Sonntag, 6. April 2008

Man muss nicht raus um zu cachen (Sonntag, 6. April 2008)

Ich habe ja schon im vorigen Kapitel erzählt, dass ich mich in der Zeit, in der wir nicht raus sind um nach Caches zu suchen, theoretisch mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Logisch bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass ich mittlerweile ein eingefleischter Vollprofi bin und so ein Buch eigentlich nicht brauche. Aber ich hatte die Hoffnung, vom Schreiberling einige Tipps und Tricks zu erhaschen, die mir im Kampf gegen das weibliche Geschlecht (also meine Frau) weiterhelfen würden. Wie ihr ebenfalls im letzten Kapitel erfahren konntet, ist die Hoffnung bis jetzt noch nicht erfüllt worden. Aber wer weiss was noch kommt. Ich will an dieser Stelle jetzt auch nicht erzählen, wie ich so auf dem Sofa lag, im Bett eingekuschelt oder in der Badewanne sass und Seite für Seite verschlungen habe. Das wäre wohl doch von eher geringem Interesse und Unterhaltungswert für euch. Nein, ich will von einer Cacheart erzählen, von der ich in diesem Buch zum ersten Mal etwas hörte und welche ich anschliessend sofort ausprobieren musste – dem Virtual Cache.

Da ich meine Mama schon wieder vor sich hin fluchen höre, weil wieder ein englischer Begriff in einem deutschen Schriftstück erwähnt wird, welchen zudem keiner so genau versteht, übersetze ich es gleich. Virtual Cache steht für virtueller Cache (super Übersetzung, gell?), ein Cache also, der nicht physisch vorhanden ist sondern nur virtuell, sprich nur in der Cachebeschreibung. Da werden sich nun sicher einige fragen, was das soll. Bis jetzt hat es doch immer geheissen, Geocachen bedeutet raus in die Natur und Dinge suchen, die andere versteckt haben. Wie soll dass dann also funktionieren, wenn nur die Hälfte dieser Grundbedingungen erfüllt ist, nämlich dass raus gehen und etwas suchen. Versteckt wurde jedoch nichts. Dass muss ja ungemein Spass machen. Ähnlich habe ich auch erst einmal reagiert, aber dann wurde es erklärt. Beim virtuellen Cache gibt es schon etwas, was am Ende gesucht oder besser gesagt BEsucht werden muss. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Dosen verschiedenster Grösse sondern um Dinge, die in der Natur einfach vorkommen, z.B. Hinweistafeln, Brücken, Häuser, Leitern, einfach alles könnte für einen virtuellen Cache herhalten. Die Aufgabe der Cacher ist es nun, zu dem gesuchten Ort zu gehen und die Aufgabe zu erfüllen, welcher der Cacheowner vorgibt. Und auch was diese Aufgaben betrifft könnte wiederum alles Mögliche vorkommen. Ein Bild mit sich, seinem Navi und dem gesuchten Gegenstand machen. Oder ein Lösungswort suchen, welches in eine Email-Adresse eingesetzt werden muss, um anschliessend die Logfreigabe zu erhalten. Einzig wichtig dabei ist, man muss tatsächlich vor Ort gewesen sein und dies auch irgendwie belegen können, damit man sich anschliessend loggen darf. Aber wenn man sowieso schon an einen realen Ort muss um sich loggen zu dürfen, warum ist dann nicht auch gleich eine Tupperdose versteckt? Dies kann verschiedene Gründe haben. Zu viele Muggels, die ein unentdecktes Heben des Caches unmöglich machen, schweres Gelände wie zum Beispiel eine steile Felswand (ein Cache in der Eiger Nordwand z.B. hat sicher seinen Reiz, könnte aber wohl nur von extremen Profibergsteigern gehoben werden. Ein Foto von sich VOR der Eiger Nordwand kann aber jeder machen) oder es ist einfach kein Baumstumpf oder eine sonstige Ritze vor Ort, in der man etwas verstecken kann. Der Ort an sich ist es aber auf Grund seiner Schönheit allemal Wert, für einen Cache besucht zu werden.

