Dienstag, 5. August 2008

Ein neues Spielzeug für den Räubär (Dienstag, 5. August)

Unser kleiner gelber Freund begleitet uns nun fast ein Jahr auf unseren Cachetouren und was hätten wir nur ohne ihn gemacht. Ohne dieses kleine Navigationswunder wären wir ein ums andere mal nicht weiter gekommen und hätten wohl unsere ganzen Cacheträume an den Nagel hängen dürfen. Er stand uns immer stets zur Seite und hat uns auch nie im Stich gelassen. Warum ihn also austauschen? Diese Frage stellte sich zumindest meine Frau, als ich mit der Idee kam, ein neues GPS-Gerät anzuschaffen. Den Männern muss ich jetzt kaum erklären, dass allein die Tatsache, dass unser Geko mittlerweile seit einem Jahr bei uns ist, Grund genug für eine Neuanschaffung ist. Technische Geräte haben doch heutzutage eine so kurze Halbwertszeit, was wir Männer auch längst akzeptiert haben. Frauen jedoch wollen einfach nicht verstehen, warum ein einjähriges technisches Gerät nicht mehr brauchbar sein soll. Dabei haben neue Geräte so tolle Funktionen und nur weil das alte Gerät immer reibungslos gearbeitet hat und es für die bisherigen Zwecke mehr als ausreichend war, ist das doch noch kein Grund, nicht mit der Zeit zu gehen. Deshalb wollte ich ein neues GPS. Allerdings hätte ich zunächst wohl eher einem Wüstenbeduinen eine Heizdecke verkauft als meine Frau von meinem neuen Wunschspielzeug zu überzeugen. Wie schwer meine Mission werden würde zeigt allein schon die Tatsache, dass sie ihr Handy mittlerweile seit 6 Jahren besitzt. Eine Faktum, welches jetzt sowohl Leser als auch Leserinnen entsetzt aufschreien lässt. Die männliche Seite, weil von denen niemand versteht, warum die Industrie überhaupt technische Geräte baut, die so lange halten und die weibliche, weil bei denen die Handys wahrscheinlich meistens noch älter sind und sie nicht verstehen können, warum meine Frau ein so „junges“ Handy besitzt. Männer was soll ich sagen? Frauen sind so. Punkt! Was bleibt uns also übrig? Man muss mit List und Tücke versuchen, die Partnerin langsam ins Wanken zu bringen. Dafür habe ich einen 3-Punkte-Plan entwickelt, der zu 99% immer funktioniert.

Erster Schritt in dieser Mission: Der Frau klar machen, wie schlecht das aktuelle Gerät mittlerweile ist. Das ist in Sachen Technik nicht schwer, denn meistens haben die Frauen davon keine Ahnung. So erklärte ich ihr, dass wir mit unserem Geko so oft schlechten Empfang haben, dass wir ausserdem immer so lange nach dem Parkplatz und dann vor allem nach dem Endcache suchen müssen und dass diese Umstände mit einem neuen GPS der Vergangenheit angehören würden. Dass der schlechte Empfang eigentlich nur auftritt, wenn wir uns in unserem, einem Atombunker ähnelnden, Keller aufhielten, die Parkplatzsuche nie die Aufgabe vom Geko war und die langen Cachesuchen eigentlich nur an uns selber lagen und wohl mit keiner Technik dieser Welt verkürzt werden könnten, musste sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Diese Argumente brachten sie immerhin ins Grübeln und im Kampf um neue Technikerrungenschaften ist für uns Männer alles erlaubt. Sie grübelte also über meine Anmerkungen nach und ist die Frau erst einmal so weit, ist das schon ein riesen Schritt. Eine über eine Neuanschaffung nachdenkende Frau hält diese nämlich nicht mehr für völligen Blödsinn und kann sich unter gewissen Umständen vorstellen, sich für den Neukauf doch einverstanden zu erklären.

