Sonntag, 14. Oktober 2007

Das Wandern ist des Cachers Lust (Samstag, 13. Oktober 2007)

Der letzte Versuch erfolgreich einen Cache zu heben ging also völlig in die Hose. Aber, wie schon erwähnt, Niederlagen gehören zum Leben eines Cachers und davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Heute wollten wir das Glück wieder auf unsere Seite ziehen. Dazu suchten wir uns einen Cache aus, der eine schöne Wanderung versprach. Er war zwar mit 10 km recht lang, sollte aber grossteils immer schön an der Reuss entlang gehen. Cachen bedeutet ja schliesslich auch, dass man ruhig mal ein bisschen wandert. Immerhin war ein bisschen sportliche Betätigung einer unserer Beweggründe, mit Geocachen zu beginnen. Cachen ist eben kein Sport, den man vom Sofa aus betreiben kann. (Ihr merkt vielleicht schon, dass ich mittlerweile von Sport rede. Aber irgendwie stimmt das ja auch. Man kann gewinnen wie im Sport, man kann verlieren wie im Sport, man tut was für die Gesundheit wie mit Sport und sicher kann man sich auch verletzen wie beim Sport. Auch wenn ich diese Seite des Cachen am liebsten nie erleben möchte) An der Länge des Caches erahnt ihr übrigens auch sicher schon, dass wir uns nach der herben Traditional-Schlappe des letzten Versuches nun wieder an einem Multi versuchten. Die Traditionals vom letzten Mal können wir ja immer noch mal lösen. So Zwischendurch quasi. Die dauern ja nicht lange. Wie man an diesen Sätzen merkt, habe ich trotz Rückschlägen immer noch nichts von meiner Hochnäsigkeit bezüglich meiner Cachefähigkeiten verloren.

Wir starteten also das übliche Programm. Multifunktionshose anziehen (nachdem sich am Birrfeld die letzte Hose verabschiedete, habe ich eine neue), Kompass am Gürtel befestigen, Wanderschuhe schnüren und den Rucksack packen. Dann noch schnell das Ziel ins Navi und los gings. Diesmal liess ich meine Frau fahren, denn dann konnte sie nicht wieder auf die Idee kommen, in die Karte zu schauen und unser Navi in Frage zu stellen. Die Karte liess ich übrigens trotz der klaren Absicht meiner Frau, sie diesmal wieder dabei zu haben, zu Hause. Ich bemerkte diesen versehentlichen Fehler natürlich erst während der Fahrt. Dennoch hatte ich leise Zweifel daran, ob sie der Stimme des Navis so bedingungslos folgen würde. Sie tat es und so kamen wir auch recht schnell am Parkplatz an.

Da Parkplatz und Startkoordinaten nicht identisch waren, gab ich nach unserer Ankunft die Startkoordinaten ins GPS. In der Zwischenzeit kam ein weiteres Auto angefahren und vielleicht könnt ihr euch noch daran erinnern, dass meine Frau mittlerweile in jedem einen Cacher sieht. Natürlich zischte mir meine Frau auch diesmal wieder zu „die machen das bestimmt auch, warum sonst sollten die auf diesen versteckten Parkplatz fahren, auf dem ausser uns keine Menschenseele ist“. Dass in dem Auto eine, ich sage das jetzt mal ohne unhöflich sein zu wollen, ältere Dame Anfang 70 sass und sonst niemand mehr aus dem Auto ausstieg veranlasste meine Frau nicht dazu, darüber nachzudenken ob sie falsch liegen könnte. Ich frage mich langsam, ob es nicht doch irgendwo eine Selbsthilfegruppe gibt, die meiner Frau mit ihrem Problem helfen könnte.

