Montag, 24. September 2007

Das war dann wohl nichts (23. September 2007)

Nach dem einschlagenden Erfolg unseres ersten Caches haben wir doch tatsächlich Spass an diesem Hobby gefunden. Vor allem auch meine Frau. Nicht auszudenken allerdings was passiert wäre, wäre unser erster Versuch total in die Hose gegangen. Die Räubärin kann nämlich leider nur sehr schlecht verlieren. Ehrlich gesagt kann sie überhaupt nicht verlieren. Ich sass während einem Spiel nicht nur einmal plötzlich alleine am Tisch und hörte nur noch den lauten Knall einer vor Wut zugeschlagenen Tür. Dabei richtet sich ihre Wut natürlich nie gegen mich. Sie ärgert sich eher über sich und natürlich vor allem über das Spiel und dessen Erfinder. Er und seine dummen Regeln sind schliesslich der Grund, warum ein normales spielen unmöglich ist. Warum z.B muss man bei Monopoly in der Schlossstrasse viel mehr bezahlen als in der Badstrasse? Für sie wäre es viel schöner, wenn es überall gleich viel kosten würde oder wenn man am besten gar nichts bezahlen müsste. Dass das Spiel dann relativ langweilig wäre und man es über Jahre spielen könnte ohne einen Sieger zu ermitteln kann sie dabei übrigens nicht überzeugen. Schliesslich ist sie es auch, die im Fussball zweiundzwanzig Bälle verteilen würde, damit jeder einen hat, sich die Spieler nicht um den Einen streiten müssen und es keine Verlierer gibt. Da es aber kein Spiel auf der Welt gibt, dass nach solchen Grundsätzen verläuft, ist die Konsequenz daraus immer, dass das Spiel, bei dem sie gerade wieder mal verloren hat, mindestens das nächste halbe Jahr tabu ist. Für einige Spiele ist dies sogar oft das Aus, der Spieletod sozusagen. Zunächst kommt es in den Schrank, dann auf den Schrank, irgendwann in den Keller und zu guter Letzt wird es beim nächsten Kellerausmisten mit auf den Müll geschmissen. Oder, teilweise noch schlimmer, es kommt auf den Flohmarkt, wird dort völlig unter seinem Wert an irgend so einen Rotzlöffel verkauft welcher das Spiel zu Hause dann langsam aber sicher in seine Einzelteile zerlegt. So erging es schon einigen Spieleklassikern bei uns.

Was wäre also passiert, hätte meine Frau den ersten Cache verloren. Nicht gegen mich, sondern gegen den Cacheleger. Kurz gesagt: Was, wenn wir den Cache nicht gefunden hätten. Das hätte wohl ziemlich sicher das Ende all meiner Zukunfts-Cache-Visionen bedeutet. Ich sah mich schliesslich schon vor unserem ersten Versuch als den zukünftigen König des Cachens und war mir sicher, dass es bestimmt nicht lange geht, bis ich mit all meinen erfolgreichen Caches im Guinness Buch der Rekorde stehen würde. Da wäre dann wohl nichts darauss geworden. Quasi der Schluss, bevor es so richtig einen Anfang gegeben hätte. Aber was soll ich noch lange darüber nachdenken, wir hatten den Cache gefunden und wir wollten mehr erleben. Und zwar heute.

Da ja beim letzten Cache meine Mutter dabei war, sollte es diesmal ohne Elterliche Hilfe funktionieren. Schliesslich sind wir ja gross und können das auch alleine. Mit unserem Equipment sowieso. Dachte ich zu Beginn zumindest noch. Wir hatten einen schönen Multi mit dem Namen „Märliwald“ auf dem Baldegg direkt vor unserer Haustür ausgemacht, welcher mit einer Schwierigkeit von 2 angegeben war. Für uns ja wohl kaum ein Problem, nachdem ich mich zumindest schon wie ein alter Cache-Hase fühlte. Ich druckte alles nötige aus, dann packten wir den Rucksack und vor allem unser gutes altes TomTom und machten uns auf den Weg zum angegebenen Parkplatz an dem wir unser Auto parkieren sollten.

Zunächst dachten wir beim Thema „Märliwald“ ja daran, dass es sich um einen Wanderweg handelt, an dem verschiedene Tafeln oder Figuren auf Märchen hinweisen und aus denen der Cacheleger ein paar Stationen gebastelt hatte. Schliesslich war in der Cachebeschreibung doch von Rapunzels Schloss, der Goldmarie und dem eisernen Heinrich die Rede, wobei mir dieses Märchen irgendwie nichts sagt.

