Donnerstag, 24. Juli 2008

Grenzenloses Caches

Heute war irgendwie ein verrückter Tag. Am morgen schien die Sonne und lud uns mit einem Lächeln zum cachen ein, als wir dann aber losgehen wollten, begann es auf einmal wie aus Kübeln zu regnen um kurz darauf wieder mit strahlendem Sonnenschein zu glänzen nur um wiederum etwas später wieder zu regnen. Das Wetter machte was es wollte und wir waren uns nicht sicher ob wir unter diesen Umständen überhaupt einen Versuch wagen sollten. Aber wir wären nicht echte Cacher, wenn wir uns von so etwas hätten beeinflussen lassen. Wozu gibt es schliesslich Regenkleidung. Wir zeigten also dem Wetter den Mittelfinger, packten unsere Cachesachen und vor allem Regenjacken in den Rucksack und befanden uns kurze Zeit später auch schon on the road again in Richtung „Rheinpromenade“, einem angeblich wunderschönen, 8 km langen Multi komplett am Rhein entlang. Ich hatte den Cache am Vortag entdeckt und irgendwie hatten wir richtig Heisshunger nach so einem Gewaltmarsch. Besonders interessant machte den Cache zudem, dass er uns im Laufe der Tour über die Grenze nach Deutschland führte. Cachen in zwei Ländern auf einmal klang doch sehr spannend.

Es dauerte nicht allzu lang, da befanden wir uns auf dem angegebenen Parkplatz und konnten losgehen. Nicht allerdings ohne dass meine Frau mich nach meiner Regenjacke fragte. Was soll denn jetzt die blöde Frage dachte ich mir noch, hatte doch sie alles in den Rucksack gepackt. Leider begannen schon hier die für uns uneingeschränkt zum Cachen gehörenden Irrungen, denn scheinbar verstand meine Frau unter der Bezeichnung ALLES eingepackt etwas anderes als ich, denn meine Jacke befand sich noch immer brav über unserem Esszimmerstuhl. Und da dieser heute irgendwie keine Lust hatte, uns auf unserer Cache-Tour zu begleiten (war ihm wohl trotz seiner vier Füsse zu lang) stand ich nun ohne Regenschutz da. Und das mit einer extrem dunklen Regenwolke im Rücken. Ein wunderbares Gefühl. Ich höre natürlich jetzt schon wieder die starke, immer zusammenhaltende Frauenfront die sagt: „Hättest dein Zeug selber einpacken sollen. Wir Frauen sind ja schliesslich nicht für alles zuständig“. Das stimmt schon, allerdings hätte ich mich liebend gern selbst um meinen Schlechtwetterschutz gekümmert. Allerdings ereignete sich zuvor folgendes. Meine Frau war am packen der Sachen. Ihr wisst schon: GPS, Karten, Kleberli zum loggen, Äpfel, Wasser. Was man eben so mitnimmt. Gerade so dabei sagte sie mir dann, sie könne meine Jacke auch in den Rucksack packen, worauf ich meinte, nein, ich können sie mir um den Bauch binden. Als meine Frau nochmals darauf hinwies, dass im Rucksack genug Platz sei meinte ich nur noch: „dann pack sie eben da rein“. So liebe Frauen, jetzt frage ich euch mal ganz ehrlich. Was an dem Satz „Dann pack sie eben da rein“ klingt nach „Dann lass sie doch über dem Stuhl hängen“. In meinen Ohren zumindest sind das zwei völlig verschiedene Sätze. Im Übrigen schien meine Frau das auch so zu sehen und begann ihren Fehler einzusehen. Warum hätte sie denn wohl sonst versucht mit dem Satz „Es wird schon nicht regnen und sonst kannst ja meine haben“ zu schlichten. Was soll’s. Es war so wie es war und ich konnte nur hoffen, dass es mit dem Sturzbach, den es vor wenigen Minuten noch herabregnete, für heute ausgeregnet hatte.