Egal, mittlerweile zeigte mein GPS die Richtung der Startkoordinaten und wir folgten ihm zum Startplatz. Dort liess ich meine Frau unsere erste Aufgabe vorlesen um sie von der älteren Dame abzulenken, die sie noch immer sichtlich beschäftigte. Sie hatte wohl eingesehen, dass sie tatsächlich nicht zum Cachen hier war, was die Situation nicht besser machte, denn nun musste sie natürlich unbedingt wissen was die sonst in dieser Gottverlassenen Gegend macht. Während sie also darüber nachdachte, las sie die Beschreibung der ersten Station vor und so erfuhren wir, dass wir an dem Startpunkt die Koordinaten für den ersten Zwischenposten finden sollten. Einen stämmigen Mann sollten wir suchen, der flussaufwärts seinen Weidling stakt. Da dieser aber zu beschäftigt sei, sollten wir uns an seinen Vis-a-vis halten und dort in Augenhöhe eine dreistellige Zahl finden. Erstes Problem, was bitte ist ein Weidling. Meiner Meinung nach war das uninteressant, da ich mich mehr auf die dreistellige Zahl konzentrierte. Meine Frau hingegen war der Ansicht, ohne zu wissen was ein Weidling ist, nicht weiter zu kommen. Nach einer Dreiviertelstunde war ich auch dieser Meinung denn wir standen noch immer an den Startkoordinaten und wussten nicht mehr weiter. Das gibt’s doch nicht. Sollten wir jetzt etwa wirklich schon am Start aufgeben müssen. Bei einem Cache der Stufe 2. Irgendwo musste doch diese verdammte Zahl sein. Verdächtiges gab es zur Genüge. Eine Grillstelle, viele Bäume und eine Eisenstange die wohl als eine Art Schranke dienen sollte. Wir untersuchten noch einmal alles, den Grillplatz, sogar am Parkplatz suchte ich noch einmal. Nichts. Auch meine Frau fand nichts und fluchte vor sich hin: „Nichts, egal wo man sucht nichts zu finden. Ich habe alles Mögliche abgesucht, aber ausser diesen komischen, aber nicht dreistelligen Zahlen auf der Stange dort gibt es hier nichts!“ Moment. Was hatte sie da gerade gesagt???? Zahlen auf der Stange. Da sind Zahlen auf der Stange und das sagt sie mir erst nach fast einer Stunde suchen. Ich liess sie mir umgehend zeigen und sah auf den ersten Blick: das sind KOORDINATEN!!! Unglaublich, da waren Koordinaten angeschrieben und auf einmal wurde mir auch klar, was meine Frau vorgelesen hatte. „Am Start findest du die Koordinaten für die erste Zwischenstation. Dort (also an der Zwischenstation war mit jetzt klar) findest du den stämmigen Mann“ Wir suchten also die ganze Zeit etwas völlig falsches und meine Frau hatte es wahrscheinlich schon nach 10 Minuten das erste Mal gesehen. Ich konnte es nicht fassen. Klar, auch mich trifft ein wenig die Schuld denn ich hätte beim vorlesen einfach ein bisschen besser zuhören sollen oder spätestens nach einer Viertelstunde der Sucherei selber mal die Cachebeschreibung zur Hand nehmen müssen. Ganz davon abgesehen dass ich diese rostige Möchtegernschranke in der Zeit der Sucherei mindestens dreimal nach Zahlen abgesucht hatte. Aber trotzdem. Cachen ist ein Teamsport und da wir ja nicht zum ersten Mal in der Natur waren, sollte meine Frau doch mittlerweile in der Lage sein, Koordinaten von irgendwem irgendwo dahin geschmierten, nichts bedeutenden Zahlen zu unterscheiden. Ich war am Verzweifeln. Womöglich hatte sie schon bei unserer letzten Suche irgend so eine Dose mit irgend so unbedeutendem Zeugs wie Stift und Notizbuch drin gesehen, dachte sich vielleicht noch, wer schmeisst denn so etwas hier hin, brachte dem ganzen aber weiters keine Aufmerksamkeit mehr entgegen und suchte weiter nach dem Cache. Ich hätte schreien können, aber es hätte ja eh nichts gebracht. Was passiert war, war passiert und ausserdem hatten wir ja nur eine Stunde dadurch verloren. Was soll es schon. Ist ja noch hell, also kein Problem. Ich beruhigte mich allmählich und so machten wir uns auf den Weg zum stämmigen Mann auf seinem Weidling (in der Zwischenzeit weiss ich übrigens, dass ein Weidling ein Flachwasserboot ist und der Begriff vor allem in der Schweiz noch gerne benutzt wird)

Die erste Hürde war genommen. Wir brauchten zwar etwas Zeit aber jetzt waren wir warm und es konnte so richtig losgehen. Die Pechsträhne der letzten Male schien also endlich zu Ende zu gehen. Und tatsächlich, es schien, als wäre unser Glück wieder zu uns zurückgekehrt, denn die nächsten Posten bereiteten uns keine Probleme. Wir fanden den Mann auf seinem Weidling an einer Brücke, überquerten diese, machten uns am gegenüberliegenden Ufer wieder auf den Rückweg und waren frohen Mutes heute wieder erfolgreich zu sein. Im Hinterkopf hatte ich zwar immer noch zwei Dinge. Erstens hatte ich in den Posts zu dem Cache von einigen gelesen, die sagten dass sie wieder zurück mussten weil sie an einer Position etwas falsch machten. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass wir bisher etwas falsch gemacht hätten oder dass wir noch etwas falsch machen würden. Zweitens machte mir die Tatsache sorgen, dass wir nun am anderen Ufer zurückgingen. Das musste nämlich heissen, dass es auch dort eine Brücke geben müsste damit wir wieder zurück zum Auto kommen. Bei unserer einstündigen Suche an der ersten Station waren wir jedoch einige Male am Ufer und da hatte ich weit und breit keine Brücke gesehen. Der Rückweg konnte also sehr lange dauern. Aber das war im Moment nicht das Problem. Jetzt lief es ja erst einmal und wir fühlten uns wieder so richtig zurück im Geschäft. Leider nur bis zu Posten Drei. Dort angekommen fanden wir zwar das, was in der Cachebeschreibung stand, notierten uns die Zahlen und ermittelten die Koordinaten von Posten vier. Doch was ich dann auf meinem GPS sah, brachte mich zum zweiten Mal am heutigen Tag zum verzweifeln. Wir liefen einige Meter und auf einmal zeigte mir mein kleiner, gelber Freund an, das Ziel sei 500m entfernt, genau links von uns. Links von uns? Gut, da war ein Wald zu sehen, sicher möglich dort einen Posten zu verstecken, aber es gab ein kleines Problem, besser gesagt ein ungefähr 100 Meter breites Problem. Zwischen uns und dem Ziel lag die Reuss. Für alle, die sie nicht kenne, es ist ein Fluss. Und wie ich schon vorher befürchtete, keine Brücke weit und breit zu sehen. Ich schaute nach vorne, aber so weit ich sehen konnte zog sich da einfach nur der Fluss geradewegs entlang. Keine Chance da rüber zu kommen oder dass er vielleicht einen Knick machte. Und was hätte der uns auch gebracht. Ich habe noch nie einen Fluss gesehen, der eine 180°-Kehre macht. Zumindest nicht in unseren Breiten. Aber die hätte er schliesslich machen müssen, damit wir ohne Brücke zu dem angezeigten Ziel kommen konnten. Sollte diese Tatsache jetzt etwa bedeuten, dass wir den ganzen Weg zurück zur Brücke mit dem Weidlingmann machen mussten? Alles wieder zurück und die Suche am gegenüberliegenden Ufer fortsetzen? Das konnte nicht sein, so fies kann der Cacheowner nie im Leben sein. Ich ging erst einmal zurück zu Posten 3, schaute ob wir dort einen Fehler gemacht haben. Nein, alles richtig. Das gibt’s doch nicht. Und da kam der Moment, an dem ich die Entscheidung ohne Karte zu Cachen bereute. Wie gerne hätte ich jetzt eine topografische Karte gehabt um zu schauen, wann die nächste Brücke vor uns kommt. Aber wir hatten keine. Ich setzte mich erschüttert auf den Boden und schaute mir die Cachebeschreibung noch mal an. Hatten wir vielleicht etwas übersehen, irgendwo etwas falsch gemacht. Nichts, alles schien richtig zu sein. Ich war völlig geknickt. Ja, ich muss zugeben ich kam zum ersten Mal an einen Punkt, an dem wahrscheinlich schon einige Cacher vor mir waren. Ich war verzweifelt, verstört, völlig am Ende mit den Nerven. In diesem Moment verfluchte ich das Cachen. Ich fragte mich, warum wir damit überhaupt angefangen hatten und malte mir in Gedanken schon den Text aus, den ich in Ebay für unser GPS schreiben würde. Erst die Schlappe am Mittwoch, dann die Schwierigkeiten heute am Start und jetzt dass. Scheinbar haben wir nach dem Glück der ersten Caches nun das Pech gemietet. Mir kam meine Gummibandtheorie wieder in den Sinn. Diese besagt, dass es sich mit dem Glück wie mit einem Gummiband verhält. Mit jedem Stück Glück, welches man hat, spannt sich das Gummiband ein bisschen mehr. Und irgendwann schnallt es zurück und zwar je mehr es gespannt wurde desto kräftiger. Und dann knallt einem das Pech nur so um die Ohren. (Ehrlich gesagt ist es nicht meine Theorie sondern die des völlig kaputten Arztes Becker aus der gleichnamigen Sitcom. Aber sie passte einfach mal wieder zu gut) Ich war also am Ende. Mittlerweile verbrachten wir schon über 2 Stunden mit diesem Cache und ich hatte keine Lust mehr zu überlegen, wie wir weiter kommen könnten. Ehrlich gesagt wollte ich nur noch heim. Ja, ich hatte die Schnauze aber so was von gestrichen voll. Sollen sich doch andere den A.... bei der Suche nach irgendwelchen sinnlosen Caches aufreissen. Ich für meinen Fall brauche das nicht. Gibt auch noch andere schönen Hobbies wie Hallenhalma oder Grashalmzählen. Es muss ja nicht immer so etwas spektakuläres sein.

Solche Situationen sind nun aber glaube ich ein Grund, warum man nie alleine Cachen sollte. Ich hatte ja noch meine Frau. Normalerweise schmeisst sie in solchen Situationen auch recht schnell das Handtuch, aber diesmal schien sie zu sehen, dass einer von uns beiden einen klaren Kopf behalten musste. Aus diesem Grund nahm sie mir das GPS aus der Hand und bewegte sich einfach mal vorwärts. Ich sollte warten während sie mal schaut, was da vorne so passiert. Und ich konnte nicht glauben, mit welch freudigem Blick sie zurückkam. Was sollte dieses Grinsen denn jetzt. Unsere Situation war nun wirklich nicht zum lachen. Oder sollte das etwa bedeuten dass sie endlich mal wieder gute Nachrichten hat? Die hatte sie tatsächlich. Nur ein paar Meter weiter macht der Fluss eine Biegung und das GPS würde das nächste Ziel dann genau geradeaus anzeigen. Das konnte ich nicht glauben. Sollte es tatsächlich so sein, dass meine Enttäuschung nur daher kam, dass unser GPS kurzzeitig ein bisschen die falsche Richtung zeigte. Ich musste mich selbst davon überzeugen und wir zogen gemeinsam los. Und tatsächlich, auf einmal zeigte mir unser Navi das Ziel nicht 90° links von uns, sondern nur noch so ungefähr 70°. Und als wir dann an die Biegung des Flusses kamen und mit ihm um die Kurve liefen, wanderte der Zielpfeil immer mehr auf Null Grad. Unglaublich aber wahr, mein GPS hatte kurzzeitig einen kleinen Schwächeanfall und mich in eine tiefe Krise gerissen. Aber nun waren wir beide wieder voll einsatzbereit. Jetzt sollte uns dieser Cache nicht mehr schlagen, jetzt würde ich ihn bezwingen. Egal was noch kommen sollte.