Hier kommt dann Schritt zwei ins Spiel: der Frau die gewissen Umstände aufzeigen und klar machen, wie toll das neue Gerät ist. Ich lockte meine Frau vor den Computer, um ihr das ins Auge gefasste Gerät zu zeigen und vor allem die ganzen unheimlich tollen Funktionen zu präsentieren. Unter unheimlich tolle Funktionen meine ich damit natürlich nicht den Kompass, den barometrischen Höhenmesser oder den Speicher von 2 GB die allesamt Männerherzen höher schlagen lassen. Schliesslich sprach ich mit einer Frau. Genau genommen sprach ich mit meiner Frau, aber in dieser Beziehung unterscheidet sie sich nicht sonderlich von allen anderen und so erzählte ich ihr von der Gerätefarbe, die sich so schön mit dem Display ergänzt, der wahnsinnig ergonomischen Form und den unheimlich genial ins Design integrierten Tasten. So etwas hilft wirklich, glaubt mir nur. Wir haben uns vor ein paar Montane einen PC ganz in Schwarz gekauft und bei der Auswahl des Bildschirms kam dann nur ein Gerät in Frage. Ein Schwarzes, weil es besser zum PC passt. Es ist wirklich war, meine Frau interessierten keine technischen Details, die bei so einem Kauf eigentlich nicht unwichtig sind. Nein, der Bildschirm war schwarz, passte zum Rest und da sonst kein schwarzer Bildschirm mehr vorhanden war, konnte es nur der sein. Da wir auch noch von einer Verkäuferin bedient wurden hatte ich nicht den Hauch einer Chance mich zu wehren und akzeptierte mein Schicksal. Ich muss nicht erwähnen, dass wir drei Stunden nach dem Kauf schon wieder im Auto sassen, weil der ach so gut zum PC passende Bildschirm nicht funktionierte. Wie gesagt: Frauen sind einfach so, akzeptiert es und nutzt diese Eigenschaft aus oder werdet mit eurem alten Elektronikteilchen glücklich. Meine Frau sass also vor dem PC und betrachtete das Gerät. Genau der richtig Zeitpunkt für Schritt drei: dem finalen Endschlag. Ich kam ganz zufällig und nur Gott weiss natürlich wie auf die Seite von Ebay, auf der gerade genau dieses Gerät zu einem Wahnsinnspreis ersteigert werden konnte. Für Schnäppchen sind Frauen immer zu haben und so hiess es dann nur wenige Minuten Später: 3, 2, 1, meins! Zufällige Schnäppchen kann sich keine Frau der Welt entgehen lassen und auf diese Weise knackt man sie alle, auch meine Frau. Das ich schon den gesamten Vormittag wegen der Suche nach dem besten Angebot am Rechner verbrachte und das „zufällige“ Superschnäppchen am Ende gerade mal 30 Euro billiger war als im Laden, muss man seiner Frau ja nicht auf die Nase binden.

Wir hatten also ein neues GPS-Gerät ersteigert und Mitte der Woche kam dann auch schon das Päckchen aus Litauen. Richtig gehört, Litauen, der südlichste der drei baltischen Staaten, welche noch bis 1990 zur ehemaligen Sowjetunion gehörte und im Europäischen Vergleich jetzt nicht unbedingt das absolute Vertrauen geniesst. Auch ich war auf Grund des Herkunftslandes etwas überrascht, denn eigentlich hiess es bei der Beschreibung, dass das Gerät Neuware sei und aus Deutschland verschickt werden würde. Immer wieder hatte ich in letzter Zeit Berichte darüber gesehen, dass Ebay zurzeit grosse Probleme mit Anbietern aus dem Ostblock hat, da diese nach Bezahlung sehr oft geklaute oder defekte Geräte verschickten, weshalb ich beim Öffnen des Päckchens ein ungutes Gefühl hatte. Sollten wir einem Betrüger aufgesessen sein? War das vielleicht auch der Grund für die schnelle Lieferung? Ihr könnt euch vielleicht noch an meine Lieferprobleme mit Paketen aus Deutschland erinnern? Bei Sendungen aus Litauen tauchen diese scheinbar nicht auf, was eventuell daran liegen könnte dass sich die Zöllner über mich kaputt lachen, weil ich technische Geräte aus dem Ostblock liefern lasse und damit sicherlich übers Ohr gehauen werde. Sie leiten die Sendung quasi nur deswegen ohne grosses Tamtam weiter, weil sie wissen dass es eh nicht zu verzollen gibt. Was soll man auch bei einer inhaltlich leeren Plastikhülle mir dem Aussehen eines GPS- Gerätes verzollen? Na super, was hatte ich da wieder angestellt. 350 Euro für nichts? Die erste Bestellung bei Ebay, die in die Hose ging? Ich nehme es hier jetzt mal vorweg. Nichts von alledem trat ein. Ganz im Gegenteil. Die vielen positiven Bewertungen des Verkäufers waren absolut richtig, denn das Gerät war einwandfrei, entsprach absolut der Beschreibung und somit sind die Räubären jetzt stolze Besitzer eines Garmin Colorado. Dafür, dass auf dieser Welt jetzt vielleicht irgendwo jemand genau dieses Gerät vermisst, können wir schliesslich auch nichts.

