Mittwoch, 6. August 2008

Neue Technik, neue Cacheart (Mittwoch, 6. August)

Ich habe im letzten Post ausführlich von den tollen Funktionen berichtet, welche unser neuer Mitbewohner so ins sich hat. Auf eine bin ich dabei noch nicht eingegangen. Mit dem Colorado ist es möglich, an einer neuen Art von Geocaches teilzunehmen, den Wherigos. Bisher habe ich ja schon von den unterschiedlichsten Caches wie Multis, Tradis oder Virtuals erzählt. Das sind natürlich längst nicht alle. Im Geocaching gibt es so viele verschiedene Arten zu cachen und seit neuem eben auch die Wherigos. Ich will die Gelegenheit nutzen und kurz erklären, um was sich dabei handelt.

Um einen Wherigo zu machen, braucht man zunächst einmal spezielle Geräte. Es handelt sich dabei nämlich um ein kleines Computerprogramm, welches einen durch den Cache führt. Um dieses Programm ablaufen lassen zu können, benötigt man spezielle Hardware, entweder einen Pocket PC oder unser Colorado. Das sind zurzeit die einzigen Gerätschaften, auf denen diese Wherigos laufen, weswegen deren Verbreitung noch nicht so gross ist. Aber was heisst das jetzt genau. Einfach gesagt wird das Geocaching durch die Wherigos interaktiver. Man kommt sich quasi vor als befände man sich in einem Computeradventure, mit dem Unterschied dass man nicht über die Tastatur ein Männchen auf dem Bildschirm steuert, sondern dass man das Männchen nun selber ist, sich in der realen Welt bewegt und versucht, die Aufgaben zu lösen, welche einem das kleine technische Gerät in der Hand so stellt. Bei diesen Aufgaben kann es sich um alles Mögliche handeln, wie bei einem Adventure eben auch. Von einfachen Fragen zu Sehenswürdigkeiten der Gegend in der man sich gerade befindet bis hin zu komplexen Kombinationsaufgaben. Alles ist möglich und richtet sich danach, was der Cacheowner mit seinem Cache bezweckt. Er hat nämlich jeweils das Programm erstellt und kann bestimmen, wie schwer er es einem machen will. Ganz wie bei jedem anderen Cache eben auch. Das schöne ist, dass das Programm dank GPS immer weiss, wo man sich gerade befindet und es einen auf diese Weise zielsicher umher steuern kann. Natürlich ist das nicht mehr die ursprüngliche Idee vom Geocaching und es war schon gar nicht der Hauptgrund, warum wir uns das neue GPS gekauft haben. Aber es ist eine nette Abwechslung zum Alltag und bietet noch viel Potential, welches in der nächsten Zeit sicher weiter ausgeschöpft wird.

Wie gesagt, mit unserem Colorado ist es möglich, diese Wherigos zu machen und es war natürlich klar, dass ich diese neue Cacheart sofort ausprobieren wollte. Schliesslich konnte ich meiner Frau auf diese Weise zeigen, was für tolle neue Möglichkeiten sich uns nun mit der Neuanschaffung aufgetan haben und damit sicher gehen, das Gerät nicht doch noch zurück nach Litauen schicken zu müssen. Da es sich bei den Wherigos um eine relativ neue Art der Caches handelt und sie wegen der benötigten Hardware auch noch nicht von so vielen Cachern genutzt werden kann, ist natürlich auch die Anzahl der Caches hierfür sehr beschränkt. Wie es aber der Zufall so will, gibt es nur wenige Kilometer von uns entfernt, einen Wherigo und der sollte die Feuertaufe für unser Gerät werden. Er hört auf den Namen „Mellingen“ und sollte ein interaktiver Stadtrundgang durch das gleichnamige malerische Städtchen werden. Ich war gespannt und so steuerten wir den Parkplatz des Caches an. Da es sich diesmal um einen Cache mitten in der Stadt handelte, war die Parkplatzsuche kein grosses Problem und so fanden wir uns dann auch recht schnell an den Startkoordinaten des Wherigos ein. Ich war natürlich gespannt wie ein Flitzebogen was wohl passieren würde, als ich zunächst das Gerät und anschliessend das Programm zum Cache startete.

Die Freude war sehr gross, als der Bootvorgang abgeschlossen war und wir von einem netten kleinen Männchen begrüsst wurden, welches uns erklärte, dass es für die nächsten 1 ½ Stunden unser Reiseführer sein wird. Ich brauche wohl nicht erwähnen, dass ich sofort von dieser Technik begeistert war und mich auf die kommenden Aufgaben freute. Es begann und wir befanden uns sofort in unserem ersten interaktiven Adventure. Zunächst einmal erklärte uns Melli, so nenn ich den interaktiven Reiseführer jetzt einfach mal, was jetzt auf uns zukommt und wie das ganze genau funktioniert und dann begann er uns auch schon, die erste Sehenswürdigkeit Mellingens vorzustellen. Ich war wirklich unglaublich von der Technik fasziniert, denn nach der Erklärung Mellis schickte er uns mit Hilfe des Kompasspfeils an die nächste Sehenswürdigkeit und dank GPS registrierte er sofort, dass wir dort angekommen waren und setzte seine Erklärungen fort. Nun kann man auf diese Weise natürlich schon einmal wunderbare Stadtrundgänge machen und ich hoffe inständig, dass dies für die grossen Städte Europas in Zukunft auch gemacht wird, denn dann wird uns unser kleiner schwarzer Freund bald auf jeder Städtetour begleiten. Fürs Cachen wäre diese Vorgehensweise jedoch etwas langweilig. Aus diesem Grund mussten wir an der zweiten Station unserer Reise eine Aufgabe lösen. Hierbei handelte es sich um eine Frage, welche mit dem Hinweisschild vor uns an der Hauswand jedoch keine Probleme bereitete. Wir ermittelten die gesuchte Jahreszahl, gaben sie ins Antwortfeld ein und siehe da: „Die Antwort war richtig“ kommentierte Melli unsere Lösung. So navigierten wir uns dann durch die nächsten Aufgaben und lernten Stück für Stück unseren aktuellen Cacheort besser kennen. Und das Beste: unser neuer Cachebegleiter funktionierte einwandfrei und machte keinerlei Mucken, was mich natürlich auch im Bezug auf meine Frau und ihrer Skepsis sehr erfreute.

Nun wäre es aber natürlich langweilig wenn bei uns mal etwas reibungslos laufen würde und so kam dann auch bald unser erstes Problem auf. Wir standen vor einer Kirche und sollten abermals eine Jahreszahl ermitteln, welche uns von dem goldenen Hinweisschild auch hilfsbereit mitgeteilt wurde. Als ich diese dann jedoch in unser GPS eingab quittierte Melli unsere Antwort mit dem Satz: „Das ist leider die falsche Antwort!“ Bitte was? Auf dem Schild vor mir stand doch eindeutig, dass dies die richtige Antwort wäre und wenn seit der Erstellung des Wherigos das goldene Täfelchen nicht geupdatet wurde, musste Melli also falsch liegen. Ich habe bei unseren bisherigen Cachetouren gelernt, ruhig zu bleiben und regte ich mich deshalb erst einmal nicht auf, sondern gab die Antwort einfach noch einmal ein. Bestimmt hatte ich mich vertippt oder das Gerät hat sie irgendwie falsch verstanden, wir würden also gleich weiter machen können. Allerdings wollte Melli die Antwort auch beim zweiten Versuch nicht akzeptieren und gab zudem noch den, in unserer Situation recht süffisant klingende, Kommentar, wir sollten doch das güldene Hinweistäfelchen genauer lesen. Verdammt und zugenäht. Ich hatte dieses beschissene Täfelchen mittlerweile schon auswendig gelernt und dachte in diesem Moment darüber nach, was beim unsanften Kontakt einer mittelalterlichen Kirchenwand mit einem neuzeitlichen Hightechgerät so alles passieren würde. „So ein arroganter Arsch von einem Stadtführer“ dachte ich und hätte am liebsten eine Schlägerei mit Melli angefangen. Zwei Gründe hielten mich davon ab: erstens gehört sich so etwas nicht direkt vor einem Gotteshaus und zweitens hätten mich die um uns herumstehenden Passanten dann wohl für völlig verrückt erklärt. Sie schauten eh schon recht merkwürdig, weil ich mit hochrotem Kopf auf ein, einem Handy ähnelnden, Gerät einschimpfte wie ein Rohrspatz. Es brachte alles nichts, ich musste mich wieder beruhigen und einen klaren Kopf bewahren, wenn wir hier noch irgendwie weiter kommen wollten. Das tat ich dann auch und überlegte, wo das Problem liegen könnte. Dabei kam ich auf die Idee, dass vielleicht der Cacheowner bei der Programmierung einen kleinen Fehler machte und die Zahlen verdrehte. Wir versuchten daher alle möglichen Kombinationen der Zahlen aus, aber keine wurde akzeptiert. Wir kamen einfach nicht weiter und meine Frau begann schon langsam komisch zu schauen. Ich wusste genau, was mir ihr Blick sagen wollte: „Das ist also dass neue Gerät. Super Kauf. Da besitzen wir jetzt das von dir so hoch gepriesene Hightech-GPS und haben mehr Probleme als zuvor. Vielen Dank“ Ich wusste genau, dass mein neues Spielzeug auf dem Spiel stand und es war klar, wenn mir jetzt nicht bald etwas einfallen würde um uns aus dieser brenzligen Lage zu befreien, konnte ich mir schon mal einen Karton für die Post raussuchen. Mir blieb noch eine Chance. Gerät abstellen, noch einmal neu booten und den Cache starten. Da man bei den Wherigos zum Glück ganz im Stile von Adventures zwischenspeichern kann, mussten wir auch nicht wieder ganz von vorne anfangen, sondern nur zur letzten Station zurück. Einige werden jetzt vielleicht denken, dass wir die Antwort für die vorletzte Station doch schon hatten und diese deswegen ohne zurückzugehen hätten eingeben können. Das geht leider nicht so einfach, denn da das GPS merkt, wo wir sind, stellt es auch immer nur die Fragen, die zu dem aktuellen Ort gehören. Es ist also nicht möglich, Fragen zu Stationen zu beantworten, an denen man sich gar nicht aufhält, weil diese Fragen nämlich gar nicht erst zur Auswahl stehen. Wir mussten also die paar Meter wieder zurück, die zu dem Ort gehörende Frage beantworten und standen dann kurze Zeit später abermals vor der Problemkirche. Wieder stellte uns Melli die mittlerweile altbekannte Frage und wieder tippte ich unsere Lösung dazu ins Navi. Ganz vorsichtig gab ich Zahl für Zahl ein, bestätigte mit OK, schickte ein Stossgebet nach oben, denn schliesslich musste der göttliche Beistand so direkt an einer Kirche am grössten sein, und blickte dann auf das Display. „Die Antwort ist……. FALSCH“ Ich war vor lauter Entsetzen so gelähmt, dass ich mich nicht einmal mehr aufregen konnte und das einzige was mir durch den Kopf ging war: „Die Portokosten für ein Paket nach Litauen liegen bei 36 Franken.“ Es half alles nichts. Auch der Neustart änderte nichts an unserer Situation und auch wenn ich es kaum fassen konnte. Der erste Einsatz des Colorado ging aber mal völlig in die Hose und mit ihm auch unser erster Wherigo. Brauchte meine Frau einen Beweis für die Unnötigkeit meines Spielzeuges, dann hatte sie ihn jetzt. Eine Schlappe auf der ganzen Linie. Mir blieb nichts anderes übrig als meinen technischen Rohrkrepierer in den Rucksack zu stecken und zuzugeben, dass unser kleiner Geko während der ganzen Zeit bei uns noch nie so einen Meisterschrott fabriziert hatte. Auf dem Weg zurück zum Auto fühlte ich mich so wie das kleine Kind, dass zu Weihnachten das so sehnlichst gewünschte Spielzeug geschenkt bekommt und schon am ersten Weihnachtsfeiertag merkt, dass es eigentlich ne blöde Idee war, sich gerade das zu wünschen. Umso mehr war ich überrascht, dass meine Frau keinen Kommentar hierzu abgab. Entweder sah sie einfach, wie verzweifelt ich war oder für sie war hiermit jetzt so klar, dass es über das Zurückschicken keine Diskussion mehr gab.

Noch wollte ich mein Schmusecolorado jedoch nicht aufgeben. Immerhin gab es noch die kleine Hoffnung, dass die Probleme nicht an der Hardware sondern an der Software liegen, mit anderen Worten also an dem Programm. Vielleicht hatte der Cacheowner ja doch einen kleinen Programmierfehler gemacht, denn jeder Computeruser weiss heutzutage schliesslich, dass jede Hard- und Software nur so intelligent ist, wie der, der sie programmiert. Deswegen schrieb ich dem Besitzer kaum zu Hause angekommen eine Mail und bat um Hilfe. Seine Antwort kam auch sehr schnell, leider nicht so wie ich sie erhofft hatte. Er sagte mir, dass er nach meiner Mail noch einmal alles ausprobiert habe, er sogar an die Problemstelle gefahren sei, bei ihm allerdings alles funktionierte und er sich daher auch nicht erklären kann, wieso es bei uns nicht klappte. Als ich seine letzten Zeilen las, war ich schon mitten am Aufkleben des Litauischen Adressaufklebers. Es wäre ja auch alles zu schön gewesen. Und irgendwie hatte ich in diesem Moment das Gefühl, dass mir alle Garmin-Hasser die lange Nase zeigten.


Erkenntnis des neunundzwanzigsten Caches: Je mehr ein Technik in einem Gerät steckt, desto mehr Probleme entstehen. Stand der internen Cache-Wertung: unverändert 17 – 11 für meine Frau.

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