Sonntag, 24. August 2008

Der Cache steckt oft im Detail (Samstag, 23. August)

Wie schon nach dem letzten Cacheerfolg erwähnt, gibt es mittlerweile keinen Zweifel daran, dass Colo bei uns bleiben darf. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass wir unseren Geko noch immer ausgeliehen haben und uns somit ausser dem Colo gar kein anderes GPS für unsere Cachetouren zur Verfügung steht. Sei es wie es wolle. Colo hat bei der letzten Cachetour bewiesen, wie genial er ist und auch meine Frau hat mittlerweile keinen Zweifel mehr an der Tauglichkeit unseres Navigators. Mit der Gewissheit, mein Spielzeug behalten zu dürfen hatte ich die letzte Woche nun Gelegenheit genug, mich mit den ganzen Features des Gerätes vertraut zu machen. Ich hatte ja schon erwähnt, dass man auf seinen Speicher Caches laden kann und man somit eigentlich keine Cachebeschreibungen mehr benötigt. Allerdings war mir die Vorgehensweise zu mühsam. Ich habe keine grosse Lust, jeden Cache einzeln aus dem Netz zu laden und suchte daher nach einer effizienteren Methode. Und siehe da, ich wurde in den unendlich tiefen Jagdgründen des Internets fündig. Geocaching.com bietet seinen zahlenden Premium-Mitgliedern die Möglichkeit, Suchanfragen, sogenannte Pocket Queries, abzurufen. Diese Suchanfragen kann man in fast jeder Beziehung an die eigenen Bedürfnisse anpassen und so bekomme ich jetzt jeden Tag eine Datei gemailt, welche 500 Caches aus meiner direkten Umgebung beinhaltet und die ohne grosse Schwierigkeiten auf das GPS geladen werden kann. Das Problem dabei ist nur. Wenn ich die alte Datei durch eine neue ersetze, werden auch alle weiter entfernten Caches, durch neue, nähere, ersetzt. Die Anzahl der gemailten Caches bleibt nämlich stets 500. Für dieses Problem und noch einiges mehr haben findige Programmierer das sehr nützliche Programm „Geocaching Swiss Army Knife“ für den PC erfunden, sozusagen das Schweizer Armeemesser in Sachen Geocaching für den PC.

Für alle, die mit dem Schweizer Armeemesser nicht viel anfangen können, hier eine kurze Erläuterung. Es handelt sich bei dem Messer nicht um ein martialisches Mordinstrument, welches Soldaten im Krieg einsetzen. Der Ursprung des Messers liegt zwar im Militär und deswegen trägt es auch seinen Namen, aber mittlerweile lässt es sich in fast jedem Haushalt finden. Beim Armeemesser handelt es sich nämlich um nichts weiter als um das gute alte Schweizer Taschenmesser, welches auf Grund der vielen Funktionen, die es auf kleinstem Raum bietet, weltbekannt wurde. Es ist also ein Helferlein, welcher in jeder Lage nützlich sein kann und die Programmierer halten ihr Softwaretool wohl für genauso Vielfältig und gaben ihm deswegen diesen Namen.

Mit diesem Programm ist es nun möglich, all seine Caches zu verwalten. Man kann Kommentare hinzufügen, Wegpunkte anpassen oder ändern und das Beste. Wird eine neue Datei mit den 500 Caches der Umgebung in das Programm eingelesen, werden nur die Daten geändert, welche erneuert wurden. So sind also meine Cachebeschreibungen in Zukunft immer auf den neuesten Stand, werde ich über momentane archivierte und damit nicht zugängliche Caches ständig informiert und bleiben die alten Caches dabei jederzeit erhalten. Unsere Cachedatenbank wird also immer grösser. Das einzige Problem ist nur noch, dass sich das schöne Schweizer Armee-Geocaching-Messer noch nicht so ganz mit unserem GPS versteht. Aber ich bin mir sicher, ich werde auch dieses Problem noch in den Griff bekommen.