Und genau so sah es zunächst auch aus. Die Wolken verschwanden langsam und auf einmal begleitete uns sogar wieder die Sonne. Vorerst also Entwarnung und wir konnten uns endlich aufs cachen konzentrieren. Die ersten Positionen stellten uns mal wieder nicht vor allzu grosse Schwierigkeiten und so kamen wir auch schon bald an die Grenze, an der allerdings nur eine einsame Zöllnerin stand und die zudem auch nicht viel von uns wissen wollte. Solche Zollbeamten und -beamtinnen haben einfach einen ungemeinen Stress. Es lief also alles wie geschmiert, allerdings nur bis zu Posten drei. Wir hatten die Koordinaten hierfür zuvor an Posten zwei berechnet und folgten wie immer unserem GPS. Allerdings gab es auf einmal keinen Weg mehr in die Richtung, in die der Pfeil zeigte. Schlimmer noch, der Weg wurde uns von Häuserwänden versperrt, womit also erhebliche Zweifel an den Koordinaten aufkamen. Normalerweise hätte ich auch keine Sekunde gezögert an der Falschheit zu zweifeln, denn üblicherweise übernehme ich auf unseren Touren ja immer die Navigation und meine Frau dafür die Administration, zu der ich auch das ausrechnen der jeweiligen Koordinaten zähle. Seit kurzem haben wir aber an dieser Vorgehensweise etwas geändert, da nämlich auch meiner Frau ein wenig den Umgang mit unserem kleinen gelben Freund lernen will. Prinzipiell auch nicht schlecht, allerdings darf ich dafür jetzt den ganzen Schreibkram erledigen. Und natürlich auch die Rechnerei. Und aus diesem Grund hielt ich Fehler in den Zielkoordinaten natürlich für ausgeschlossen. Merke: Ich habe immer recht und wenn ich mal nicht recht habe, tritt ersteres ein. Aber es half ja nichts, irgendwie kamen wir hier nicht weiter und die einzige Fehlerquelle waren nun mal zunächst die Koordinaten. Also begann ich noch einmal die Berechnung zu überprüfen, immer noch in der grossen Sicherheit, dort nichts zu finden. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Beim Überprüfen der Koordinaten fiel mir auf einmal auf, dass ich eine Subtraktion schlichtweg vergessen hatte und wir somit tatsächlich in die falsche Richtung gelaufen waren. Darf das denn war sein? Mir absolutem Mathegenie war tatsächlich ein Fehler unterlaufen? Noch dazu solch ein Fehler, über den ich mich in unseren vergangenen Caches über meine Frau gern lustig gemacht habe? Ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte. ICH hatte das hier verbockt. Aber gut, meiner Frau war das schon vorher mal passiert, zudem war SIE es, wegen der meine Jacke gerade mit dem Esszimmerstuhl anbandelte und ausserdem kann das ja mal passieren. Solange sich das nicht häuft. Kein Grund für Vorwürfe also.

Es ging mit den richtigen Koordinaten weiter und so hatten wir den Posten drei dann auch recht schnell gefunden. Wie gesagt, MAL kann das mit dem Verrechnen ja passieren. Aber was soll ich sagen. Bei den Koordinaten für den nächsten Posten passierte mir das gleiche noch einmal. Der Fehler brachte uns zwar diesmal nicht zu weit vom tatsächlichen Ziel ab, aber trotzdem. Wir erreichten zwar Posten vier trotz Fehlers relativ gut, aber was war denn nur los mit mir. Ich schob es auf die schlechte Bedienbarkeit meines Handy-Taschenrechners und ausserdem kann so etwas ja durchaus auch zweimal passieren. Wichtig dabei ist nur, dass man daraus lernt und es nicht noch einmal vorkommt. Stimmt und deswegen lernte ich daraus nichts und hätte den Fehler für die Station fünf gleich noch einmal gemacht, hätte mir meine Frau bei der Berechnung diesmal nicht über die Schulter geschaut und mich gleich auf den Fehler hingewiesen. Da stand ich nun also. Der Mann der sich über jeden noch so kleinen Rechenfehler seiner Frau bisher immer lustig gemacht hat und hatte innerhalb kurzer Zeit an drei Stationen hintereinander richtig grosse Böcke geschossen. Meine Frau sagte zwar nicht viel dazu, nein sie versuchte mich sogar noch zu trösten. Aber mir ist ziemlich klar, dass ich für diese blöden Fehler noch lange bezahlen muss, da sie mir meine Frau sicherlich zu jeder noch so guten Gelegenheit unter die Nase reiben wird.

Trotz meiner Fehler waren wir also mittlerweile schon an Station fünf angekommen und auch die nächsten Stationen forderten uns nicht sonderlich. So waren wir nach gut 1 ½ Stunden über den Staudamm eines Kraftwerkes wieder über den Rhein und somit in der Schweiz gelandet. Auch vom Regen blieben wir Gott sei Dank verschont. Es kam zwar zwischendrin ein heftiger Schauer, während dem wir uns allerdings unter Bäumen befanden und wieder einmal rechneten. Und da ich mittlerweile jedes Ergebnis dreimal rechnete, um ja nicht noch einen Fauxpas zu verursachen, waren wir erst wieder unter freiem Himmel, als die Sonne wieder lachte. Wir kamen also gut voran und befanden uns nach gut 2 Stunden an dem letzten Posten, der nach den bisherigen Erfahrungen wohl auch kein sonderliches Problem darstellen sollte. Der erfahrene Leser wartet nun sicherlich schon die ganze Zeit auf den für uns typischen Irrglauben. Da ist er nun, denn der letzte Posten war alles andere als schnell gelöst. Wir sollten ein Haus ausmachen, von dem wir die Hausnummer ablesen und zur Berechnung des Endcaches benutzen sollten. Eigentlich keine schwere Aufgabe. Wir kamen auch an einem Häuschen mit einer Nummer vorbei, leider stand dies ungefähr 50 Meter VOR der eigentlichen Zielkoordinate und kam damit sicher nicht in Frage. Vor allem, weil am angegebenen Ziel auch ein Häuschen stand. Das Problem war nur, dass dieses Häuschen wohl sehr neu war und uns leider keine einzige Hausnummer ausspuckte. Wir schauten uns um ob es noch andere Häuser in der näheren Umgebung gab. Nichts, rein gar nichts was uns helfen konnte. Ich rechnete noch einmal die Koordinaten nach. Nach den vorangegangenen Fehlern sicher keine schlechte Idee. Aber auch das brachte nichts ein. Die Zahlen stimmten. War es etwa doch das Haus 50 Meter zuvor? Die Abweichung war zwar schon ziemlich gross, aber es war nun mal weit und breit das einzige Haus mit einer Nummer darauf. Ich nahm also die Zahl heran und fing an zu rechnen. Allerdings konnte ich schnell wieder aufhören, denn die Koordinaten die ich mit der Zahl herausbekommen hätte, wären ausserhalb dieser Welt gelegen. Und da unser Raumschiff zurzeit gerade in der Revision ist, konnte das also doch nicht das richtige Haus sein. Aber was dann. Wir griffen zur vorletzten Rettung: die Logs. Vielleicht würde ja einer unser Vorgänger von einem ähnlichen Problem berichten und uns irgendwie weiterhelfen. Aber das Gegenteil war der Fall. Alle berichteten davon, wie leicht und problemlos die einzelnen Aufgaben doch gewesen wären und was es doch für ein schöner Cache sein würde. Ja gibt es denn dass? Am Vortag sahen wir schon eine runde Metallplatte nicht, die von jedem entdeckt wurde und jetzt wurde scheinbar ein Haus weggebombt, ohne dass ein Bombenkrater zurückblieb. Es blieb somit nur noch die allerletzte Rettung: Die Hints. Zum Glück gibt es bei manchen Caches Hints, die verschlüsselt sind damit sie nicht gleich gelesen werden können und die einem helfen sollen, wenn man den Cache nicht findet. Ich entschlüsselte die Nachricht und was ich da zu lesen bekam half uns sicherlich, den Cache relativ schnell zu finden. Allerdings mussten wir dazu erst mal die Koordinaten fürs Zielgebiet haben und dazu fehlte uns ein Haus und hierzu stand nichts in den Hints. Wir waren also immer noch keinen Schritt weiter. Da kam meine Frau auf eine Idee. Bei dem Haus, an dem die Nummer fehlte, handelte es sich eigentlich um einen Reihenhauskomplex. Und wie es der Zufall so wollte, hatte das erste Haus davon sehr wohl eine Nummer. Und auf Basis dieser Nummer berechnete sie nun die Nummer des vordersten Hauses, unserem Objekt der Begierde. Ziemlich clever, vor allem weil so eine Nummerierung zwar in zwei Richtungen gehen kann, die eine aber wiederum Koordinaten ergeben hätte, welche nun im Inneren der Erde hätten sein müssen und somit wohl auch eher unlogisch. Ich berechnete also mit den ermittelten Zahlen eine Koordinate, von der wir nun mal annahmen, dass es die Richtigen seien. Wirklich glücklich darüber war ich allerdings nicht, denn bisher hatte es der Cacheowner auch nicht so kompliziert bei der Ermittlung der Zahlen gemacht. Aber vielleicht wurde das Haus ja auch eben gestrichen und die sonst sehr auffällige Zahl fehlte einfach. Wir machten uns also wieder auf, um jedoch keine 10 Meter später wieder stehen zu bleiben, uns gegenseitig anstarrten und beide sehr an unserem Verstand und vor allem an unserer Sehkraft zweifelten. Was soll ich euch sagen. Auf einmal machten wir, sicherlich gut versteckt, aber keinesfalls unmöglich zu sehen, ein Häuschen aus, noch dazu mit einer Nummer die sehr gut in die Rechnung passte. Da waren wir nun also 20 Minuten auf der Suche nach einem Haus, liefen vor und zurück und jeder von uns lief jedesmal an diesem Haus vorbei, ohne weiter davon Notiz zu nehmen. Manchmal glaube ich schon: Geocaching ist kein Hobby für uns. Wir überlegten noch kurz, ob wir jeweils dem anderen dafür die Schuld in die Schuhe schieben konnten, mussten aber schnell erkennen, dass wir da wohl beide keine Meisterleistung hingelegt hatten. Aus diesem Grund blieben wir einfach ruhig, rechneten die endgültigen Zielkoordinaten aus und begaben uns dann auf den Weg dorthin.

Der Weg dorthin war nicht lang und wir waren uns beide sicher, den Cache, dank dem recht eindeutigen Hint, auch sofort zu finden. Wir kamen also im Zielgebiet an und nun begann ein Wettrennen der besonderen Art. Ich machte sofort ein mögliches Objekt aus, auf den der Hint passen konnte, rannte darauf zu und untersuchte es. Auch meine Frau schien einen Moment zu glauben, ich wäre am richtigen Ort und wollte schon fast resignieren. Dann merkte sie jedoch, dass ich nichts fand und somit wohl doch an der falschen Stelle am Objekt suchte und sie begann ihrerseits daran rumzufingern, allerdings an einer anderen Stelle. Sie griff einmal. Nichts. Sie griff ein zweites Mal. Wieder nichts. Nun jubilierte ich wiederum schon innerlich, da wohl auch sie am falschen Ort war. Allerdings dauerte die Freude nur kurz, denn als sie ein drittes Mal in ein Loch griff, kam ihre Hand nicht mehr so leer heraus wie zuvor. Sie hatte ihn gefunden und noch eh ich mich über mich selber und mein Pech ärgern konnte kam wieder dieses vermaledeite „Jipeeeee. Da ist er.“ Das war es dann also mit der positiven Bilanz des Wochenendes. Sie zog gleich und am Ende stand wieder alles so, wie am Samstagmorgen und meine rasante Aufholjagd war nun endgültig beendet.

Erkenntnis des zweiundzwanzigsten Caches. Mit Augen kann man sehen. Allerdings nur wenn man sie auch öffnet. Stand der internen Cache-Wertung: 13 – 9 für meine Frau.

Keine Kommentare: