Montag, 5. Mai 2008

Ich glaub, ich träume (Sonntag, 4. Mai)

Ein neuer Monat, ein neues Glück. So gehe ich jetzt zumindest an die Sache ran, denn irgendwann muss doch auch ich mal ein paar Punkte hintereinander machen können und den Abstand zu meiner Frau verkürzen. Der Wettkampf ist nicht das wichtigste beim Cachen, aber ein klein wenig ernst nehme ich ihn natürlich schon und gerade deswegen will ich jetzt einen Schlussstrich unter die bisher eher mässigen Erfolge ziehen und endlich mit der Aufholjagd beginnen. Und was gibt es für einen Neuanfang besseres, als einen neuen Monat, noch dazu den Wonnemonat Mai. Irgendwie spüre ich es, das wird genau mein Monat. Noch dazu, weil es seit dieser Woche zwei neue Begleiter bei unseren Cachetouren gibt. Da wären zum Einen mal meine neuen Wanderschuhe. Bisher mussten bei unseren Abenteuern immer meine Winterschuhe herhalten, da sie im unwegigen Gelände doch noch am Besten funktionierten. Leider waren sie natürlich Schwitz- und Schweretechnisch nun nicht gerade die idealen Wegbegleiter. Und zum Anderen haben wir unsere Erkenntnis des letzten Caches in die Tat umgesetzt und uns vier Wanderkarten im Massstab 1:25000 der direkten Umgebung zugelegt. Wir haben jetzt also auch den letzten Punkt für eine perfekte Cacheausrüstung umgesetzt und ich bin mir sicher, jetzt werden wir vor keinen Problemen mehr stehen, weil wir irgendwelche Parkplätze nicht finden. Und um diese Behauptung zu beweisen, ging es heute wieder raus in die freie Wildnis, Caches suchen und finden.

Der erste sollte ein kleiner Multi mit dem Namen „Daydreams“ sein. Laut Cachebschreibung und Posts ein nicht allzu schwerer Cache und somit genau das Richtige um einerseits den Tag zu beginnen und andererseits meine Statistik zu pimpen. So sassen wir denn auch schnell in unserem Auto und hatten die Zielstrasse für Lisa wie so oft auch relativ schnell gefunden. Laut Beschreibung sollten wir diese so weit fahren, bis sich der Asphaltweg in einen Kiesweg verwandelte und dort sollte sich dann auch der Parkplatz befinden. Konnte ja nicht so schwer sein, auch wenn unser GPS mit seinem Pfeil in eine ganz andere Richtung wollte. Wir waren wie immer sicher, in der richtigen Strasse zu sein und fuhren diese deswegen ungeachtet unseres Gekos weiter. Als aber nach einer Weile immer noch kein Kiesweg den Asphalt ablösen wollte und ein Parkplatz schon dreimal nicht in Sicht war, kamen uns doch ein paar Bedenken, ob wir wohl richtig waren. Aber was soll‘s, keine Sorge, wir hatten ja unsere Karten, da würde der Parkplatz sicher eingezeichnet sein. Allerdings stellte ich Wanderlaie mir das etwas leichter vor. Bisher war ich doch eher Karten in sehr grossen Massstäben gewohnt, welche aus diesem Grund auch nicht so detailreich sind. Von Wanderkarten wusste ich jedoch nur, dass es solche geben sollte. Deswegen war ich wegen des Detailreichtums dieser Karten doch sehr überrascht. Es mag ja schon Vorteil sein, wenn man in solchen Karten Wanderwege, Feuerstellen, Waldhütten und ich glaube manchmal sogar Vögel, Schnecken und noch viel mehr einzeichnet. Der Übersicht dient das ganze jedoch nur bedingt. Völlig den Rest gibt einem eine solche Karte dann, wenn es dort, wo man einen Parkplatz vermutet, keinen gibt. Und genau vor diesem Problem standen wir jetzt. Da hat man ein Autonavigationsgerät, da hat man ein Hand-GPS-Gerät und da hat man jetzt auch noch Wanderkarten im kleinsten Massstab, der sich auftreiben lässt. Jedes einzeln für sich sicher ein Technisches Meisterwerk. Benutzt mal jedoch alle drei zusammen um zu einem bestimmten Punkt zu kommen merkt man recht schnell, dass die drei keine Geschwister sind, denn sie sind sich aber mal überhaupt nicht einig und es passt nichts zusammen. Am Ende bleibt einem also nichts als Umdrehen, rumsuchen und hoffen dass doch noch die Erleuchtung kommt. Die kam allerdings nicht oder anders gesagt, wir fanden keinen Parkplatz was uns dazu veranlasste, das Cachemobil auf einem der umliegenden Firmenparkplätze abzustellen und zu Fuss zum Ausgangspunkt zu laufen. Schliesslich war dieser weniger als ein Kilometer von uns entfernt. Zudem war die Gegend sehr übersichtlich, d.h. die angezeigte Entfernung und die tatsächlich zu gehende Distanz mussten sich ungefähr ähneln. Und da Sonntag war wird wohl kein Firmenchef etwas dagegen haben, wenn wir seinen Parkplatz zweckentfremden.

Wir machten uns also auf die Socken und hatten den Startpunkt auch relativ schnell gefunden. Nicht ohne uns allerdings vorher mal wieder über uns selbst zu ärgern, denn als wir so in Richtung Startkoordinaten gingen, fiel uns am gegenüberliegenden Rand des Feldes, durch das uns der Wanderweg gerade führte auf, dass sich dort ein Parkplatz befindet. Zumindest deuteten die vielen Autos die dort parkierten stark darauf hin. Es ist doch einfach zum HB-Männchen-Imitieren. Ich habe immer das Glück, dass man an die empfohlenen Cachemobilabstellflächen unserer Caches theoretisch immer irgendwie von zwei Seiten herankommen kann und ich in Google immer den Weg auswähle, den das Strassenverkehrsamt der Schweiz nicht dafür vorgesehen hat oder den es anders gesagt eben wirklich nur THEORETISCH gibt. Vielleicht sollte ich die Eidgenössischen Strassenwächter mal davon überzeugen, dass sie sich Google Earth hernehmen und alle dort aufgeführten Wege zur Durchfahrt gestatten.

Aber was sollten wir uns lange aufregen. Unser Cachemobil stand relativ Gesetzeskonform, wir brachen auch keine Strassenverkehrsgesetze und zudem standen wir mittlerweile vor der ersten Aufgabe. Diese sowie die folgende stellten uns auch nicht gross vor weitere Probleme und wir dachten schon, dass wird heute tatsächlich ein lockerer und schneller Beginn. Wir sollten, ihr ahnt es sicher schon, mal wieder schnell eines Besseren belehrt werden. An Station 3 sollten wir nämlich die grünen Holzlatten am Wegesrand zählen. Konnte nicht so schwer sein, denn als Tipp wurde vom Owner noch hinzugefügt das die halben und kaputten nicht zählen. Das musste doch recht einfach sein, würden solche Holzlatten doch sicher schnell auffallen. Das dem nicht so war, wurde uns durch die Tatsache klar, dass wir zunächst einmal wunderbar an den Zielkoordinaten vorbei schlenderten. Da wir nämlich fest der Überzeugung waren, dass die Holzlatten auffällig sein müssten, schenkten wir unserem GPS keinerlei Aufmerksam und erst als ein kurzer, verstohlener Blick auf die Anzeige verdeutlichte, dass wir schon 100 Meter am Ziel vorbei sind, wurden wir auf unseren Fehler aufmerksam. Also umkehren, zurück zu den angepeilten Koordinaten und diesmal schön auf den kleinen gelben Freund geschaut, wunderten uns allerdings immer noch, dass uns die Holzlatten nicht aufgefallen waren. Die Verwunderung wurde noch grösser, als das GPS die in der Regel wunderbaren Worte „Ankunft am Ziel“ ausgab, wir aber weit und breit nicht annähernd Holzlatten sahen. Gab es denn so etwas? Solche Latten mussten doch nun wirklich auffallen. Irgendetwas konnte also nicht stimmen. Da wir hier nichts sahen, mussten unsere Koordinaten falsch sein, also zunächst einmal die Eingabe kontrolliert. Aber so lange und oft wir auf die Zahlen starrten. Sie waren richtig. Hatten wir an den Stationen zuvor etwa doch etwas falsch gemacht und somit völlig falsche Zahlen? Es blieb uns nichts anderes übrig als den gesamten Weg noch einmal zurück zu laufen und von vorne zu beginnen. Aber was soll ich sagen, auch dies brachte nichts ein. So oft wir auch nach anderen Ergebnissen suchten, es änderte nichts daran dass alle bisher ermittelten Zahlen und somit auch die Koordinaten für die Holzlatten richtig waren. Wir gingen wieder zurück zum Punkt 3, versuchten sogar den Suchradius zu erweitern in der Hoffnung dass die umliegenden Strommasten unseren Empfang beeinträchtigten. Das führte uns allerdings nur in Meterhohes Gras und sonstiges Zeckengeplagtes Hochrisikogebiet, aber die Latten wollten sich einfach nicht zeigen. Am Ende blieb mir nur noch die Hoffnung, dass der Cache den ich letztes Jahr schon ausgedruckt hatte in der Zwischenzeit vielleicht geändert oder gänzlich aufgelöst wurde, weil ein Bauer die Holzlatten entfernt hatte. Was bedeutete das für uns? Abbrechen und zu Hause den aktuellen Cachebeschrieb kontrollieren. Allerdings nicht sofort, denn nach dieser Schlappe wollten wir uns doch noch einen weiteren Cache zur Gemüte führen. Mit einer Niederlage hört sich ein erfolgreicher Cachetag eben schlecht auf. Also zurück ins Auto und auf zum nächsten Cache mit dem geheimnisvollen Namen „Bitterain“.

Bevor ich nun von dem folgenden Cache erzähle noch schnell zu dem eben beschriebenen. Wie gesagt, zu Hause kontrollierten wir die Cachebeschreibung und mussten geschockt feststellen, dass der Cache noch genauso vorhanden ist, wie in unseren vorliegenden Cachedokumenten. Durch das Lesen der Logs aber wurde uns schnell klar, dass wir dem Titel des Caches zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Das „Daydreams“ war wohl recht wörtlich gemeint, denn der Cache dient ein wenig dazu, seinen Tagträumen nachzugehen. Wir hatten den Fehler gemacht, dass wir zu sehr nach echten Holzlatten gesucht hatten, die Bezeichnung aber wohl eher umschreibend und bildlich gemeint war. Nun wissen wir also, dass wir bei unserem nächsten Besuch dort nach etwas Ausschau halten müssen, dass eher an Holzlatten erinnert als wirklich welche zu sein. Ehrlich gesagt bezweifle ich im Moment jedoch, dass uns diese Tatsache die Suche vereinfacht. Ihr werdet in naher Zukunft aber erfahren, wie es mit den Tagträumen weitergeht.

Die Anfahrt zum zweiten Cache des Tages verlief diesmal wirklich ohne Probleme und wir hatten schnell den angegebenen Cachemobillandeplatz erreicht. Der Cache selber sollte kein allzu langer Multi sein, war doch eigentlich nur eine Station angegeben. Diese hatten wir auch recht schnell ausfindig gemacht. Allerdings war diese nicht die letzte sondern der Start einer kleinen Rundreise. Von diesem Punkt aus wurden wir nämlich zu weiteren Stationen geschickt und somit wurde aus dem erwartet kurzen Multi dann doch ein etwas längerer, jedoch wunderschöner Spaziergang. Wunderschön auch deswegen, weil uns die weiteren Stationen nicht vor sonderlich grosse Probleme stellten.

Mehr Probleme bereiteten uns schon eher die vielen Pferdeäpfel, die wunderschön über den gesamten Weg verstreut waren. Scheinbar war das hier nicht nur ein schönes Gebiet für Wanderungen, sondern auch für Reiter. Und so kamen andauernd Reiter auf ihren Pferden an uns vorbei und pflasterten die Pferdeexkremente fast flächendeckend unseren Weg. Ehrlich gesagt kein schönes Bild. Ich weiss ja auch nicht. Hundebesitzer müssen heutzutage immer ihr Kottütchen dabei haben, um nach erledigtem Geschäft ihres vierbeinigen Begleiters die Ausscheidung in das Tütchen zu packen. Pferde dürfen ihr Fallobst hingegen überall ablassen und es scheint sich ausser mir nicht einmal jemand darüber aufzuregen. Und dabei sind deren Haufen erstens um einiges grösser als die der Hunde und zweitens würde ein einfacher Sack um den Hintern des Pferdes gebunden deren Absonderungen ganz einfach Auffangen. Und wer jetzt sagt, so etwas geht nicht, soll sich mal die Fiaker in Wien anschauen. Aber egal, ich schweife ab und ehrlich gesagt machen mir die Äpfel auch gar nichts aus. Denn meckern über Pferdeäpfel ist schon nah dran an Meckern über Kuhglocken von Menschen, die wegen der Natur aufs Land gezogen sind. Wieso gibt es eigentlich für diese Menschen nicht so praktische Entsorgungstütchen wir bei Hunden.

Nun gut, wir waren mittlerweile an der letzten Station vor dem Endcache angekommen und es wurde spannend. Nicht alleine wegen der Tatsache dass nun unser normaler Kompass zum Einsatz kam. Bisher fragte ich mich ja immer, wieso ich den eigentlich noch mitschleppe, aber nun wurde er uns doch tatsächlich nützlich. Wir ermittelten an dieser letzten Station eine Zahl und sollten jetzt genau um soviel Grad 200 Meter laufen und wären dann im Zielgebiet. Eigentlich eine klare und deutliche Ansage aber ihr wisst dass ich eine Frau bei meinen Cachetouren an meiner Seite habe und somit begann nun natürlich eine Grundsatzdiskussion darüber, in welche Richtung wir genau gehen sollten. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass wir nun unseren Kompass einnorden müssten und ihn dann dank angebrachter Skala nur um x Grad drehen müssen und schon würde er uns genau in die Zielrichtung leiten. Da dies aber bedeutete, wir mussten nun wieder in die entgegengesetzte Richtung zurück, wollte sie mir natürlich nicht glauben. Ihr unschlagbares Argumen: „Der lässt uns doch jetzt nicht wieder zurücklaufen, dass macht doch gar keinen Sinn!“ Wie bitte? Alle Mathematiker, Physiker, Geologen und was weiss ich noch für Forscher aus der Vergangenheit haben also unrecht mit ihren Behauptungen, weil der Cacheowner einen sicher nicht zurück schickt. Alle Flugzeugpiloten, Segel- und Gleitschirmflieger fliegen eigentlich immer völlig falsch, weil sie ihre Technik nicht richtig beherrschen. Gut, dass würde zwar die ständigen Verspätungen und Wartereien an den Flughäfen erklären. Aber es ist doch immer das gleiche. Gegen weibliche Logik sind wir Männer machtlos, egal wie gut unsere Argumente auch sein mögen. Was bleibt uns also in einer solchen Situation? Richtig. Mund halten, sie im Glauben lassen sie hätte Recht und einfach den Weg gehen, den man selber aufgrund jahrelanger wissenschaftlicher Forschungen für richtig hält. Sie wird einem schon folgen, wenn auch nur murrend und uneinsichtig. Es gibt ja auch nur zwei Möglichkeiten die eintreten können. Entweder wird sich die eigene Meinung, die durch jahrhundertelange Forschung bestätigte, auch heute wieder als absolut richtig erweisen (was zu erwarten ist) oder die Frau hat recht und stellt damit die gesamte Wissenschaft auf den Kopf (Sollte dies passieren, ist euch der nächste Nobelpreis sicher und es macht somit überhaupt nichts aus, dass die Frau mal wieder recht hatte und ihren Triumpf noch lange auskosten wird)

Wie gesagt, ich ging in die Richtung die ich für richtig hielt, meine Frau folgte wie erwartet widerwillig und nachdem die 200 Meter laut GPS gegangen waren, schmissen wir uns ins Gebüsch und fingen an zu suchen. Wie immer zu Beginn wenig erfolgreich, was wohl meine Frau in ihrer bisherigen Meinung bestätigte und was dazu führte, dass sich unser Suchgebiet immer weiter von einander entfernte. Dies war dann mein Glück, denn auf einmal passierte etwas, was mir schon lange nicht mehr passiert ist: ich hatte den Cache in den Händen. Ist es denn möglich, soll das etwa wirklich mein Monat werden? Ich war überglücklich, hatte aber jetzt ein ernsthaftes Problem. Wie bringe ich das meiner Frau bei. Nicht nur, dass ich dieses Mal der Fündige war. Nein, sie war auch noch in Bezug auf die Suchrichtung völlig falsch gelegen und musste damit zwei Niederlagen auf einmal verkraften. Ganz ehrlich, ich überlegte für eine kurze Zeit, den Cache einzustecken, meiner Frau zu sagen dass er hier wohl nicht ist, vorschlagen, ihn in ihrer Richtung mal zu suchen und ihn dann dort auspacken. Ich verwarf diese Idee natürlich sofort, denn irgendwie genoss ich diesen doppelten Triumpf auch, weshalb umgehend ein lautes und sehr stolzes „Ich hab ihn“ aus meiner Kehle entwich. Mir doch egal, wenn sie das hart trifft. Es traf sie mitten ins Herz, aber wie Frauen so sind gab sie das selbstverständlich nicht zu. Ganz im Gegenteil, sie gratulierte mir aufrichtig und ihren Fauxpas bezüglich der Suchrichtung kehrte sie völlig unter den Teppich. Besser noch, sie tat auf einmal so, als wollte sie nie in einem anderen Gebiet suchen. Aber mir war es egal, denn ich hatte endlich wieder einen echten Cache gefunden, den Abstand verkürzt und war mir jetzt ganz sicher, der Mai wird mein Monat.

Erkenntnis des siebzehnten und achtzehnten Caches. Cachtitel sagen manchmal mehr aus, als man denkt. Stand der internen Cache-Wertung: 10 – 6 für meine Frau.