Es gibt übrigens noch ein paar Gründe, warum man nicht alleine losziehen sollte. Neben dem, das man sich gegenseitig motivieren kann und man es bei der Suche zusammen auch einfacher hat, geht es um die Sicherheit. Man bewegt sich eben meistens doch nicht auf geteerten Strassen sondern auf mehr oder weniger guten Wanderwegen. Da kann es schnell passieren, dass man sich vertritt und den Fuss verstaucht oder noch schlimmere Dinge passieren, die ich hier jetzt nicht erwähnen möchte. Schliesslich schreibe ich keinen neuen Stephen King Horror Thriller. Und in einem solchen Fall ist es gut, wenn man noch jemanden dabei hat, der Hilfe rufen kann. Daher ist es übrigens auch enorm wichtig, dass alle am Cache beteiligten das GPS bedienen können und immer ein Handy bei den Wanderungen dabei ist, damit man Hilfe holen kann. Typisches Männergehabe der Art, dass Frauen solche GPS-Geräte eh nicht bedienen können, hat hier ausnahmsweise nichts verloren. Man stelle sich nur mal vor, man ist im tiefsten Wald, verletzt sich und die begleitende Dame ruft die Rettung und gibt die eigene Position in folgender Art an: „Wir sind irgendwo im Wald, die Bäume um uns herum sind grün mit einem braunen Stamm und der Weg ist mit Kies belegt.“ Diese Ortsangabe hilft wahrscheinlich nur in einem ehemaligen Braunkohlgebiet im Osten Deutschlands, wo die Tatsache von grünen Bäumen eine Seltenheit ist und damit jeder sofort weiss, wo man sich aufhält. Besser ist es da schon, wenn man dem Notruf die genauen GPS-Koordinaten durchgeben kann. Deswegen, immer schön zu zweit Cachen. Oder mit noch mehr.

Aber zurück zum Cache. Meine Frau zog mich also wieder aus meinem Tief und ich war bereit, nun voll motiviert den Rest des Caches zu absolvieren. Zunächst kam auch nichts Besonderes mehr. Die restlichen Posten erreichten wir problemlos und so kamen wir dann nach über dreistündigem Marsch im Zielgebiet an. Nun kam es also nur noch darauf an, wer findet ihn zu erst, denn das wir ihn finden war ja Ehrensache. Nach so einem langen Marsch wird der Cacheowner schon nicht so gemein sein und ein schweres Versteck ausgesucht haben. Daher lautete die Frage also nur, ob ich endlich mal wieder einen Erfolg verbuchen könnte oder ob meine Frau ihren Vorsprung vergrössern wird. Wie so oft erspähten wir sofort mögliche Zielobjekte. Wir gingen darauf zu und untersuchten sie. Nichts. Naja, kein Problem, das Gebiet war gross genug und es gab noch reichlich Material, um eine Cachedose zu verstecken, Wir trennten uns und jeder begann das Terrain zu durchwühlen. Wieder griffen wir in jegliche Löcher, pflügten Moosbewachsene Baumstämme um und schoben das Herbstlaub zur Seite. Nichts. Das konnte doch nicht sein. Sollte sich das Drama vom letzten Cache hier wiederholen. War unser Gummiband noch nicht ganz schlaff und hatte noch etwas Restenergie. Aber aufgeben kam für mich jetzt nicht in Frage. Immer weiter wagte ich mich ins Zielgebiet, blieb an zig Dornenbüschen hängen, die meiner neuen Hose schwer zusetzten. Nichts. Egal was wir auch untersuchten. Wir fanden nichts. Und zu allem übel kam jetzt auch langsam die Dunkelheit. Es half nichts, wir mussten zur letzten Hilfe greifen, den Additional Hints. Das sind verschlüsselte Hinweise über das mögliche Versteck, die manchmal den Cachebeschreibungen beigefügt werden. Ich bin kein Fan von diesen, möchte die Caches natürlich durch eigenes Können lösen, aber wollten wir diesen Cache noch mit ein bisschen Resthelligkeit, mussten wir auf diese zurückgreifen. Mit dem Hinweis machten wir uns noch einmal auf die Suche, drehten noch einmal alles um, was auch nur im Entferntesten an das im Hinweis beschriebene erinnerte. Wieder nichts. Wir kamen einfach nicht weiter. Mittlerweile zweifelte ich daran, dass wir im richtigen Zielgebiet suchten. War vielleicht doch eine der ermittelten Zahlen falsch, hatten wir doch irgendwo etwas übersehen? Es half nichts, angesichts der eintretenden Dämmerung und der Tatsache, dass wir nicht genau wussten, wie lang es noch zum Auto ist, mussten wir die Suche abbrechen. Traurig aber war, auch diesmal wussten wir uns geschlagen geben und ohne Erfolg die Heimreise antreten. Wir brauchten bis hier her einfach zu lange und mussten den vorherigen Fehlern nun Tribut zollen.