Nun war das für Insider vielleicht schön zu lesen, aber die anderen werden sich fragen, kommst du und dein neues Spielzeug endlich mal zu Potte und gibst uns neuen Abenteuerstoff. Klar, könnt ihr haben, kommt sofort, denn natürlich waren wir auch heute wieder cachen. Meine Frau hat in wenigen Wochen eine Projektwoche mit ihren Schülern und da sie ja nun schon seit fast einem Jahr zu den Cachern gehört lag es natürlich nahe, diese über genau darüber zu machen. Sie möchte während der Woche erklären was ein GPS-Gerät macht, wie es funktioniert (auch wenn ich ehrlich gesagt nicht glaube, dass sie dass wirklich kann, verstehe ich selbst ja nicht einmal so genau, wie das eigentlich läuft), wie man Karten liest und dann natürlich auch Caches suchen lassen. Ich war ja ehrlich gesagt nicht so happy über ihr Vorhaben. Eine ganze Rasselbande voller Kids die durch die Wälder huschen und Caches suchen? Wenn da mal am Ende noch jeder Cache so erhalten ist, wie zu Beginn der Woche. Egal, jetzt ist es angeleiert und was natürlich noch getan werden musste war herauszufinden, welche Caches von der Schwierigkeit und dem Terrain her überhaupt für Schüler geeignet sind. Ein paar in der Nähe ihrer Schule kannten wir schon, aber es waren doch noch fünf Caches, welche sie herausgesucht hatte und heute fällig werden sollten. Ein auf Grund der hohen Anzahl Caches ein gewagtes Unterfangen, aber es handelte sich hierbei um einen Multi und vier Tradis, insgesamt also keine grosse Sache. Dachten wir zunächst einmal.

Wir hatten also Fünf Caches vor uns und taten etwas, was wir zuvor noch nie gemacht hatten. Wir erstellten einen Plan, in welcher Reihenfolge es am meisten Sinn machen würde, die Caches anzugehen. Ich hatte schon oft davon gehört, dass ein echter Proficacher eine Cachetour immer genau plant. Wir hielten davon nicht viel, waren Pläne für uns doch eher ein Fremdwort. Wir liessen immer lieber alles auf uns zukommen und entschieden nach jedem Cache spontan, welchen und ob überhaupt noch einen Cache wir als nächstes angingen. Ehrlich gesagt liegt das aber wohl eher nicht an der Tatsache, dass wir mit planen nichts zu tun haben wollen sondern eher daran, dass wir nie wissen wie lange bei uns ein Cache dauert und ob wir danach dann noch Lust und Zeit haben, einen weiteren anzugehen. Ein Plan würde uns wohl nur immer wieder daran erinnern, wie viel des geplanten von uns mal wieder nicht erfüllt wurde. Also liessen wir es lieber gleich. Heute war das anders. Wir erstellten eine Cacheroute und fanden uns kurze Zeit später am Traditional am wunderschönen „Dättwiler Seeli“ wieder. Es ist kaum zu glauben. Viele Male sind wir an diesem See schon vorbei gefahren, führt doch ein Autobahnzubringer direkt an dem Minimeer vorbei. Aber ich hätte nie im Traum daran gedacht, was für ein wunderschönes, natürliches Kleinod hinter den Büschen zu finden ist. Wieder einmal bekamen wir auf eindrücklichste Weise gezeigt, was die schönen Dinge an unserem Hobby sind. Ein faszinierender kleiner See lag vor unseren Füssen und auf dem hölzernen Steg nur wenige Meter von uns machte es sich eine Horde Enten gemütlich, welche die Sonne genoss. Ein Bild, wie es kein Maler schöner hätte festhalten können. Nur die hinter dem Busch vorbeiknatternden Kraftfahrzeuge störten die himmlische Ruhe und machten die ganze Situation etwas skurril. Dennoch hätten wir mal wieder Stunden verweilen können, aber es gab leider wichtigeres zu tun. Also machten wir uns auf die Suche und verscheuchten dabei die Enten vom Steg, welche durch lautes und missgelauntes Quaken deutlich machten, dass sie nicht sehr erfreut über unser tun waren. Aber uns war es egal, denn wir wollten den Cache finden und Enten gehören sowieso ins Wasser oder in den Bräter. Die erste Suchwelle ergab noch keinen Erfolg, weswegen kurzerhand die nächste gestartet wurde. Meine Frau begann etwas zu untersuchen, von dem ich etwas Ähnliches ebenfalls vor mir hatte. Und da ich die Idee meiner Frau prinzipiell gut fand, begann auch ich, dieses zu untersuchen. Und siehe da. Mit meinen langen Fingern kam ich an etwas Bewegliches und so etwas ist für uns Cacher immer verdächtig. Ich kramte also weiter rum und kurze Zeit später hatte ich tatsächlich den Cache in meiner Hand. Meine Frau schaute natürlich etwas frustriert, war es doch mittlerweile mein vierter Punkt in Folge und hatte sie die Idee überhaupt erst ins Rollen gebracht. Brachte ihr aber nichts, denn ich hatte das Glück, von ihrer Idee zu profitieren und am richtigen Ort zu suchen und somit gehörte der Punkt mir. Da wir den Cache also hatten, wollten wir ihn nun wie immer auch noch loggen. Da bemerkte ich jedoch, dass wir am Parkplatz zuvor einen Fehler machten. Meine Frau fragte mich nämlich beim aussteigen, ob wir den Rucksack bräuchten und da es sich bei dem Cache ja nur um einen Traditional handelte, welcher zudem auch nicht weit weg war, meinte ich, sie können den Rucksack ruhig im Auto lassen. Dass das nicht clever war, wurde mir nun klar, denn im Rucksack befand sich jegliches Schreibwerkzeug und so hatten wir jetzt nichts, mit dem wir uns im Logbuch verewigen konnten. Manchmal bin ich aber auch zu blöd. Man sollte einen Rucksack schon allein deswegen nie im Auto lassen, da man nie weiss, wie lange ein Cache wirklich ist. Wir haben erst vor ein paar Wochen am eignen Leib erfahren müssen, wie lang, steil und beschwerlich der Weg zu einem Traditional sein kann. Alles ärgern half jedoch nicht weiter, denn wir brauchten einen Stift und so musste einer zurück zum Auto gehen. Ich stellte mich schon auf eine längere Diskussion ein, aber bevor diese begann verlangte meine Frau schon nach dem Autoschlüssel und bot sich an, unsere Cacheausrüstung holen zu gehen. Ich war sehr verblüfft, zögerte aber natürlich keine Sekunde, ihrem Verlangen nachzugeben. So konnte ich noch ein bisschen das Wasser geniessen. Vielleicht war gerade das der Grund, warum sich meine Frau freiwillig opferte. Denn von uns beiden bin ich das Wasserkind, wo ich doch am Bodensee aufgewachsen bin und so schön es bei uns hier in der Gegend auch ist. Meinen See vermisse ich gerade an Sonnentagen schon sehr und vielleicht wollte sie mir auf diese Weise ein bisschen See schenken. Was es auch war, ein paar Minuten später kam sie mit Stift und allem anderen wieder zurück und so konnten wir unseren erfolgreichen Fund endlich loggen und uns danach auf zum nächsten Cache machen.

Genau gesagt machten wir uns zu den nächsten beiden Caches auf, dem einsternigen „Baden“ und dem viersternigen „Wasserturm Baldegg“, beides Traditionals auf dem Berg Baldegg bei Baden und nur knapp 300 Meter von einander entfernt, was unserem vorhaben mit den fünf Caches an einem Tag sehr entgegen kam. Wir machten uns natürlich zunächst an „Baden“, da uns der vier Sterne Schwierigkeitsgrad vom Wasserturm doch recht einschüchterte. Schliesslich war 2,5 bisher das höchste der Gefühle und wir wollten zunächst noch ein Erfolgserlebnis. Wir wussten aber natürlich auch, sollten wir diesen Einser nicht finden, hätten wir den Vierer wohl gar nicht erst anfangen brauchen. Aber wer wird denn so pessimistisch an die ganze Sache ran gehen. Von einem Einer lassen wir uns nun wirklich nicht abschrecken und so waren wir dann auch schnell im Zielgebiet und mitten in der Suche. Allerdings machte sich wie so oft schnell ein Problem breit. Unser Navi wollte uns in einen Bereich navigieren, der sich mit der Terrainangabe von ebenfalls einem Stern in der Cachebeschreibung überhaupt nicht in Übereinstimmung bringen liess. Ich wollte deswegen auch gleich noch einmal neu anpeilen, aber meine Frau liess sich nicht entmutigen und wagte sich eh ich mich versah in den Abhang. So kannte ich sie gar nicht, aber ich vermutete, dass die wohl auf alle Fälle verhindern wollte, dass meine Erfolgssträhne weiterging. So liess ich sie eben suchen und versuchte währenddessen, eine bessere Peilung hinzubekommen. Nachdem ihre Sucherei nicht gerade verwundernswert erfolglos blieb und ich dank GPS zudem mittlerweile ziemlich sicher war, dass der Cache dort unten auf keinen Fall liegen würde, kam sie nach ein paar Minuten zurück. Es muss für sie doch recht frustrierend gewesen sein, dass es endlich sie mal war, die sich todesmutig in einen Abhang stürzte, dass aber leider erfolglos. Aber was sollte ich machen. Der Cache war nun mal nicht dort und ich hatte von Anfang an gesagt, dass er niemals dort unten liegen könnte. Wir mussten also weitersuchen, fragte sich nur wo. Unser GPS zeigte mittlerweile zwar in einen eher in Frage kommenden Bereich, aber wir wurden auch hier zunächst einfach nicht fündig. Es half alles nichts, aber wir mussten für einen 1-Sterne-Cache tatsächlich die Hilfe in Anspruch nehmen. Natürlich war es eine Schande, aber immerhin wurde somit das Suchgebiet weiter eingeschränkt. Stolz waren wir darauf sicher nicht, aber wir konnten jetzt auch nicht zu viel Zeit an diesem Cache vergeuden, hatten wir doch noch drei weitere auf dem Programm. Dank dem Hint wurde das Suchgebiet also eingeschränkt und so dauerte es nicht lange, bis schon wieder ich es war, der den Cache glücklich in seinen Händen hielt. Tschakka, der fünfte Cache in Folge, eine unglaubliche Siegesserie und die Gewissheit, in unserem Wettbewerb nun wieder auf ganze drei Punkte an meine Frau heran gerückt zu sein, ein Rückstand wie er zuletzt kurzfristig am 27. April bestand, also vor 118 Tagen. Ich war selbstverständlich stolz wie Oskar, auch wenn ich diesem Herrn bisher eigentlich noch nie begegnet bin und somit gar nicht weiss, wie stolz der jemals war. War mir auch egal, denn ich freute mich einfach über meinen Sieg, wenn er auch, wie die anderen vier zuvor, durch den Hinweis recht schmeichelhaft war. Interessierte mich aber nicht, denn Punkt war auch in diesem Fall Punkt und meine Frau bereute mittlerweile glaube ich schon die Tatsache, dass sie mir den einen oder anderen Punkt in letzter Zeit geschenkt hatte. Mehr noch, sie schaute richtiggehend bedröppelt und ich kannte diesen Blick genau. Das war der Blick, den ich schon lange nicht mehr an ihr gesehen hatte und der sich immer dann einstellt, wenn sie bei irgendeinem Spiel am verlieren ist und kurz davor steht, wutentbrannt aufzuspringen und die nächste Tür hinter sich zu zuschlagen. Lange hatte sie keinen Grund mehr dafür gehabt und schon gar nicht hier in unserem Hobby, lief doch im vergangenen letzten Jahr alles mehr als glatt für sie und hatte sie auch nie mehr wie einen Cache hintereinander an mich abgeben müssen. Und nun gleich fünf aufs Mal. Ich gebe zu, es war schon recht hart und irgendwie vermisste ich ihr lang gezogenes „Jipeeee. Da ist er ja“ allmählich. Aber Gott sei Dank nur allmählich und so verschwand der Gedanke recht schnell wieder, sie beim nächsten Cache gewinnen zu lassen. Nein, meine Frau ist erwachsen und soll endlich lernen, dass man im Spiel auch mal verlieren muss. Und was heisst schon verlieren? Wir sprachen hier immerhin noch von einem Vorsprung von drei Punkten.

Mit den beiden 1-Sterne-Caches hatten wir unsere Pflicht also mehr oder weniger souverän erledigt und somit konnte nun die Kür kommen. Der 4-Sterne-Wasserturm vom Baldegg. Schon bei der Ankunft merkten wir, was das fiese an diesem Cache war. Die Zielkoordinaten und somit das mögliche Versteck erstreckte sich über fast 40 Meter. Das blöde an GPS-Koordinaten ist nämlich, dass sie nur Länge und Breite angeben, aber nichts über die Höhenlage aussagen können. Normalerweise ist das auch kein Problem, denn in der Regel ist der Zielpunkt flach und die Suche damit relativ einfach. Ein Turm hat allerdings egal auf welcher Höhe immer dieselben Koordinaten und so kann das Versteck also unten am Boden liegen, sich oben auf der obersten Plattform verstecken oder irgendwo zwischen dem ersten und dem vierzigsten Meter des Turms auf uns warten. Und da jeder schon einmal einen Turm hinauf geklettert ist, weiss auch jeder, wie viele mögliche Verstecke so ein Wasserspeicher haben kann. Da half es auch nichts, dass meine Frau den Hinweis schon entschlüsselt hatte, da er mit seinen vier Buchstaben recht eindeutig war: Turm. Na Gott sei Dank hatten wir diesen Tipp, denn der schränkte das Suchgebiet jetzt schon unglaublich ein. Hatten wir sonst immer eine GPS-Genauigkeit von fünf Metern und somit einem Suchkreis von zehn Metern Durchmesser, kannten wir diesmal also den Punkt, an dem der Cache versteckt war ganz genau. Super, dafür war dieser Punkt 40 Meter lang. Manche Tipps könnte man auch gleich weglassen.

