Dienstag, 23. Oktober 2007

In der alten Heimat (Sonntag, 21. Oktober 2007)

Nun haben wir also bei unseren letzten drei Versuchen Niederlagen einstecken müssen und mir schallte eine alte Weisheit meiner Schwiegermutter in den Ohren. Wenn schlimme Dinge passieren, passieren immer gleich drei. Sie will damit sagen, wenn dir heute dein Fernseher kaputt geht, kannst du davon ausgehen, dass noch weitere zwei, für Einen selbst lebensnotwendige Dinge, kaputte gehen. Also zum Beispiel die Mikrowelle und der Fön. Und irgendwie liegt sie damit auch gar nicht so schlecht. Ist es euch auch schon einmal aufgefallen? Da hört man Wochen-, Monate- oder sogar Jahrelang nichts von einem Zugunglück und wenn es dann mal wieder eines gegeben hat, liest man fast täglich von neuen Zuganfällen. Irgendwie ist das echt komisch. Und scheinbar scheint uns das jetzt gerade auch zu passieren. Da geht wochenlang alles gut und auf einmal scheint es so, als hätten sich alle Cachergötter dieser Welt gegen uns verschworen. Das konnte doch wohl nicht war sein. Aber aufgeben kam für uns nicht in Frage. Wir wollten uns nicht so leicht geschlagen gegeben und daher sollte es dieses Wochenende wieder klappen. Schliesslich waren die drei Unglücke für uns ja jetzt auch passiert.

Da wir uns jedoch schon lange nicht mehr in unserer alten Heimat haben sehen lassen, stand an diesem Wochenende wieder mal ein Besuch dort an. Für alle, die es nämlich noch nicht wissen, wir wohnen zwar mittlerweile in der schönen Schweiz, gebürtig sind ich und meine Frau jedoch Deutsche. Wir kommen aus dem herrlich gelegenen Oberschwaben. Genauer gesagt kommt meine Frau aus dem netten Ravensburg, was vielen durch die Spiele bekannt ist, und ich aus dem wunderschönen Friedrichshafen am Bodensee, allen wohlbekannt durch eben diesen Bodensee und denn vielen Messen und natürlich vor allem dem Zeppelin. Was wir denn dann in der Schweiz machen? Ganz einfach, der Job und die Frau. Der Job hat nämlich zunächst meine Frau in die Schweiz geholt und diese dann später mich. Und mittlerweile fühlen wir uns hier richtig wohl, auch wenn uns die Eidgenössischen Caches in der letzten Zeit nicht gerade verwöhnt haben.

Wie gesagt, dieses Wochenende sollten wir also wieder mal in Oberschwaben verbringen, was uns jedoch nicht daran hindern sollte, endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis in unserer Statistik zu verbuchen. Ich suchte mir also übers Internet Caches in unserer Heimatumgebung und ich wurde schnell fündig, denn es gab ein paar Rahmenbedingungen für uns zu beachten. Sie sollten nicht zu weit weg sein und auch nicht allzu lange dauern, damit wir nicht das ganze Wochenende mit Cachen verbringen und den eigentlichen Grund, die lieben Eltern besuchen, vernachlässigen. Somit war klar, dass es nur Traditionals sein konnten. Ich fand also einige passende und musste dann voll Schreck feststellen, dass es bei geocaching.com eine Funktion gibt, von der ich bisher noch nichts bemerkt hatte. Ich hatte ja an anderer Stelle schon davon erzählt, dass ich mir bei all den Caches, die ich schon ausgedruckt hatte, mit verschiedensten Online-Karten die Mühe machte, mögliche Parkgelegenheiten mit Strassennamen zu suchen, damit wir diese per TomTom ansteuern konnten. Nun war es so, dass ich diesmal jedes Mal herausfinden wollte, wo sich der Cache ungefähr befindet. Ihr wisst schon, wegen der Rahmenbedingung nicht zu weit weg von zu Hause. Und dabei stiess ich auf eine, zumindest für mich neue, Funktion. Man kann in den Cachebeschreibungen im Internet direkt auf einen Link zu diversen Online-Karten klicken. Dort wird einem die Startposition des Caches direkt mit einem Stern angezeigt. Und nicht nur dass. Da es sich nicht ausschliesslich um Google Earth handelt, sind sogar die Strassennamen in der Umgebung des Starts eingetragen. Ich hätte also bei allen Caches zuvor immer nur auf diese Links klicken müssen und hätte dann immer schön die Strasse gehabt, die wir zum Start ansteuern müssen. Und dass sicherlich mit weiniger Fehlern wie mit meiner Methode. Soviel zum Thema, optimiertes Arbeiten. Egal, ich studierte also die in Frage kommenden Caches und entschied mich dann für zwei. Einen für Samstag in meiner Heimatstadt und einen für Sonntag in der meiner Frau. Das sollte zeitlich machbar sein. Dachte ich zumindest. Denn meine Mutter machte mir einen Strich durch die Planung.

