Montag, 28. April 2008

Der dritte Doppelschlag (Sonntag, 27. April 2008)

Nachdem ich beim letzten Cache den Rückstand auf meine Frau zwar verkürzen konnte, der Punkt aber für mich als geschenkter Punkt weiterhin wenig schmeichelhaft war (siehe vorherigen Blog) wollte ich nun endlich wieder einen richtigen Sieg erringen. So einen richtig schweren Cache finden, welcher unglaublich trickreich versteckt war und bei welchem meine Frau neidlos anerkennen musste, dass ich diesmal der Bessere war. So einen Cache musste es doch irgendwo in dieser verdammten Cachegegend hier geben. Und auch wenn der letzte ein geschenkter Punkt war, versorgte er mich immerhin mit einem gewissen Aufwind und gab mir die Sicherheit: heute wird mein glorreicher Tag.

Der Anfang dieses Cachetages liess allerdings alles andere als darauf schliessen, dass heute der Wendepunkt in der internen Räubären-Cache-Statistik sein sollte. Denn ratet mal, was sich wieder anfand, als wir die Cacheausrüstung packten. Jawohl, der längst als verschollen geglaubte Ordner mit den alten Cachebeschreibungen. Ich hatte doch erwähnt, dass der letztjährige Ordner seit dem Ende des Winters als verloren galt und keiner so genau wusste, wo er war. Doch heute Morgen, wie durch Zufall, fiel er mir wieder in die Hände. Und das Schlimmste an allem war, dass alles abstreiten nichts half. Ich hatte ihn verschlampt, denn er lag ganz oben auf unserem Bücherregal und dort konnte auf Grund der Höhe nur ich den Ordner abgelegt haben. Es wäre ja auch alles noch irgendwie in Ordnung gewesen, hätte er dort oben liegend einfach nicht so schnell gesehen werden können. Aber dies konnte man nun nicht wirklich behaupten, denn ich hatte ihn schon mehrmals in den letzten Wochen gesehen, war aber irgendwie der Meinung unser alter Cacheordner wäre grün gewesen. Und da dieser rot war, konnte es sich in diesem Fall also nie im Leben um den gesuchten Ordner handeln. Meine Frau vermied ihre in einem solchen Fall sonst immer schnell eintretende Vorwurfstirade glaube ich nur auf Grund ihres Fauxpas mit den Aufklebern am Vortag. Es stand also in Sachen „wie Dumm kann man sein“ eins zu eins. Mich hinderte diese Tatsache allerdings nicht daran, dass ich mich am liebsten in den A…. gebissen hätte. Aber was soll‘s. Wenn dies der einzige Rückschlag von heute bleiben sollte, könnte ich sehr gut damit leben. Ich nehme glaube ich nicht zu viel vorweg wenn ich sage, dass er es natürlich nicht war.

Wir hatten also den alten Ordner wieder, freuten uns kurz dass wir nun zwei Cacheordner haben und machten uns dann auf die Socken zum ersten Cache. Es war ein Multi mit dem Namen „Gamisweiher“ und er sollte eine richtige Herausforderung werden, denn immerhin warteten sage und schreibe zwölf Zwischenstationen auf uns. Die Bemerkung in der Beschreibung, dieser Cache wäre etwas für die Kondition und für den Geist schien also nicht zu viel zu versprechen. Wir verzichteten allerdings darauf, den Cache wie empfohlen in Joggingschuhen und Trainingsanzug zu durchlaufen und liessen diese Sportutensilien daher gleich daheim. Geocachen an sich ist für uns schon Sport genug, man soll ja auch nicht übertreiben. Also machten wir uns ohne Sondergepäck auf zum angegebenen Parkplatz, von dem aus unsere Suche beginnen sollte. Sicher kein Problem, denn ich hatte im Internet wie immer dank Google Earth eine Strassenkreuzung in der Nähe des Zielpunktes gefunden, von der aus es mit Hilfe des GPS dann keine grosse Mühe mehr sein sollte, den Parkplatz anzusteuern. So weit die Theorie. Die erfahrenen Leser unserer Abenteuer werden wissen, was jetzt kommt, den anderen sag ich es einfach. Zunächst ging wie immer alles gut, dann aber sollte ich laut Navi in eine Strasse einbiegen, deren Einfahrt durch ein Schild verboten wurde. Diesmal war es jedoch nicht das obligatorische Durchfahrt-Verboten-Schild. Nein, damit es nicht langweilig wird hat das Kantonale Verkehrsamt des Aargaus eine neue Art gefunden, meine Nerven zu strapazieren. Die Strasse, die unser TomTom wählte, ist nicht prinzipiell zur Durchfahrt gesperrt. Nein, durch diese Strasse darf man eigentlich immer fahren, es sei denn es ist Sonn- oder Feiertag. Also genau heute! Und als sei dies nicht schon schlimm genug, bretterte, während ich noch am studieren des Schildes war, ein BWM an mir vorbei dessen Fahrer mich hämisch anlächelte, ganz nach dem Motto, wen interessiert schon so ein Schild, du Depp. Mich interessiert so ein Schild, denn schliesslich bin ich ein ökobewusster Cacher, halte mich zum Schutze der Natur und zur Verteidigung des Images der Geocacher an sämtliche durch die gesetzliche Obrigkeit aufgestellten Regeln. Diese Tatsache bringt mir wahrscheinlich die Geocacher-Ökomedaillie in Umweltgrün ein, brachte uns aber in dem Moment keinen Schritt näher an den Startpunkt heran. Wir überlegten kurz, hier zu parken und den fehlenden Kilometer zu Fuss zum Ausgangspunkt zu gehen, entschieden uns dann allerdings, TomTom-Lisa eine Alternativroute berechnen zu lassen. Es musste doch möglich sein, von einer anderen Seite her an den Cache zu gelangen.

Und das war es auch. Zunächst zeigte uns das GPS zwar, dass wir uns vom Startpunkt wieder entfernten, irgendwann aber hatten wir mit dem Cachemobil die Richtung zum Parkplatz angepeilt und das ganze zudem auch noch auf erlaubten Strassen. Dieser Meinung war übrigens nicht jeder Verkehrsteilnehmer, denn wir bogen plötzlich in eine Strasse ein, die durch eine in der Mitte fahrenden Radlerin blockiert wurde. Mit ihrem Fahrstil wollte sie uns demonstrieren, dass Autos hier nicht erlaubt sind. Als sie einen kleinen Querschlenker machte nutzte ich die Gelegenheit und fuhr knapp an ihr vorbei. Das steigerte allerdings ihren sowieso schon vorhandenen Zorn über uns und sie begann auf einmal damit, wild auf uns ein zu zetern und uns auf diese Weise auf das Fahrverbot für Autos auf dieser Strasse hinzuweisen. Das Problem an der Sache war allerdings, dass sie nur zum Teil recht hatte. Das Durchfahrtsverbot von dem sie sprach und auf das auch ordentlich mit einem Schild hingewiesen wurde, bezog sich nämlich erst auf die die in ein paar Metern kommende Strasse. Vor der wollten wir allerdings abbiegen (Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass diese Strasse wiederum nicht zur Durchfahrt gesperrt war). Und als ob die ganze Geschichte nicht schon genug Slapstickpotenzial hatte kam uns just in diesem Moment auch noch der BMW entgegen, der ein paar Minuten zuvor an mir vorbeigedonnert war, sich nicht kümmernd um das dortige Durchfahrverbot. Da die ganze Sache also wie gesagt wirklich nur noch zum lachen und unser Ziel zudem fast erreicht war, verzichtete ich auf weitere Diskussionen mit der schimpfenden Radlerin und liess sie in dem Glauben, sie sei im Recht. Wie heisst es so schön, der Klügere gibt nach.