Der Marsch zum Auto war furchtbar. Erstens waren es noch einmal 1,5 Kilometer bis zum Parkplatz, zweitens ging es ständig rauf und runter und drittens und am wichtigsten. Dieser Misserfolg wog schwer. Klar gehört das irgendwie zum Cachen dazu und klar haben wir ähnliches doch schon beim letzten Mal erlebt. Aber da waren wir keine vier Stunden unterwegs. Zu sehr erlebten wir diesmal das Auf und Ab des Cacherlebens. Zu sehr lagen Freud und Leid heute beisammen. Mittlerweile tat jeder Schritt weh und die schwere Bürde der Niederlage machten die Schritte auch nicht leichter. Ich verfluchte den Fluss, ich verfluchte den Wald, ich verfluchte das Wandern und ganz besonders verfluchte ich das Geocachen. Ja, endlich hatte mich das Geocachen so weit. Ich konnte Cachen definitiv nicht mehr ausstehen, hasste mich, jemals mit diesem Sport angefangen zu haben und verwünschte den Tag, als ich das erste Mal davon hörte. Ja ich hätte am liebsten gegen jeden Baum getreten, der uns den direkten Weg zum Auto versperrte. Und zu allem übel war der Rückweg natürlich nicht eben. Nein, ständig ging es runter bis an den Fluss, dann wieder rauf in den Wald, anschliessend wieder runter zum Fluss. Keine Ahnung, wer diesen hirnverbrannten Weg konstruiert hatte, aber wäre er mir in diesem Moment begegnet, es hätte nach dem Vorfall am Birrfeld den zweiten Grund gegeben, mich in Guantanamo Bay wegzuschliessen. Aber alles Meckern und Fluchen half nichts. Da das Auto nicht zu uns kam, mussten wir also zum Auto. Nach einer weiteren halben Stunde und mittlerweile fast komplett im Dunkeln erreichten wir den Parkplatz und waren froh, endlich im warmen und gemütlichen Auto zu sitzen.

Zu Hause angekommen erledigte ich noch eine Sache. Mich interessierte einfach, ob wir wenigstens die richtigen Zielkoordinaten und einfach nur schlecht und schlampig gesucht hatten. Dieses eine Erfolgserlebnis brauchte ich noch. Die Gewissheit, wenigstens an den Stationen keine Fehler gemacht zu haben und im richtigen Zielgebiet gesucht zu haben. Aus diesem Grund schrieb ich eine Mail an den Cacheowner und fragte, ob er mir sagen könne ob die ermittelten Zahlen alle stimmten. Inzwischen habe ich auch schon die Antwort bekommen und weiss jetzt, dass wir alles richtig gemacht haben. Er bestätigte die Zahlen und meinte abschliessend nur: „dann müsst ihr wohl noch einmal bei Tageslicht suchen“. Und ich bin mir sicher, er tat dies mit einem leicht süffisanten Lächeln. Aber du und alle anderen könnt euch sicher sein. Das werden wir.

Erkenntnis des achten Caches: Niemand hat gesagt, dass Cachen reines Zuckerschlecken wäre. Stand der internen Cache-Wertung: weiterhin unverändert 4 – 2 für meine Frau.

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