Ihr könnt es euch sicherlich vorstellen. Wenn man nach Monaten mal wieder in das alte zu Hause kommt, gibt es viel zu tun. Vor allem wenn die eigene Mutter mittlerweile alleine lebt. Hier muss die Glühbirne ausgewechselt, dort Wasser für den Heizkörper aufgefüllt werden. Nicht zu vergessen diverse grössere Einkäufe, die meine Mama nicht mehr alleine besorgen kann. Ach, und natürlich gab es viel, ja sehr viel zu reden. So kam es, dass wir am Freitag erst um 3 Uhr Nachts die Matratzen unseres Bettes fanden und daher am Samstag ein bisschen länger schliefen. Meine Frau bekam dann auch noch einen Einkaufswahn und so verging die Zeit wie im Fluge und mit ihr die Chance, den Cache im Hafen zu heben. Dabei wäre es ein besonderer Cache gewesen. Wie ich schon einmal erwähnte, verfügt meine Heimatstadt über einen grösseren Flughafen, von dem aus man in alle Welt reisen kann. Nun gibt es unter Cachern eine Besonderheit. Flughäfen haben für jeden Cacher etwas besonderes, auf die ich gleich zurückkommen werde. Zunächst muss ich euch hierfür eine neue Form des Cacheinhaltes erklären, den Travelbug.

Bei diesen Reisekäfern (so heisst es übersetzt) handelt es sich um einen Cacheinhalt, der nicht getauscht wird. Seine Aufgabe besteht darin, durch möglichst viele Caches hindurchzuwandern. Das geschieht wie folgt: Irgendjemand, der einen solchen Travelbug auf die Reise schicken möchte, steckt ihn, zusammen mit einer Umhängemedaillie in einen Cache und versieht ihn noch mit einer Aufgabe. Diese können verschiedenster Art sein, wie z.B. durch möglichst viele Caches reisen, bis zum soundsovielten an einem bestimmten Ort sein, einmal die Pyramiden sehen usw. Wenn nun ein anderer den Cache hebt, in dem sich der Travelbug befindet, kann dieser ihn entnehmen und in den nächsten Cache legen, den er heben wird. Dort geschieht dann wieder das gleiche und so reist der kleine Käfer von Cache zu Cache, von Land zu Land und vielleicht sogar von Kontinent zu Kontinent. Wichtig sind nur zwei Dinge. Man darf ihn nicht als Trade benutzen, also nicht in den anderen Cache legen und dafür wie sonst immer etwas anderes entnehmen. Der Grund hierfür ist ganz einfach. Der Travelbug gehört zu jedem Zeitpunkt demjenigen, der ihn auf die Reise geschickt hat. Der Cacheinhalt gehört hingegen immer dem, der den Cache ins Leben gerufen hat. Würde man nun also den Inhalt eines Caches dauernd mit einem Travelbug austauschen, würden also irgendwann nur noch Travelbugs im Cachebehälter liegen, würde dem Cacheowner nichts mehr gehören, da ja die Travelbugs deren Eigentümern zustehen. In Cacherkreisen wird dies Downtraden genannt. Das zweite was man beachten muss, man sollte jeweils die Aufgabe der Käfer beachten und versuchen diese zu erfüllen, was auch bedeutet dass man den Travelbug nach der Entnahme wieder möglichst schnell in einen neuen Cachebehälter legt.

