsuchen und dann werden wir erfolgreich sein. Ganz sicher.

Erkenntnis des siebten Caches: In jedem Loch in dem man wühlt ist auch etwas drin, nur leider nicht immer das, was man sucht. Stand der internen Cache-Wertung: unverändert 4 – 2 für meine Frau.