Ok, so weit, so gut, aber das Kapitel heisst, zum cachen muss man nicht einmal raus und irgendwie stimmt das beim virtuellen Cache nicht wirklich. Richtig, eigentlich nicht, aber findige Cacher haben den virtuellen Cache erweitert. Ich habe ja eben erwähnt, dass cachen eigentlich aus zwei Dingen besteht. Erstens Gegenstände verstecken und zweitens Gegenstände suchen. Wie erklärt ist beim virtuellen Cache nun eine dieser beiden Voraussetzungen virtuell, nämlich das Verstecken. Warum also nicht hergehen und den zweiten Teil, nämlich die Suche, auch virtuell machen. Als Ergebnis hätte man einen Cache, den es nur virtuell gibt und den man nur virtuell suchen muss, den man also bequem vom Sessel daheim aus erledigen kann. Eigentlich eine gute Idee, aber ich denke die Erfinder dieser Cacheart hatten nicht damit gerechnet, eine riesen Grundsatzdiskussion über das Cachen loszutreten, in der es im Grossen und Ganzen zwei Meinungen gibt. Die Einen sind die eingefleischten Cacher, die durch diese neue Art die Gefahr sehen, dass man gar nicht mehr raus in die Natur geht und das sei schliesslich gegen den Sinn des Geocachen. Die anderen sehen das Ganze etwas offener und sagen sich, warum bei schlechtem Wetter oder im Winter nicht auch mal den Einen oder Anderen Cache von zu Hause aus lösen. In die Diskussion mischte sich dann auch die Ur-Internetseite fürs Geocachen, Geocaching.com ein und gab in Ihren Regeln bekannt, dass ein virtueller Cache ein Cache ist, welcher keinen versteckten Gegenstand beinhaltet, welcher aber vom Cacher physisch besucht werden muss. Wer jetzt denkt, damit seien die Diskussionen beendet, der irrt. Nun ging die Diskussion nämlich erst richtig los. Es kam die Frage auf, ob es sich bei den Regeln am Anweisungen handelt, welche unumgänglich eingehalten werden müssen, quasi wie ein Grundgesetz, oder ob es sich nur um Richtlinien handelt, deren Einhalten nicht so genau gesehen werden muss. Ich seh die ganze Sache so. Prinzipiell bin ich auch der Meinung, dass das Geocachen raus in die Natur gehört und nicht in die Wohnzimmer vor den Rechner. Andererseits sind wir aber alles mündige Bürger und die Gemeinschaft soll doch selbst entscheiden, was sie will. Zudem sollte man vielleicht auch daran denken, dass es unter uns Menschen gibt, die nicht so einfach raus in die Natur können (z.B. wegen Krankheit oder Behinderung) und die hätten durch solche reinen virtuellen Caches die Möglichkeit, sich diesem Hobby ebenfalls anzuschliessen. Und wenn es darum geht, dass ein virtueller Cache zu Beginn anders gedacht sei, soll man eben einen anderen Namen finden, meinetwegen Couch Potato Cache oder so. Geocaching.com hat das etwas anders gesehen und für sich entschieden, die komplett virtuellen Caches nicht mehr auf ihrer Seite zuzulassen. Es gibt nur einige wenige Ausnahmen (wenn z.B. ein Besuchen der Orte nicht möglich ist, weil sie mitten im Meer liegen oder so). Wie ich finde ein fauler Kompromiss, aber so ist es nun mal.

Aber genug der Diskussion, denn eigentlich will ich hier ja nur von unseren Cacheerlebnissen erzählen und ich hätte dieses ganze Einleitungsgefasel sicher nicht geschrieben, wenn ich so einen virtuellen Cache nicht ausprobiert hätte. Und auch wenn es aus oben genannten Gründen schwer ist, einen reinen virtuellen Cache zu finden. Es gibt den einen oder anderen schon noch und genau so einen bin ich angegangen. Ich wollte einfach mal sehen wie das prinzipiell funktioniert und ob es annähernd so einen Spass macht wie das echte cachen. Also suchte ich mir einen schönen virtuellen Multi heraus, fand einen mit dem Namen „Lebenslauf“ und machte alles parat, was ich dazu benötigte, nämlich:

· Meinen Laptop

· Meinen Firefox-Browser mit zu Beginn mal 3 offenen Fenstern in denen die Googel-Startseite offen war

· Google Earth

· Papier und Bleistift (war ein Kuli, aber es heisst nun mal Papier und Bleistift. Warum eigentlich?)