Ich möchte an dieser Stelle kurz abschweifen (wie ihr mittlerweile bestimmt schon gemerkt habt, mache ich das ziemlich gern, weswegen meine Frau auch immer sagt, ich würde aus einem Satz gern hundert machen, was ich natürlich absolut abstreite. Im Gegenteil. Bei uns sie es eigentlich, die gern ausführlich erzählt. Da es jetzt aber gerade nicht zum Thema passt, haken wir das mal unter die für Eheleute typische unterschiedliche Meinungsauffassung ab) Zurück zum eisernen Heinrich. Meine Unwissenheit über den stählernen Knaben hat mir mittlerweile Wikipedia genommen, nach Google wohl das zweitwichtigste Tool für mich, dass dieses WordWideWunderweb so bietet. Beim Eisenhenry handelt es sich nicht um ein futuristisches Märchen aus der Neuzeit à la Ninja Hero Turtles dass unsere Kids heutzutage fesselt. Nein, laut Wikipedia ist der eiserne Heinrich besser bekannt unter seinem Namen „Der Froschkönig“ und ist das erste Märchen der Sammlung der Gebrüder Grimm. Interessant was? Soll ja keiner sagen man würde hier nichts lernen. Heinrich war der Diener des in den Frosch verwandelten Prinzen und hat sich aus Gram drei eiserne Bande um sein Herz legen lassen. Deswegen eben der Name. Laut dem Verfasser des Wikitextes über den metallischen Enrico, kann man den Froschkönig übrigens auch „als Geschichte sexueller Initiation eines jungen Mädchen“ lesen, also das Frauwerden. Die Ausführliche Erklärung würde an dieser Stelle zu weit führen und hat hier ehrlich gesagt auch nichts zu suchen. Wen es interessiert der kann ja selber mal in Wikipedia nachlesen. Ich sage nur soviel. Das der Brunnen, in den die goldene Kugel der Prinzessin hinfällt, für die unbekannten und beängstigenden männlichen Triebe stehen soll, mit der die sexuell unerfahrene Prinzessin konfrontiert wird, ist noch das harmloseste in dieser Theorie. Es ist immer wieder interessant, was den Wissenschaftlern so alles einfällt, wenn ihnen langweilig ist. Soll noch einer sagen, Geocacher sind bekloppt.

Nun aber wieder zurück zum eigentlichen Cache. Wie gesagt, zunächst dachten wir an einen Wanderweg der Stadt Baden zum Thema Märchen, aus dem unser Cacheleger einen wunderbaren Multicache kreiert hat. Beim genauen lesen der Cachebeschreibung dachte ich mir dann aber doch, dass es sich wohl eher um einen gewöhnlichen Wander-Multi handeln wird und unser Verstecker einfach nur dass, was man in einem Wald eben so findet in Märchensprache umformuliert hat. Was den Cache für uns jedoch nicht weniger interessant machte. Ganz im Gegenteil, ich fand die Kreativität des Legers unheimlich spannend. Wir kamen also an und waren überrascht, wie viele Autos hier überall parkierten. Es schien für uns ganz so, als wäre der Baldegg ein sehr beliebtes Ausflugsziel an einem sonnigen Sonntag wie heute von dem wir wie so oft nichts wussten. Dass an diesem Tag eine Pilzschau im Restaurant hier oben stattfand und deswegen die Hölle los war, erfuhren wir erst Tage später. Insgesamt war dies ja auch nicht von grosser Bedeutung. Warum ich es dennoch erwähne? Naja, irgendwie hat mich die Tatsache etwas verwundert, dass in einem Restaurant eine Pilzschau stattfindet, an der gepflückte Pilze wie an einer Messe ausgestellt und angeschaut werden und deswegen die halbe Region dorthin pilgert. Ich meine das Restaurant liegt mitten auf einem Berg in einer auch für Pilze traumhaften Gegend und die Leute begeben sich bei schönstem Wetter lieber in den tristeren und naturärmeren Bereich um die Nahrungsaufnahmestation statt nebenan im Wald frische Pilze zu betrachten, zu sammeln und nebenbei noch die schöne Aussicht und die einzigartige Natur oberhalb Badens zu geniessen. Auch wenn ich mich wiederhole, aber wer sind jetzt die bekloppten?

Zurück zum Cache. Trotz der vielen Autos fanden wir noch ein reguläres Plätzchen für unser Cachemobil. Gerade das „regulär“ ist dabei erwähnenswert, erging es doch vielen ganz und gar nicht so, was uns die Zettelchen an den Windschutzscheiben anderer deutlich zeigten. Scheinbar weiss auch die Stadtpolizei von Baden, wann Pilztage sind. Unser Auto stand also Gesetzeskonform und so machten wir uns auf zum Start. Wie schon letzte Woche sah ich auch diese Woche bis hier her keinen Grund, unser TomTom, aufgrund der Navigationsstimme von uns auch liebevoll Lisa genannt, durch so ein neumodisches GPS-Handyteil zu ersetzen. Lisa zeigte die Koordinaten doch hervorragend an. Wie schon erwähnt zwar nur die aktuellen Positionskoordinaten und nicht, in welcher Richtung die Zielkoordinaten lagen. Aber für mich war dies kein Hindernis. Man muss sich eben nur ein bisschen mit Koordinaten, Himmelsrichtungen und Kompass auskennen, vielleicht manchmal ein paar wenige Meter in die falsche Richtung laufen und dann war das alles kein Problem.

Am Start angekommen lösten wir das erste Rätsel, bekamen somit die Koordinaten der nächsten Station und auf ging’s mitten in den Wald das Schloss von Rapunzel zu suchen, so hiess die nächste Station. Ich sah zunächst kein Problem in unserem Vorhaben, was sich allerdings bald ändern sollte. Auf einmal kamen doch leise Zweifel an der Tauglichkeit unseres Navis auf. Nach über einer Stunde im Kreis bewegen, kamen wir nämlich nicht annähernd an etwas vorbei, was die Bezeichnung Rapunzels Schloss auch nur irgendwie gerechtfertigt hätte. Die Tatsache dass das Navi nur die aktuellen Koordinaten anzeigte und nicht die Richtung und die Entfernung zum Ziel machte die Sache nicht so leicht, wie ich bis jetzt immer dachte. Ich geb es zu, ich war nach der ganzen Suche kurz vor dem Aufgeben. Da standen wir also wie frisch begossene Pudel, schauten in den Wald und wussten nicht mehr weiter. Wenn in diesem Moment jemand vorbeigekommen wäre, er hätte sich glaube ich sehr über uns verwundert. Wir standen da, schüttelten unsere Köpfe und murmelten immer wieder „wo steckt nur dieses Schloss von Rapunzel, wo in aller Welt steckt nur dieses Schloss von Rapunzel“. Ich glaube man hätte uns umgehend einliefern lassen. Aber es kam Gott sei Dank niemand. So schauten wir also weiter verzweifelt in den Wald und in mir kam langsam die Einsicht auf, dass all die Berichte über die Notwendigkeit eines GPS-Empfängers vielleicht doch nicht nur reine Werbemassnahmen der Industrie waren.

Wir wollten aufgeben. Doch was sah ich da auf einmal. Auf was stand denn meine Frau da. Könnte dass denn nicht der in der Cachebeschreibung erwähnte eiserne Heinrich von Station 2 sein? Ich konnte unser Glück kaum fassen. Ich studierte die Cachebeschreibung, ich schaute mir das Teil unter meiner Frau an, las noch einmal den Text. Das musste er sein, das konnte nicht anders sein. Jaja, dass musste die zweite Station sein, da gab es kein Vertun. Wir waren völlig aus dem Häuschen und tanzten wie Rumpelstilzchen um den Heinrich, um mal in der Märchensprache zu bleiben. Zum Glück konnte uns auch hier niemand sehen. Nach unserem kleinen Hexentänzchen taten wir, was uns die Beschreibung vorgab und ermittelten auf diese Weise die Koordinaten der dritten Station. All meine Zweifel an meinem Navi waren mit einem Schlag wie weg geblasen. (Auf die Frage, wie man mit einem Schlag alles wegblasen kann, gehe ich an dieser Stelle nicht ein) Hah, liebe Industrie, ich werde allen beweisen dass man eure GPS-Empfänger einfach nicht braucht, wenn man ein TomTom hat. Das uns die Zahlen von Station eins fehlten, brachte die Zweifel auch nicht zurück. Die würde man sicher nicht benötigen und wenn doch, kann man sie zur Not bestimmt logisch herleiten. Also weiter zu Station drei.

Die weiteren Stationen fanden wir ohne Probleme. Das, wie beim letzten Mal, die Tatsache half, dass aufgrund von schlechtem GPS-Empfang andere Methoden bei der Navigation halfen, verdrängte ich problemlos. Allerdings nicht lang, denn irgendwann kamen wir zur letzten Station, an der wir die finalen Hinweise fürs Ziel finden sollten. Besser gesagt, wir hätten kommen sollen, denn leider war diese wieder so unauffindbar, wie Station eins. Irgendwo in diesem wunderschönen, aber zu dem Zeitpunkt von uns doch sehr verfluchten Wald sollte eine Grillstelle mit Sitzgelegenheit liegen, an der man eine letzte Zahl erhalten sollte. Doch wir sahen keine. Wir gingen vor, wir gingen zurück. Nichts. Wir gingen rechts rum, wir gingen links rum. Weiterhin nichts. Egal wohin wir auch liefen und schauten, keine auch noch so kleine Grillstelle wollte sich vor uns auftun. Aber ich wollte einfach nicht vor der GPS-Industrie kapitulieren, weswegen wir nicht aufhörten und noch einmal eine halbe Stunde nach irgendwelchen Grillspuren suchten. Aber wir fanden einfach nichts, was auch nur annähernd so aussah wie im Cache beschrieben. Es war traurig aber wahr. Wir waren endgültig an der Stelle angekommen, an der wir mit unserem Equipment nicht mehr weiter kamen. Klar, mit einem GPS wäre das jetzt alles kein Problem gewesen, das würde einem anzeigen wie weit es noch bis zur Station ist. Aber diese Funktion verweigerte mir Lisa leider und somit war es aussichtslos, noch weiter durch diesen Wald zu irren und den Grillplatz zu suchen. Wenn doch nur irgendjemand gerade in diesem Moment und genau an dieser gesuchten Stelle ein leckeres Würstchen braten würde so dass uns der aufsteigende Rauch ein Zeichen geben könnte. Aber nein, kein Glück, scheinbar waren alle lieber an den Pilztagen ein Champignoncremesüppchen schlürfen. Wir hingegen mussten traurig und gedemütigt unser TomTom ausschalten, widerwillig die Suche für heute beenden und Richtung Auto latschen. Immerhin hatten wir einen schönen, insgesamt fast vierstündigen Ausflug auf den Baldegg gemacht. Aber ganz ehrlich, wirklich trösten konnte uns diese Tatsache nicht, denn unsere eigentliche Mission konnten wir heute nicht abschliessen.

Wir schlenderten also mit gesenkten Köpfen zurück zum Auto und da passierte etwas, was wir kaum glauben konnten. Scheinbar hatten wir heute das Glück gepachtet, denn auf einmal standen wir vor einem GRILLPLATZ. Und nicht nur dass. Er sah auch noch genauso aus, wie er nach der Cachebeschreibung hätte aussehen müssen. Das musste also die gesuchte letzte Station sein. Manchmal hat man einfach mehr Glück als Verstand. Wir setzten uns erst einmal auf eine Bank und ich ging in Gedanke schon unsere Siegesfeier nach erfolgreichem Fund durch, die ganz im Zeichen der Autonavigationsgeräte stehen sollte. Ich war mir sicher, mit unserem heutigen Glück kann jetzt nichts mehr schief gehen. Schliesslich brauchten wir ja nur noch die letzte Zahl hier am Grillplatz zu suchen, die Zielkoordinaten ermitteln und dann Richtung Zielgebiet aufbrechen. Die fehlende Zahl von Rapunzels Schloss sollte da auch kein Problem mehr darstellen. Ich trank und ass erst einmal etwas während sich meine Frau auf die Suche nach der Zahl machte. Was sollte ich mich darum kümmern, so eine Zahl zu finden konnte ja nicht schwer sein. Das wird sie schon alleine schaffen. Leider irrte ich mich heute genauso oft, wie ich unser Glück wähnte. Nachdem wir (mittlerweile war ich auch wieder dabei) nämlich nach 20 Minuten immer noch keine Zahl gefunden hatten (und das lag leider nicht an den 5 Kindern, die Spass daran hatten mit Hilfe der Grillstelle und verschiedensten Hölzchen einen dichteren Nebel zu erzeugen, als ein Londoner je einen gesehen hat) mussten wir den Cache nun endgültig für unlösbar erklären. Zumindest für heute. Wir fanden nichts und es dämmerte uns langsam, dass dieser Grillplatz hier wohl doch nicht der gesuchte war. Und ohne die Zahl, die wir hier ermitteln sollten, war es wirklich unmöglich das Ziel zu finden.

Wir mussten also definitiv einsehen, dass heute doch nicht unser Glückstag war und dass vor allem unser TomTom nicht das geeignete Gerät fürs Cachen ist. Tja. Enttäuscht, von Rapunzel gedemütigt und völlig leer fügten wir uns in unser Schicksal, steckten unsere erste Niederlage ein und fuhren heim. Aber wir waren uns sicher. Dass war nicht das letzte Wort, dass wir zum Thema „Märliwald“ sprachen. Wir kommen wieder.

Erkenntnis des zweiten Caches: GPS-Empfänger sind absolut notwendig für richtiges Cachen und ich werde mir jetzt gleich einen kaufen. Die interne Cache-Wertung bleibt unverändert bei 1 – 0 für meine Frau

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