Ein Garmin Colorado, der Rolls Royce unter den Outdoor-Navigationsgeräten. Die Auswahl des Herstellers war für uns übrigens keine lange Sache, denn als eingefleischte Garminer kam ein Gerät vom Konkurrenten Magellan nicht annähernd in Frage, denn Garmin-Teile sind einfach die Besten. Naja, wenn ich ehrlich bin sind Garmin-Geräte vor allem die, die man am einfachsten bekommt. Es ist völlig verrückt. Vor einem Jahr haben wir beim Kauf unseres ersten Handnavis ja schon einmal den Markt sondiert und da waren sowohl Garmin als auch Magellan ungefähr gleichmässig verteilt. Als ich jetzt wieder nach Geräten suchte, habe ich bei keinem Anbieter Geräte von Magellan gesehen, obwohl ich von der Homepage Magellans weiss, dass sie noch solche Geräte herstellen. Aber scheinbar haben sie gegen die übermächtige Konkurrenz von Garmin keine Chance mehr. Das ist übrigens auch der Grund, warum sich mittlerweile eine kleine aber stetig wachsende Anti-Garmin-Front in der Szene gebildet hat. Die dominieren mit ihren Geräten, Standards und Kartenmaterial dermassen den Markt, dass man sie gut und gerne als das Microsoft der GPS-Szene bezeichnen kann. Und jeder Computerbesitzer weiss, was damit gemeint ist. Tatsächlich haben die Geräte scheinbar ähnliche Probleme wie Microsoftsoftware, denn sie werden von Garmin ständig mit Softwareupdates verbessert. Kein schlagkräftiges Argument also, sich so ein Gerät zu kaufen. Aber trotz Fehler und wahrscheinlich vor allem mangels Konkurrenz sind es eben die besten Geräte derzeit auf dem Markt und deswegen haben auch wir uns für so eines entschieden.

Aber was war neben dem persönlichen Grund, ein neues technisches Spielzeug zu erwerben tatsächlich Anlass für ein neues Gerät? Das ist eigentlich ganz einfach. Als wir uns damals unseren kleinen Geko gekauft hatten, wussten wir noch nicht, wie intensiv wir dieses Hobby je betreiben werden. Nicht selten hat man nämlich nach ein paar Wochen von seinem neuen Hobby schon wieder genug und die zuvor für teures Geld angeschaffte Ausrüstung liegt dann nur noch nutzlos in der Ecke. Um also eine grosse Fehlinvestition zu vermeiden, entschieden wir uns damals für ein gebrauchtes Gerät der absoluten Unterklasse. Wie schon erwähnt, war es bisher immer ausreichend für unsere Cachetouren, aber mit dem Wissen das es andere, hochmodernen Geräte gibt stieg eben auch das Verlangen nach einem Gerät, welches mehr nützliche Funktionen bietet als unser gelber Freund

Doch was kann jetzt unser neuer Wunderwutzi, was der alte nicht konnte. Da ist zunächst einmal das um einiges grössere und vor allem farbige Display und damit verbunden die Möglichkeit, Topografische Karten aufzuladen. Wie oft standen wir während unserer Cachetouren vor dem Problem, welchen Weg wir nehmen sollten. Und wie oft haben wir uns auch für den falschen entschieden. Durch die Tatsache, dass wir jetzt sämtliche Strassen, Wege und Trampelpfade der Schweiz auf unserm Navi haben und zudem immer durch einen Punkt angezeigt bekommen, wo die nächste Station liegt ist es uns viel einfacher möglich, den richtigen Weg zu wählen. Klar ging dass auch immer mit unseren Wanderkarten aus Papier. Aber erstens ist dort die Koordinatenangabe nicht so einfach möglich und zweitens hatte man eben immer ein Stück Papier in der Hand. Nimmt man noch unser GPS, den Kompass, die Cachebeschreibung, den Fotoapparat und das Handy zum rechnen hinzu und bedenkt, dass jeder Mensch in der Regel nur zwei Hände zur Verfügung hat, erleichtert einem das wegfallen einer dieser Komponenten das Leben schon ungemein. Die Karten sind übrigens nicht das Einzigen, was uns durch den Colorado abgenommen wird. Er bringt auch noch einen vollfunktionsfähigen Kompass mit, stellt einen Rechner zur Verfügung und das Beste: Man kann die Cachebeschreibungen in das Gerät laden und braucht somit auch hier die Papierversion nicht mehr. Wir sind also dank dem neuen Gerät dem papierlosen Cachen ein ganzes Stück näher gekommen. Man kann durch dieses GPS jetzt sogar Routen für das Auto berechnen lassen, was uns bei der leidigen Parkplatzsuche in Zukunft hoffentlich ebenfalls viel Zeit und Nerven spart. Das Gerät bietet so viele Funktionen, dass ich noch gar nicht alle herausgefunden habe. Ich habe sogar die Vermutung, irgendwie kann es sogar beim Hausputz helfen.

Wir haben also ein neues Gerät und ich bin mir sicher, jetzt werden wir endgültig zu den Göttern des Geocachings aufsteigen. Mit diesem Gerät kann nichts mehr schief gehen, wird es uns doch in Zukunft direkt zu den Caches bringen. Das muss es auch, denn ich weiss dass meine Frau bezüglich unserer Neuanschaffung immer noch skeptisch ist. Und ich weiss auch, sollte bei unserem neuen Cache nicht alles reibungslos ablaufen und auch nur eine Klitzekleinigkeit schiefgehen, kann ich mir schon einmal überlegen, wie man Pakete zurück nach Litauen schicken kann.


Erkenntnis dieser Neuanschaffung: Ich bestelle auf Grund der kurzen Lieferzeit nur noch in Litauen. Stand der internen Cache-Wertung: weiterhin 17 – 11 für meine Frau.

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