Diese Travelbugs sind nun der Grund, warum die Nähe von Flughäfen für Cacher so interessant ist. Da dort viele Leute in viele verschiedene Länder fliegen, ist es für die Reisekäfer eine gute Gelegenheit, mit diesen weit zu kommen. Deswegen gibt es fast an jedem Flughafen so genannte Travelbughotels. Diese funktionieren ungefähr so. Ein Reisender geht kurz vor Abflug noch schnell an diesem Cache vorbei, hebt ihn und entnimmt diesem einen oder mehrere Travelbugs. Diese nimmt er mit auf seinen Flug und kann sie dann am Ankunftsflughafen wieder in ein dort in der Nähe befindliches Travelbughotel hineinlegen. Somit kann ein Bug also aus dem schönen Friedrichshafen nach Italien, Spanien, England oder Irland gelangen. Einfach überall in die Welt. Damit nun aber die Bugs nicht nur am Flughafen versauern, sondern ihre Aufgaben auch wirklich erfüllen können, sollten sie nicht immer nur von Hotel zu Hotel reisen. Aus diesem Grund hatte ich vor gehabt, wenigstens einen Travelbug mit in die Schweiz zu nehmen. Aber aus besagter Zeitnot wurde aus diesem Unterfangen diesmal noch nichts. Aber wir kommen ja noch öfters nach Friedrichshafen und ich wusste, dass wir wenigstens am Sonntag in Ravensburg noch zum Cachen kommen werden.

Bei dieser Ansicht hatte ich dann wohl leider den Wettergott vergessen, denn als wir aufstanden lag doch tatsächlich ein weisser Flaum über den Dächern und es schneite schön vor sich hin. Das durfte jetzt doch nicht war sein. Wir haben Mitte Oktober und es schneit? Hallo, liebes Wetter? Es ist verdammt noch mal erst Herbst. Das bedeutet rötliches Laub das langsam von den Bäumen fällt. Kastanien, die beim herabfallen Autos und Köpfe verbeulen. Nebel, früher dunkel. Alles also, nur kein Schnee. Könnte sich dieses Wetter bitteschön auch einmal an die Jahreszeiten halten? Frühling: es blüht. Sommer: es ist heiss. Herbst: es ist neblig. Winter: es schneit!!!!! Aber nein, alles Zetern und Schreien half nichts. Es schneite. Und dabei hatte ich alles so genau geplant. GPS? Dabei. Kompass? Dabei. Cachebeschreibung? Dabei. Alles war perfekt zum cachen, nur nicht das Wetter. Aber ich bot dem eisigen Schnee die Stirn. Ich war fest davon überzeugt, heute loszuziehen. Soll es doch schneien was will. Bin ich denn etwa ein Schönwettercacher? Ich muss zugeben: bisher ja. Ich hatte viel gelesen von Leuten, die bei Wind und Wetter loszogen. Tipps die besagten, man solle ein GPS kaufen, dass auch mal Regen abkann, die Cachebeschreibung am besten immer in Folie packen, da sich Wasser und Tinte nicht so gut vertragen und man im strömenden Regen schnell nichts mehr vom Cache lesen kann. All das hatte mich bisher nicht interessiert denn es war klar. Regnet es draussen, gibt’s bei uns kein Cachen. Auch wenn das Warmduschermässig war. Übertreiben muss man es ja nun nicht, dachte ich immer. Aber heute sollte sich das ändern. Ich wollte den Cache unbedingt machen und da war mir der Schneefall, der in der Zwischenzeit auch schon mehr Regen war, ziemlich egal. Wir zogen los.