Und schon konnte es losgehen. In der Cachebeschreibung waren die Koordinaten der ersten Station angegeben und diese gab ich in Google Earth ein und zoomte die Karte genau an den Startpunkt. Dann las ich, was an der Station zu erledigen war und löste die Aufgabe dank Google. Diese Vorgehensweise wiederholte ich zweimal und war ziemlich schnell an der vierten von sechs Stationen. Es schien fast so, als sollte virtual Geocaching nicht sonderlich schwer sein, aber da irrte ich mich wie so oft, denn nun wurde es knifflig. Ich sollte ein Gründungsjahr finden, welches mich zur vorletzten Station meiner virtuellen Reise bringen sollte, aber ich kam nicht drauf. Zusätzlich schwer machte mir die Tatsache, dass die Cachebeschreibung als Hilfe eine Abkürzung nannte, welche laut Google leider viele Bedeutungen hatte und deren erstes Suchergebnis in Google schon eine sehr plausible und mögliche Lösung für mein Problem hätte bringen können (ich erzähle hier natürlich wie immer nicht genau, um was sich handelte, um dem Cacheowner nicht seinen Cache kaputt zu machen) Aber so plausibel meine Lösungen auch waren, die Ergebnisse und die daraus resultierenden Koordinaten katapultierten mich entweder mitten ins Meer (Super, suche ich Pinocchio und Gepetto im Bauch des Walfisch) oder irgendwo mitten in die Wüste Afrikas (ich traue dem Cacheowner ja fiel zu, aber nicht das er irgendwann mal alleine durch die Wüste gewandert ist. Und schliesslich ging es in dem Cache um sein Lebenslauf und die verschiedenen Stationen, die er so durchlaufen ist). Also war irgendwas falsch. Durch die fielen Fehlversuche merkte ich aber irgendwann, dass für die Jahreszahl nur sehr wenige Zahlen in Frage kamen und so probierte ich diese wenigen einfach mal aus und siehe da, nur eine der Zahlen führte zu einem sinnvollen Ziel, so dass ich mir sicher war, auch ohne lösen dieser Station nun beim richtigen Zwischenpunkt fünf zu sein.

Diese Sicherheit war wie immer leider nur von kurzer Dauer, denn auch beim nächsten Posten kam ich nicht weiter. Und hier konnte ich nun leider auch nicht mehr so logisch auf die gesuchten Zahlen kommen wie eben noch. Es half nichts, ich musste nach 5/6 vom Cache in die Hints schauen, die der Owner der Beschreibung dankenderweise hinzugefügt hatte. Und siehe da, dank der Hints kam ich recht schnell zur Lösung, ganz nebenbei erwähnt übrigens nicht nur von Posten 5. Nein, mit Hilfe der Hints kam ich sogar zur Lösung von Station 4. Sie bestätigte jedoch nur das Ergebnis, welches ich ohnehin schon erraten hatte. Zunächst hatte ich natürlich ein mieses Gefühl, denn nachschauen in den Hints hat immer diesen Beigeschmack, dass man alleine mal wieder nicht zur Lösung kam. Aber in den vielen Posts zu diesem Cache las ich, dass viele diese Hints bemühen mussten und so war das miese Gefühl schnell wieder weg und ich machte mich auf, das letzte Rätsel zu lösen. Hier sollte ich ein Wort finden und eine dazugehörige Jahreszahl, welche zusammen eine Email-Adresse ergeben sollten über welche man zur Logfreigabe kommen sollte. Sollte, sollte, sollte. Wie gern hätte ich dieses Wort durch ein habe, habe, habe ersetzt. Aber natürlich war mal wieder alles nicht so einfach, wie ich es gerne gehabt habe.