Wir kamen also nach dieser kleinen Auseinandersetzung endlich und das völlig Verkehrsgesetzkonform am angegebenen Parkplatz an und was uns hier erwartete freute mich mal wieder überhaupt nicht. Der Parkplatz war nicht nur Ausgangspunkt unserer bevorstehenden Cachetour. Nein, er war auch noch ein Grillplatz mit unzähligen Feuerstellen, die jedoch allesamt von Russischen Landsleuten bevölkert wurden. Nicht, dass ich etwas gegen Russen habe, warum sollte ich, sind sie doch ein sehr herziges Volk und haben zudem den Wodka erfunden, den man so schön mit Brausepulver trinken kann. Nein, aber der Gedanke, ich soll hier nachher vielleicht unter all diesen Menschen ganz unbeobachtet einen Cache heben, erfreute mich mal so gar nicht. Überall wo man hinsah, Muggels. Es hatte fast den Anschein, als würden die hier so etwas wie ein Völkerfest feiern. Und wer weiss, wie Russen feiern, der weiss auch, dass an diesem Ort alles andere als himmlische Ruhe herrschte. Natürlich störten sie nicht und man kann ihnen auch nicht verdenken, dass sie den schönen Tag mit der ganzen Familie nutzten. Aber ich habe es eben einfach lieber, wenn wir während unserer Cacheaktivität ganz alleine und ungestört sind. Ganz ehrlich, ich bin richtiggehend gehemmt, wenn uns auch nur ein kleines süsses Eichhörnchen beim Suchen der Cachedose beobachtet. Sobald jemand in der Nähe ist, stelle ich sofort jede Suchanstrengungen ein und tue so, als würde ich gerade einfach nur ne kleine Rast einlegen. Vielleicht auch ein Grund, warum ich gegen meine Frau zurzeit so elendig zurück liege. Die ist da nämlich ganz anders.

Aber zurück zum Thema. Ich hatte also angesichts der Horde Muggels ein ungutes Gefühl, hatte aber die Hoffnung dass der Cacheowner auch weiss, dass hier ein Muggelloch ist und er den Cache weiter weg von hier platziert hatte. Immerhin gab es 12 Zwischenstationen und somit genug Zeit uns weg von diesem Grillplatz zu lotsen. Also, rein in den Wald und aufgemacht, die Stationen zu lösen. Und schon an der ersten Station war uns klar, was mit dem Cache für Kopf und Kondition gemeint war. Der Cache ging entlang des Vitaparcours hier im Wald. Für diejenigen, die mit dem Begriff jetzt gar nichts anfangen können, eine kurze Erklärung. Vitaparcours sind im deutschen auch als TrimmDich-Pfade bekannt und der Sinn dieser Wege besteht darin, dass man hier zunächst einmal einen schönen Joggingweg quer durch den Wald gelegt hat. Damit der Körper aber auch noch etwas mehr zu tun bekommt, als sich nur im Dauerlauf durch den Wald zu bewegen, gibt es in regelmässigen Abständen kleine Zwischenposten, an denen man gewisse Übungen machen kann. Das ganze soll der persönlichen Fitness dienen und war wohl der Grund, warum in der Cachebeschreibung etwas von Trainingsanzug und Turnschuhen stand. Diese hatten wir wie schon erwähnt zu Hause gelassen und sowieso gab uns eine Hinweistafel an, dass diejenigen, die die ganze Strecke Joggen nur 50kcal mehr verbrennen als wir. Warum sich also unnötig anstrengen, wenn am Ende so wenig Mehrwert entsteht. Und dass alle Anstrengungen, egal in welchem Bereich, einen entsprechenden Mehrwert generieren müssen damit man sie auch ausführt, habe ich zur Genüge in meinem Studium gelernt. Also wanderten wir die Strecke ab und lösten unterwegs die einzelnen Aufgaben. Diese stellten kein grosses Problem dar, waren allesamt recht logisch und es kam hin und wieder höchstens wegen der Formulierung in der Cachebeschreibung zu kleinen Fragen. Alles in allem also kein Problem und so waren wir denn auch recht bald mit den zwölf Cachestationen durch und konnten uns daran machen, die Endkoordinaten zu berechnen.

Da bestätigte sich dann mein schlechtes Gefühl vom Anfang, denn natürlich lag das Ziel genau in der Nähe unserer russischen Grillfreunde. Doch während ich noch am Überlegen war, wie ich denn nun unbemerkt von denen den Cache suchen konnte, war meine Frau schon voll dabei. Und da ein mögliches Versteck für den Cache nun wirklich herausstach und man dort auch einigermassen unbeobachtet suchen konnte, überwand ich meine Hemmungen und legte ebenfalls los. Was soll ich sagen, es begann ein richtiges Wettrennen, denn irgendwie wussten wir beide, dass der Cache in dem anvisierten Ziel versteckt sein musste. Es war also nur die Frage, wer von uns das Glück hat, zuerst an der richtigen Stelle zu sein. Natürlich hatte dieses Glück wie immer meine Frau, oh Wunder. Es ist fast so, als würde sie die Dinger magisch anziehen, als müsste sie einfach nur dastehen, die Hand ausstrecken und schon kommt der Cache von ganz alleine. Was ich auch mache, sie ist vor mir am Ziel. Unglaublich, aber leider war, was mir das freudestrahlende Gesicht und die Dose in ihrer zum Triumpf nach oben gereckten Hand verdeutlichte. Somit war also mein Punkt von gestern schon wieder egalisiert und der alte Vier-Punkte-Vorsprung hergestellt. Ich musste mir, wenn auch schweren Herzens eingestehen, dass ich wohl nie mehr an sie herankommen werde.

Aber was sollte die Trübsalblaserei. Wir hatten immerhin den Cache gefunden, zudem noch unbeachtet von den Grillmuggels und somit in unserer gemeinsamen Statistik den nächsten Punkt. Das war doch auch etwas wert. Und da der Tag noch jung war, war noch genug Zeit für einen weiteren Cache und damit für eine neue Chance, das Wochenende doch mit einer Abstandsverkürzung zu beenden.

Wir gingen also wieder zurück zum Auto, suchten nach einem weiteren Cache in der Nähe und fanden diesen mit dem Multi „Lucas‘ Quest“. Ich programmierte wie immer die von mir herausgesuchte Strasse in der sich der Parkplatz für unser Cachemobil befinden sollte in unser Navi und die exakten Koordinaten ins GPS und schon waren wir wieder on the road again. Und dank Lisa lag die Zielstrasse dann auch sehr schnell direkt vor uns, womit unser Navimädchen ihren Dienst getan hatte und nun das GPS den restlichen Weg zeigen sollte. Für alle die noch nicht so ganz hinter unser Parkplatzsuchsystem gekommen sind, eine kurze Wiederholung. Ich suche zu jedem Cache immer die Strasse in der sich der Parkplatz befinden soll per Google Earth heraus. In der Regel findet man auch immer eine Strasse. Logischerweise fehlt aber immer eine Hausnummer oder ähnliches, so dass ich im TomTom meistens nur die Strasse mit irgendeiner fiktiven Hausnummer eingebe oder einer Kreuzung mit einer anderen Strasse. Dort angekommen, soll den restlichen Weg dann theoretisch der Pfeil im GPS zeigen, denn wenn man auf der Strasse zum Parkplatz ist, kommt der Parkplatz ja wohl auch irgendwann, wenn man sich an die ungefähre Richtung des Pfeiles hält. Soviel zu unserer einfachen Theorie, nun zurück zur harten Realität. Wie gesagt, wir waren nun in der von mir herausgesuchten Strasse, der Pfeil des GPS zeigte allerdings nicht annähernd in Richtung des Strassenverlaufs. Und der Clou an der ganzen Geschichte war: egal in welche Richtung wir die Strasse auch fuhren (wie jeder Strasse gab es nur deren zwei), wir entfernten uns immer recht schnell vom eigentlichen Ziel. Es war unglaublich, aber wir konnten machen was wir wollten, wir fanden nicht annähernd einen Weg, der uns weiter brachte. Wir irrten mit unserem Auto umher, fuhren in jede Strasse und jeden nicht gesperrten Feldweg, schafften es aber einfach nicht, die Entfernungsangabe auf dem GPS zum sinken zu bringen. Irgendwann wurde es uns zu bunt und ich entschied, das Auto jetzt einfach abzustellen und den restlichen Kilometer zu Fuss zum Startpunkt zu gehen. Ein Kilometer ist doch schliesslich kein Marathon.

Prinzipiell stimmt das. Leider sind die Entfernungsangaben unseres kleinen gelben Freundes immer Luftlinie. Wenn nun aber der Weg zu den angegebenen Koordinaten einen Berg hinaufgeht und er sich zudem noch in Serpentinenform hinauf schlängelt, kann aus einem Kilometer schnell ein Vielfaches werden. So kam es, dass wir zwar schnell über einen Kilometer zurück gelegt hatten, wir dem Ziel aber nur 300 Meter näher kamen. Das brachte doch nichts. Der Weg ist also ungefähr viermal länger, geht mühsam den Berg hinauf und ob er überhaupt jemals dorthin führt, wo wir es gerne hätten, steht sowieso in den Sternen. Also entschieden wir uns wieder Kehrt zu machen, Lucas‘ Quest für heute zu streichen und noch einen kurzen Traditional irgendwo hier in der Wildnis zu lösen, denn einen Cache wollten wir heute auf jeden Fall noch machen.

Was dann passierte, war allerdings wieder typisch für uns. Als wir nämlich wieder im Auto sassen und einen Tradi in der Nähe gefunden hatten, fiel mir sofort auf, dass die Strassenangabe zum Parkplatz ähnlich zu der war, die wir bis jetzt verfolgten. Allerdings wurde sie durch eine Kreuzungsangabe präzisiert. Könnte es etwa sein, dass die beiden Caches den gleichen Parkplatz als Ausgangspunkt der Jagd haben, der zweite nur eine genauere Angabe fürs Navi hatte? Ich gab also die zusätzliche Kreuzung in das Navi ein, änderte die GPS-Koordinaten jedoch nicht. Sollte ich mit meiner Vermutung recht haben, müsste der Pfeil mit den neuen Navidaten recht schnell in die richtige Richtung zeigen. Und genauso war es. Wir fuhren los, hielten uns ganz an die Anweisungen von Lisa und das GPS zeigte zunächst wieder das, was es zuvor schon tat. Die Entfernung zum Ziel wurde grösser. Nach ein paar Minuten drehte die Strasse jedoch und siehe da, auf einmal kam das Ziel rasant näher. Es war doch kaum zu glauben. Diese verdammte Strasse führte durch zwei Orte und ich programmierte natürlich genau den falschen, ganz nach Murphys Gesetz das eben alles schief geht, was schief gehen kann. Jubelnd und völlig erleichtert kamen wir also doch noch am Parkplatz an und konnten uns nun ganz unverhofft Lucas‘ Quest stellen. Nebenbei erwähnt war ich übrigens recht froh, dass wir das Unternehmen zu Fuss zum Startpunkt zu laufen wenige Minuten zuvor abgebrochen hatten, denn der Weg zum Parkplatz führte ziemlich streng den Berg rauf und ich glaube, der Weg wäre mehr als viermal länger geworden.

Da wir nun also angekommen waren, konnte es endlich losgehen. Die ersten beiden Stationen waren dann auch kein Problem und so hatten wir recht schnell die Koordinaten für den Zielpunkt, welchen ich umgehend ins GPS eingab. Vor uns lagen nun zwei mögliche Wege die wir hätten gehen können, der Pfeil auf dem Geko zeigte jedoch sofort eindeutig, welcher von beiden der Richtige sein sollte. Und da dieser Bergab ging und wir vom ewigen Berghochlaufen allmählich sowieso die Schnauze voll hatten, folgten wir dem Weg auch ohne Widersprüche. Ich konnte mir dabei natürlich nicht die Bemerkung verkneifen, dass ich froh sei, diesen Weg nicht hochlaufen zu müssen, denn es ging schon ziemlich steil bergab. Die Freude hielt allerdings nicht lange, dann kaum waren wir am Ende des Weges, wies uns der Pfeil einen neuen. Und dieser sollte nicht nur wieder aufwärts gehen, nein, er war zudem nicht wirklich einladend. Es war zwar ein offizieller Weg, er hatte sogar einen eigenen Namen, aber er war recht zugewachsen und hielt so einige Hindernisse für uns parat. Und das schlimmste, der Weg wurde, je länger wir ihn liefen, immer steiler und zugleich unwegsamer. Aber was sollte es. Die Distanz zum Ziel nahm ab, wir liefen genau in die Richtung des Pfeiles und so konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir ankamen. Dann passierte jedoch etwas, was uns zuvor noch nie vorgekommen war. Und wie ihr wisst, haben wir mittlerweile schon einiges erlebt. Aber das war wirklich eine Premiere. Der Weg war auf einmal weg. Ihr habt richtig gehört: er war weg. Er hörte nicht etwa einfach so auf oder so. Nein, das, was bisher immerhin noch einigermassen als Weg definiert werden konnte verschwand in der hohen Wiese zwischen Brennnesseln und Dornbüschen. Wir kämpften uns zunächst noch ein wenig durch den Schweizerischen Dschungel, dann hörten wir allerdings etwas unterhalb von uns Menschen. Da musste also ein Weg sein und bevor wir uns hier total verirren entschieden wir uns, diesen Weg anzusteuern da wir uns sicher waren, von dort aus das Ziel zu errecihen. Denkste. Wir kamen zwar auf den Weg, aber das GPS zeigte weiterhin in Richtung Dschungel. Und da der Weg auch nach ein paar Metern nicht den Anschein machte, irgendwie unsere gewünschte Richtung einzuschlagen, wussten wir nicht mehr recht, was wir tun sollten. Es war noch ein Kilometer zum Ziel, allerdings stand zwischen uns noch eine riesige Bärlauchsteppe und der einzige halbwegs akzeptable Weg machte nicht den Eindruck, uns irgendwann noch zum gewünschten Ziel zu führen. Was hätte ich in diesem Moment für eine Wanderkarte gegeben. Auf ihr hätten wir gesehen, wie der Weg weiterführt und ob doch noch eine Abzweigung kommt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass uns eine solche Karte wahrscheinlich schon ein paar Minuten zuvor mit unserem Parkplatzproblem geholfen hätte. Aber nein, ich hielt diesen Teil der Ausrüstung ja nach wie vor für unnötig. Dass hatten wir nun davon. Da wir also kein Kartenmaterial des Gebietes hatten, entschieden wir uns, noch einmal den Pfad der Tugend zu verlassen und blind den direkten Weg querfeldein zu wählen. Wir gaben aber auch dieses Unterfangen schnell wieder auf, denn uns wurde klar, dass dies sicher nicht die richtige Lösung war und auf gar keinen Fall der richtige Weg. Es blieb uns also nichts anderes übrig als noch einmal zur letzten Station zurück zu gehen und von dort den anderen Weg einzuschlagen. Wir wussten allerdings nicht, was dies bedeutete, denn durch unsere Dschungelprüfung waren wir mittlerweile ziemlich weit von dem Punkt abgekommen, an dem wir den einigermassen festen Weg verlassen hatten und somit dauerte der Rückweg doch eine ganze Weile. Übrigens kamen wir auf dem Weg zurück natürlich auch an das Stück, bei dem ich beim runter laufen noch bemerkte wie froh ich sei, hier nicht hoch zu müssen. Jaja, hätte ich mal bloss meine Klappe gehalten.

Aber es kam noch schlimmer, denn als wir wieder an dem letzten Zwischenpunkt ankamen, hätte ich unseren gelben Freund am liebsten gegen einen Baum geworfen. Denn was glaubt ihr wohl, was er uns in diesem Moment anzeigte. So als hätte er zuvor nie etwas anderes behauptet, zeigte er mit seinem Pfeil, dass wir den anderen Weg nehmen sollten um ans Ziel zu kommen. Ich weiss, es ist nur ein Stück Technik und es ist zu billig gewesen, als dass es selber denken kann. Aber wir wurden trotzdem von einem GPS-Gerät verarscht, denn zuvor zeigte es deutlich, dass der andere Weg der Richtige sei. Wie gesagt, ich wusste es ist nur ein Stück Technik, aber ich hörte dennoch wie der gelbe Geko hämisch über uns lachte. Bis jetzt habe ich keine Ahung, warum er zuvor in die andere Richtung gezeigt hatte, jetzt hatte er seine Meinung auf alle Fälle geändert und all die Plackerei zuvor war völlig für die Katz. Das ganze Aufregen nutzte allerdings wenig, denn es brachte eh nichts. Wir konnten hier jetzt mit dem Geko diskutieren und ihn wie ein kleines Kind fragen, warum er dass denn getan habe. Am Ende würden wir aber weiterhin ohne Cache hier stehen. Also fügten wir uns in unserem Schicksal und machten einen weiteren Anlauf mit der neuen Richtung.

Und siehe da, wie von Geisterhand war der gesamte Weg auf einmal kein Hexenwerk mehr. Wir folgten dem Pfeil und dieser folgte dem Weg und die Distanzangabe wurde immer geringer, bis wir dann endlich auch am Ziel ankamen. Da die Zeit in der Zwischenzeit schon recht fortgeschritten war und wir auf keinen Fall in die Gefahr laufen wollten, den Cache wegen Dunkelheit abzubrechen, begannen wir auch gleich mit der Suche. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, die harten Querfeldeintrips hatten unserer Kondition schon ganz schön zugesetzt. Vielleicht war dies auch der Grund, warum wir zunächst nichts fanden. Wie immer drehten wir alles Verdächtige um, stocherten in jedem Loch das uns in die Finger kam und buddelten überall das Laub weg, wo wir ein mögliches Versteck vermuteten. Aber nichts. Egal wo wir auch schauten, es gab nichts zu entdecken. Was war denn heute nur los. Das Zielgebiet war nun wirklich sehr übersichtlich und so viele Versteckmöglichkeiten gab es nun auch nicht. Es muss doch irgendwo sein. Wir begannen also, das Gebiet noch einmal zu erforschen. Und diesmal hatten wir Erfolg, denn plötzlich war der Cache gefunden und man hörte ein lautes und langgezogenes „Yeaaaahhhhh“ durch den Wald schallen. Dieses „Yeaaaahhhhh“ kam natürlich von meiner Frau, die das Glück hatte, ihre Finger am richtigen Ort suchen zu lassen und so fündig wurde. Oder soll ich statt Glück besser Intuition sagen? Nach all den Erfolgen kann man langsam wirklich nicht mehr von Glück reden. Aber auch wenn das jetzt komisch klingen mag. Trotz der Tatsache, dass der Rückstand auf meine Frau durch diesen Fund nun fünf Punkte beträgt und trotz der Tatsache, dass sie, betrachtet man das ganze Wochenende, wieder einen mehr hat wie ich, war ich in diesem Moment ebenso glücklich wie meine Frau. Wir hatten diesen Cache gefunden. Und was hatten wir auf dem Weg hierher nicht alles vollbracht. Wir hatten die Probleme mit dem Parkplatz gelöst. Wir liessen uns von der Irreführung unseres GPS nicht entmutige. Wir trotzten der einkehrenden Dämmerung. Oder kurz gesagt. Wir fühlten uns ganz so, als hätten wir diesen Cache diesmal richtiggehen besiegt, niedergerungen, erschlagen. Ganz ehrlich, mir war für diesen Augenblick der weitere Punkt für meine Frau Schnurz. Ich war einfach nur froh, den Cache überhaupt geschafft zu haben. Wir loggten unseren Fund noch schnell, wobei meine Frau natürlich einen kleinen Seitenhieb wegen der Bergtour hier nicht vermeiden konnte und gingen dann erschöpft aber glücklich zum Auto. Mein Augenblick der Gleichgültigkeit was den internen Wettbewerb betrifft hielt allerdings nur kurz, denn der Weg zurück zum Auto war sehr lang und ich hatte genug Zeit mir klar zu machen, dass der Abstand zu meiner Frau langsam wirklich bedenklich wird.

Erkenntnis des fünfzehnten und sechszehnten Caches. Jetzt kommen mir definitiv Wanderkarten ins Haus. Stand der internen Cache-Wertung: 10 – 5 für meine Frau.

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