Ich merkte recht schnell, dass ich das ganze Vorhaben doch nicht so gut geplant hatte. Denn ausser den oben erwähnten Gegenständen hatte ich nichts weiter aus der Cacherausrüstung dabei. Also keine Multifuktionshose, keinen unserer Aufkleber und vor allem keine warmen Wanderschuhe. So kam es, dass wir schon nach 5 Minuten nasse und vor allem kalte Füsse hatten. Aber umkehren kam nicht in Frage. Schliesslich war der Cache wirklich nur um die Ecke und die Entfernungsangabe auf dem GPS wanderte Sekündlich nach unten. Nach nur 15 Minuten Marsch waren wir schon am Zielort und ich sprang, wie gewohnt sofort ins dichte Gebüsch. Dort hatte ich nämlich eine kleine Öffnung ausgemacht, die mir so aussah als wären hier schon öfters Leute durch. Nach 15 Minuten Suchen musste ich erkennen, dass diese Öffnung wohl nur deswegen vorhanden war, weil jeder vor mir das gleiche dachte wie ich und sich den Weg dorthinein gebahnt hatte. Tatsächlich lag der Cache an einem anderen Ort, denn ich nach weiteren 10 Minuten auch fand. Ja, ihr habt richtig gehört, ICH fand ihn. Es gab nur ein Problem, ich hatte ihn in einem länglichen Loch ausfindig gemacht, oder besser gesagt, ich hatte etwas Verdächtiges in der Hand. Ich wusste nur nicht, wie ich dieses Verdächtige nun dazu bewegen konnte, aus seinem Versteck zu kommen. Ich dreht daran, denn technisch wie ich bin dachte ich mir, der Cachebehälter ist bestimmt mit einem Schraubverschluss eingedreht. Wie diese Verschraubung in dem gut 1 Meter langen und 10 Zentimeter breiten Loch angebracht werden sollte, interessierte mich in diesem Moment nicht. Für mich war klar, es ist verschraubt. Allerdings nur so lange, bis meine Frau es mal versuchte, einfach an dem länglichen Zylinder zog und ihn damit aus dem Versteckt holte. Auf die Frage, wie sie denn auf Ziehen kam antwortete sie nur: „Ich wollte das Ding einfach raus haben und da km mir nur ziehen in den Sinn.“ Das ist wieder typisch Frau. Wir Männer mit all unserem technischen Wissen denken an Verschraubung und daran, dass ziehen nichts bringen kann. Die Frauen jedoch, dank mangels technischen Hintergrundes, ziehen einfach daran und haben ihn. Logisch war er nur mit einem Magneten befestigt, denn wie schon erwähnt hätte der Cacheowner für eine Verschraubung das gesamte Versteck auseinander nehmen müssen. Egal, ich hatte es gefunden und damit gehörte der Punkt diesmal mir. Brav wie immer trugen wir unseren Erfolg ins Logbuch ein, hatten dabei jedoch auf Grund der Wetterlage einige Probleme. Es ist nicht leicht, bei Regen mit einem Kugelschreiber auf ein immer nasser werdendes Stück Papier zu schreiben. Aber wir schafften es.

Wir hatten also unsere Negativserie endlich beendet und gingen fröhlich und sehr gut gelaunt zurück. Ich war zwar immer noch etwas traurig, am Vortag das Travelbughotel nicht besucht zu haben, aber der Erfolg wog natürlich schwerer. Endlich wieder erfolgreich und endlich den Abstand zu meiner Frau verkürzt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie mich diesmal nicht hat gewinnen lassen. Denn irgendwie war sie heute nicht mit so viel Elan beim Suchen, wie die letzten Male. Es kann aber auch einfach nur an den kalten Füssen gelegen haben. Denn ich glaube, sie ist doch eher eine Schönwettercacherin.

Erkenntnis des neunten Caches: Wir sind wieder zurück im Geschäft und in der internen Cache-Wertung steht es nur noch 4 – 3 für meine Frau.

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