Alles jammern half nichts und so legten wir dann langsam mit der Suche los. Da wir natürlich beide keine grosse Lust hatten, die vielen Stufen nach oben zu erklimmen, begannen wir zunächst unten mit der Suche. Allerdings ahnten wir wohl beide, dass der Cache sicher nicht hier unten versteckt sein wird und dass wir uns mit dieser Alibi-Suche wohl eher um den Aufstieg drücken wollten. Nachdem, oh Wunder, unten keiner von uns fündig wurde, begaben wir uns eben doch nach oben. Anstiege sind ja sowieso schon eine Quälerei, so ein Treppenanstieg aber ist die Hölle. Ich hasse Treppen und das sagte ich nach den ersten 100 auch jeder Treppe direkt in ihr steiniges Gesicht. Sei es wie es wolle, irgendwann waren wir oben und wieder einmal wurden wir für unsere Strapazen belohnt. Zunächst einmal natürlich durch einen wundervollen Ausblick über die gesamte Region und wir konnten auf diese Weise wieder sehen, wie schön diese Gegend ist, in der wir eine Heimat gefunden haben. Ausserdem wurden wir mit der Tatsache belohnt, dass so eine Aussichtsplattform doch recht übersichtlich ist und sich die möglichen Verstecke, auch für einen Cache der Grösse Micro, in Grenzen halten. Und da sich die Familie, die ebenfalls hier oben die Aussicht genoss, gerade verabschiedete, konnten wir auch gleich loslegen.

Nach 20 Minuten waren wir aber immer noch nicht fündig und wir wussten langsam auch nicht mehr, wo der Cache noch hätte stecken können. Deswegen war ich mir mittlerweile ziemlich sicher, dass er wohl doch nicht hier oben liegen wird. Dass wir vielleicht noch nicht alles abgesucht hatten, kam für mich natürlich auf keinen Fall in Frage. Immerhin haben wir noch nie ein Versteck übersehen. Im sicheren Glauben also, den Cache nun unten zu finden, stapften wir die ganzen Stufen wieder hinunter, nicht ohne natürlich an jedem noch so kleinen Loch in der Wand inne zu halten und es zu untersuchen, denn der Cache konnte ja schliesslich auch irgendwo im Treppenaufgang stecken. Logischerweise brachte dies ausser dreckigen Fingern und einigem Staub im Hals nichts und so setzten wir dann unten angekommen unsere Suche noch einmal fort. Ich war jedoch doch recht überrascht, dass sich hier unten weit weniger Versteckmöglichkeiten boten als noch kurz zuvor ganz oben und so kamen recht schnell erste Zweifel an meiner Theorie auf, dass wir hier unten fündig werden würden. Da wir nicht weiter kamen, mussten wieder einmal die Logs her. Doch die liessen mich fast erstarren. Erstens sprachen viel mehr als sonst, wie fies dieser kleine, zu suchende Winzling doch war und selbst eingefleischte Cacher hatten grosse Mühe, ihn zu finden. Und dann deuteten doch alle Einträge erfolgreicher Finder darauf hin, dass sich der Cache wohl doch oben befindet. Da meine Frau die Einträge ebenso verstand, gab es also keine Ausreden mehr. Der Cache musste irgendwo auf der obersten Plattform sein, ich war mal wieder zu hochmütig, denn natürlich hatten wir in diesem Fall zuvor mindestens ein Versteck übersehen und wenn wir den Cache heute noch lösen wollten, mussten wir also diesen absolut beschissenen Wasserturm noch einmal erklimmen. Ich verfluchte in dem Moment die Physik und ihr verdammtes Hydrostatisches Paradoxon.

Kleiner Exkurs. Ein Wasserturm hat die Funktion, den Druck im Wassernetz konstant zu halten, was er eben wegen diesem verdammten Paradoxon nur kann, wenn er das höchste Gebäude innerhalb des Netzes ist. Um es mal vereinfacht zu sagen, wird der Druck, der bei den Entnehmern, sprich den Haushalten, herrscht von dem Höhenunterschied zum Einspeiser, also dem Wasserturm, bestimmt. Anders gesagt, wäre ein Haushalt höher als der Wasserturm, würde das Wasser nicht aus dem Turm, sondern in den Turm fliessen, was wiederrum nicht viel Sinn machen würde.

So viel zur Physik. Auf jeden Fall ist der Turm jetzt eben hier an dieser Stelle so hoch, weil ihm durch das hydrostatische Paradoxon jahrhundertelang gesagt wurde, er müsse so sein und das wiederrum bedeutete, wir hätten jetzt noch einmal 40 Meter in die Höhe klettern dürfen. Natürlich war unsere Lust hierzu relativ beschränkt und es lagen ja auch noch weitere Caches für heute vor uns, also begaben wir uns auf den Weg in Richtung Auto. Da uns der Cache dabei allerdings nicht aus dem Kopf ging und wir uns nur darüber unterhielten, wo dort oben noch eine Möglichkeit zum verstecken war und jeder eigentlich nur darauf wartete, dass jeweils der Andere zum umkehren auffordert, entschieden wir uns gemeinsam, doch noch einmal herauf zu gehen und wieder einmal stellte sich uns die Frage, warum wir das alles tun.

Wir standen zehn Minuten später wieder auf der obersten Plattform und genossen die wieder herrliche Aussicht, da wir nicht sofort mit der Suche beginnen konnten. Mittlerweile hatte sich ein weiteres Pärchen an den Aufstieg gewagt und genoss nun ebenfalls die Aussicht und auf diese mussten wir nun warten, war ein unauffälliges Suchen in deren Anwesenheit nicht möglich. Natürlich schauten sie uns ganz verdutzt an, denn immerhin waren sie uns bei unserem Abstieg schon begegnet und natürlich konnte man die Frage in ihren Gesichtern sehen, was wir denn schon wieder hier oben machten. Aber egal, als Cacher lernt man recht gut, mit komischen und fragenden Blicken zu leben und nachdem die Beiden genug von der Aussicht hatten und endlich wieder gingen, konnten wir mit der Suche Teil zwei beginnen. Und es war eigenartig. Dachte wir zuvor, wir hätten wirklich jeden möglichen Winkel des Turms hier oben untersucht, fielen uns jetzt noch viele weitere Versteckmöglichkeiten auf. Aber auch das brachte uns nicht weiter, denn egal welche Ritze wir nach diesem Ding untersuchten, wir fanden einfach nichts. Es war zum Ausflippen, aber wir blieben auch beim zweiten Versuch erfolglos, was wir uns nach weiteren 30 Minuten der Suche auch endlich eingestanden. Unser erster 4-Sterne-Cache-Versuch musste endgültig als Misserfolg verbucht werden. Wir konnten es drehen und wenden wie wir wollten, aber die Schwierigkeiten beim Einsterner zuvor waren eben doch ein schlechtes Zeichen. So packten wir denn alle Hilfsmittel, die wir in der Zwischenzeit zur Suche benutzten, enttäuscht wieder ein und machten uns langsam an den Abstieg, welcher trotz der Tatsache, dass es runter ging, sehr schmerzhaft war. Meine Frau versuchte zwar auch dabei noch immer, die Augen offen zu halten und untersuchte weiterhin jeden möglichen Winkel. Ich hielt das jedoch für vergebene Liebesmüh, denn von meinem Hochmut war nichts mehr da und ich wusste, der Cache liegt sicher irgendwo auf dieser obersten Plattform und wir waren einfach nur mal wieder zu Blind.

Eigentlich hatten wir ja noch vor, zwei weitere Caches anzugehen. Aber das Wetter machte uns leider, oder soll ich auf Grund unserer Motivation besser zum Glück sagen, einen Strich durch die Rechnung. Der Himmel zog sich nämlich auf einmal recht düster zu und versprach nichts Gutes. Aus diesem Grund begaben wir uns zu unserem Auto und fuhren nach Hause. Der unglaubliche Regenguss, der sich entlud als wir daheim ankamen machte uns deutlich, dass wir am Ende dieses Cachetages wenigstens eine richtige Entscheidung getroffen hatten.


Erkenntnis des vierunddreissigsten bis sechsunddreissigsten Caches. Es muss endlich mal eine moderne Alternative zu Wassertürmen erfunden werden. Stand der internen Cache-Wertung: 17 – 14 für meine Frau.

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