Ich war nun also an einem Zielort und suchte nach einem Wort, welches ich mit Hilfe der Cachebeschreibung erraten sollte und welches natürlich auch einen Bezug zu eben diesem Zielort haben sollte. Aber ich kam nicht drauf. Ich gab alles Mögliche in Google ein, aber nichts führte zu einem halbwegs logischen Ergebnis. Natürlich machte ich auch den Einen oder Anderen Versuch eine Mailadresse zusammenzustellen, an welche ich die erlösende Mail schrieb. Als Antwort kam jedoch immer wieder, Empfängeradresse unbekannt. Ich suchte und suchte und suchte und hatte auf einmal auch eine Eingebung. Könnte es sich bei dem gesuchten Wort nicht um ….. handeln? Nein, sicher nicht, das passt überhaupt nicht. Also verwarf ich diese Eingebung schnell wieder. Als ich irgendwann mal auf die Uhr sah, merkte ich, dass es mittlerweile halb drei in der Nacht war. Da hatte ich doch bei dem ganzen virtuellen Cache die Zeit vergessen. Ja, ich merkte nicht einmal dass im Fernsehen schon seit einer Stunde halbnackte Frauen irgendwelche Telefonnummern durch die Box stönten. „Ruf mich an“ Wieso sollte ich? Können mir etwa die heissen Omis oder die geilen Möpse weiterhelfen? Sicher nicht. Ich wusste nicht mehr weiter und wenn man als Cacher an dieser Stelle ist, bleibt nur noch ein Ausweg. Man gibt die aktuelle Cachetätigkeit auf und schreibt eine Hilfemail an den Cacheowner. Der Weg ist zwar nie einfach, bestätigt man damit doch, dass man eine Null ist und der Owner einfach cleverer, aber was soll‘s. Man will den Cache schliesslich lösen und da geht man dann eben auch mal auf die Knie. Ich schrieb also die Mail und ging dann erst einmal ins Bett.

Es ist kaum zu glauben, aber ich konnte am nächsten Morgen kaum erwarten, die ersehnte Antwort auf mein Flehen zu bekommen. Und siehe da, der Owner war schnell und ich hatte die Bestätigung. Meine bisherigen Ermittlungen waren richtig, der Zielort also auch und einen kleinen Zusatztipp bekam ich zudem. Da ich diesen zunächst mal wieder nicht richtig las, suchte ich natürlich noch eine weitere Stunde erfolglos in den unendlichen Weiten des weltweiten Webs. Als ich die Mail noch einmal etwas genauer las, viel mir die Antwort förmlich wie Schuppen aus den Haaren. Das gibt’s doch nicht. War ich denn die ganze Zeit wirklich so blind? Da lag die Antwort richtiggehend vor meinen Füssen und ich schaute immer nur in den Himmel. Schlimmer noch. Die Eingebung die ich am Vortag, bzw. besser gesagt in der Vornacht hatte war die Richtige. Ich hätte nur diese Eingebung zusammen mit dem Zielort in Google eingeben müssen und hätte die Antwort gehabt. Aber wie so oft habe ich mir die ganze Sache schwerer gemacht als sie war.

Egal, ich hatte nun das Wort, die dazugehörige Jahreszahl und somit auch die Mailadresse, an die ich sofort eine Mail schrieb. Und schnell kam eine Antwort, diesmal jedoch nicht wegen einer falschen Empfängeradresse. Nein, diesmal kam eine richtige Mail welche mir gratulierte, den Cache gelöst zu haben und welche mich endlich autorisierte, den Cache zu loggen. Es war geschafft. Ich hatte nach vielen Stunden im Netz und wundgetippten Fingern endlich meinen ersten virtuellen Cache gelöst. Und auch wenn er natürlich nicht in unsere interne Cachewertung einfloss, war ich stolz.

Was bleibt nun als Fazit von diesem Cache? Virtuelles Cachen bedeutet, man muss nicht mit dem Auto auf irgendwelchen Querfeldeinestrecken unterwegs sein, man muss keinen Parkplatz suchen, man friert sich nicht die Finger ab, wird auf keinen Fall nass und vor allem auch nicht dreckig. Oder mit anderen Worten: beim virtuellen Cachen fehlt alles, was das Cachen ausmacht und was vor allem den Spass bringt. Es ist schon mal lustig, im Netz nach irgendetwas zu suchen und jeder soll sich sein eigenes Urteil bilden. Aber ich brauche es ehrlich gesagt nicht. Und da es glaube ich vielen Cachern ähnlich geht, ist diese ganze Diskussion über den Sinn und Unsinn solcher Caches unnötig. Jeder der den Vergleich hat wird reale Caches vorziehen. Und mal ganz unter uns. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die reinen virtuellen Caches sowieso nur eine Erfindung von Google sind, denn ohne die ganzen Tools von denen ist das Lösen fast unmöglich.

Erkenntnis des ersten virtuellen Caches. Es ist schon ganz witzig, aber es fehlt der Dreck, die Natur und das reale Suchgefühl. Stand der internen Cache-Wertung unverändert: 6 – 4 für meine Frau.

Keine Kommentare: