Montag, 28. April 2008

Es geht immer besser (26. April 2008)

Da mich das Studium zurzeit sehr einnimmt und ich auch an den Wochenende genug zu tun habe, bin ich immer wieder froh, wenn ich wenigstens nachmittags für ein paar Stunden raus an die frische Luft komme. Und womit geht das am Besten? Richtig. Mit Geocachen. Aus diesem Grund hatten wir am heutigen schönen Samstagnachmittag den Multi mit dem Namen „Am Wasser“ auf dem Programm. Er sollte einen ungefähr sieben Kilometer langen Fussmarsch direkt an der Limmat bieten, was für meine den ganzen morgen am Laptop gehangenen müden Knochen genau das Richtige bedeuten sollte. Wir packten also unsere sieben Sachen, programmierten das Navi mit der ungefähren Strassenangabe des Zielparkplatzes und das GPS mit den genauen Koordinaten, um den Parkplatz dann auch problemlos zu finden und schon ging es wieder los. Die Sonne schien nach den tagelagen Regengüssen was sie konnte vom Himmel und die einzige Angst, die wir noch hatten war die, das der Cache eventuell durch Hochwasser im Moment nicht begehbar war, haben doch die Flüsse in unserer Region durch die enormen Wassermassen, die in den letzten Tagen von oben kamen, enorm an Höhe zugenommen und sind teilweise auch aus ihrem eigentlichen Flussbett ausgebrochen. Kann man ja auch irgendwie verstehen. Da fliesst so ein Fluss den ganzen lieben Tag immer den gleichen Weg durchs Land und möchte doch so gerne auch mal andere Sehenswürdigkeiten zu Gesicht bekommen als die, die ständig seinen regulären Weg kreuzen. Da nimmt er die Möglichkeiten mal etwas aus der Bahn zu schlagen natürlich gerne war. Aber was sollten wir uns darum Sorgen machen, denn sollte dieser Fall eintreten, können wir immer noch einen Plan B ausarbeiten. Ich weiss, normalerweise macht man das vorher, aber wir denken eher, wenn man keinen Plan B hat, kann der auch nicht zum Einsatz kommen. In euren Augen vielleicht nicht logisch, für uns aber ungemein hilfreich.

Wir steuerten also unser Ziel, den Startpunkt des Caches an und auch wenn es schon fast unglaublich erscheint, diesmal gab es keine Probleme. Kein Querfeldeinfahren, keine zur Durchfahrt verbotenen Strassen, keine Häuser oder sonstigen Hindernisse im Weg. Nichts, rein gar nichts was unsere Anreise verzögerte. Wir kamen einfach direkt und ohne Umwege am Parkplatz an und konnten somit gleich mit dem Cache starten. Und unser Glück schien zunächst einmal weiter bei uns zu verweilen, denn die ersten Punkte wurden ohne Schwierigkeiten gefunden. Hilfreich war dabei natürlich, dass es nur einen Weg der Limmat entlang gab. So war ein Verlaufen eigentlich unmöglich. Aber wir haben ja beim Cachen schon so oft unmögliches geschafft. Und auch wenn das Wasser schon ziemlich hoch stand, hielt es sich von unserem Weg fern und blieb schön brav in seinem Flussbett. So ging es die erste Hälfte der Strecke, welche nebenbei erwähnt wunderschön war und uns wieder einmal die geniale Landschaft hier in der Gegend vergegenwärtigte.

Daran änderte sich auch nichts, als wir an eine Brücke kamen, dem Wendepunkt der Strecke. Ab hier ging es den Weg wieder zurück, jetzt allerdings auf der anderen Seite des Ufers. Zumindest nahmen wir das an, denn unserer Meinung nach würde uns der Cacheowner wohl kaum einfach wieder den gleichen Weg zurückschicken. Dies war aber wie gesagt nur eine Vermutung von uns. Sicherheit hatten wir keine, denn auch wenn das mittlerweile unser vierzehnter Cache war und jeder blutige Cacheanfänger weiss, dass eine detailierte Karte des Cachegebietes zur Grundausrüstung gehört, verzichteten wir noch immer auf eben solche. Wozu auch, hatten wir diese doch bisher noch nie gebraucht. Jetzt wäre sie allerdings hilfreich gewesen, denn mit ihr hätten wir die Zielkoordinaten, die wir mittlerweile ermittelt hatten, in der Karte ausmachen können und hätten somit gesehen, auf welcher Seite des Flusses sich denn nun der Cache verbarg. So konnten wir nur auf den Verstand und das Gute im Owner hoffen und entschieden uns wie gesagt, auf der anderen Seite zurück zu gehen, immer den Gedanken im Hinterkopf, es könnte eine falsche Entscheidung sein und wir kommen irgendwann an den Punkt, an den wir den ganzen kilometerlangen Fussmarsch wieder zurück gehen dürfen. Aber zumindest ich versuchte diesen Gedanken zu verdrängen. Und wir schienen Glück zu haben. Auch wenn der GPS-Pfeil immer wieder mal in Richtung andere Seite des Flusses zeigte, machte der Fluss just in diesen Momenten genau die Biegungen, die wir brauchten, damit der Pfeil wieder auf unsere Seite zu wanderte. So kamen wir dann, nur unterbrochen durch eine Rast auf einer kleinen Insel mitten in der Limmat, nach weiteren vier Kilometern im Zielgebiet an und konnten mit der Suche beginnen. Und das auch noch auf der richtigen Seite. Wir hatten also bisher alles richtig gemacht (wer braucht schon so was untechnisches wie Wanderkarten in dieser heutigen Hightechwelt) und somit sollte das Finden des Caches nun auch kein grosses Problem mehr sein. Wir suchten zunächst in der direkten Umgebung, allerdings beschlich mich schon dort das komische Gefühl, dass ich für den Cache wohl doch etwas mehr Mühe auf mich nehmen musste, denn ich sah ein sehr wahrscheinliches Versteck, dass man aber nicht so einfach anlaufen konnte, sondern für das man wohl etwas Schweiss in Kauf hätte nehmen müssen. Bevor ich mich dafür entschied, beobachtete ich zunächst meine Frau. Denn das hätte mir gefehlt. Ich kämpfe mich mühsam zu „meinem“ gedachten Versteck durch und nachdem ich dann abgekämpft, verschwitzt und dreckig dort bin streckt mir meine Frau ohne auch nur eine kleine Schweissperle auf dem Gesicht eine Dose entgegen. Alle Sorge war jedoch umsonst, denn sie fand nichts. Einerseits freute ich mich natürlich, da ich somit zumindest vorläufig nicht schon wieder als Looser dieses Caches galt. Angesicht der nun aber immer wahrscheinlicher anstehenden Qualen wäre mir in diesem Moment recht gewesen, wenn sie ihn gefunden hätte. Aber es half nichts und auch meine Frau hatte mittlerweile das gleiche ungute Gefühl wie ich. Der Cache konnte nicht ohne Anstrengung gefunden werden. Und als sei dies nicht schon genug, folgte dann die endgültige Demütigung seitens der Räubärin, denn sie sagte zu mir: „Nur zu, den Punkt schenke ich Dir denn darauf habe ich keine Lust!“ Super, nicht nur das ich mich nun also schön dreckig machen durfte. Nein, im Falle dessen, dass ich den Cache dort wirklich finden sollte wäre es auch noch ein geschenkter Punkt. Supi. Aber was blieb mir anderes übrig. Wir waren nun schon mal hier und unser Ziel war diese Dose. Also machte ich mich auf, überwand meinen inneren Schweinehund und hatte nach einem etwas längeren und gefährlichen Kampf dann tatsächlich den Cache in meinen Händen. Juhu, was eine Freude, ich hatte gerade einen 100m-Sprint gewonnen, bei dem mein einzige Gegner beim Start stehen geblieben ist und gleich den Weg zur Kneipe genommen hatte. Was für eine Leistung. Aber was sich lange ärgern. Auch wenn der Punkt geschenkt war, er verkürzte nach der dauernden Vorsprungsvergösserung meiner Frau endlich wieder mal den Abstand zwischen uns. Und eine kleine Genugtuung gab es ja noch. Ich konnte nun in aller Seelenruhe und ganz allein den Inhalt der Box studieren, denn meine Frau wollte mir ja nicht folgen. Sie rief mir zwar zu, sie würde gern in das Logbuch schauen, aber das war mir noch egal. Ich werde sicher nicht zurück und ihr das Logbuch bringen nur um danach noch einmal diesen Horrortrip durchzumachen. Nein, nein. Problematisch war allerdings, dass ich unsere Aufkleber nicht zur Hand hatte, denn die waren im Rucksack und dieser stand bei meiner Frau. Und so wie ich keine Lust hatte, ihr das Logbuch zu bringen, hatte sie keine, mir die Kleber zuzuwerfen. Wenn ich also den Aufkleber im Log hinterlassen wollte, blieb mir nichts anderes übrig als mit dem Logbuch zurück zu meiner Frau, Kleber ins Buch und dann noch einmal den beschwerlichen Weg zurück zum Cache damit ich Logbuch im Cache und Cache wieder an seinem angestammten Ort verstauen konnte. Es schien mal wieder mein Glückstag zu werden.

Was mich zudem ärgerte war die Tatsache, dass wir immer noch keine Tauschgegenstände in unserem Rucksack hatten, denn diesmal lag doch tatsächlich mal was Brauchbares im Cache: Ein Zauberwürfel in der Schweizer Edition. Diejenigen unter Euch, die die 80er wenn überhaupt nur mit Windeln voll machen verbracht haben, werden mich jetzt vielleicht nicht ganz verstehen. Diejenigen, welche aber so wie ich in den 80ern gross geworden sind werden mir nachfühlen können, dass mich in dem Moment, in dem ich den Würfel sah, ein Gefühl der Retrospektion überkam und ich mich in meine Jugend zurück erinnert fühlte. Ich selbst besass zwar nie so einen Würfel, aber ich hatte oft den meines Bruders stibitzt und versucht ihn zu lösen. Wie ihr vielleicht noch wisst, besass dieser Würfel 6 verschiedene Farben und die Aufgabe war es, nachdem die Farben durcheinander gedreht wurden, ihn wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzubringen. Ich möchte nicht wissen, wie viele damals durch dieses Teil in den Wahnsinn getrieben wurden. Ich verstand das nie, denn für mich war die Lösung immer relativ einfach. Ich nahm einfach die einzelnen farbigen Kleberchen ab und klebte sie dann schön geordnet und nach Farben getrennt auf die richtigen Flächen, so dass wieder das ursprüngliche Bild entstand. Wenn ich allerdings heute so darüber nachdenke könnte genau diese Vorgehensweise Schuld daran gewesen sein, dass es mein Bruder selbst mit Lösungsbuch nie mehr schaffte, den Würfel zu lösen. Ich glaube nämlich, dass ich durch meine Umklebeaktionen die genau durchtüftelte Logik im Würfel zerstörte und er somit wirklich unlösbar wurde. Ist ja auch egal. Auf jeden Fall lag nun genau so ein kleines Wunderding vor mir und nur allzu gerne hätte ich ihn entnommen. Aber ich hatte nicht annähernd etwas Gleichwertiges zum tauschen dabei und da ich ein anständiger und fairer Cacher bin, liess ich den Würfel schweren Herzens zurück in seiner Box und hoffe, es wird ihn irgendwann jemand mit ähnlichen Erinnerungen aus seinem Versteck befreien.

Ich begab mich also zurück zu meiner Frau und verlangte einen unserer Logaufkleber, wegen denen ich den beschwerlichen Weg ja überhaupt zurück gegangen war und sie begann damit, wie wild im Rucksack zu wühlen. Seitentasche eins: nichts. Seitentasche zwei: ebenfalls nichts. Seitentasche drei: auch nichts. Begleitet wurde die Wühlerei durch Fluchen meiner Frau und den sich immer wiederholenden Sätzen: „Ich weiss doch, dass ich sie eingepackt habe! Wo sind sie denn nur?“ Seitentasche vier: weiterhin nichts. Seitentasche Fünf: Welche Seitentasche Fünf? Wir hatten schliesslich keinen Trekkingrucksack für eine 2 Jahre dauernde Wanderung dabei. Wir haben also keine fünfte Seitentasche. Was soll ich sagen, ich konnte es kaum glauben, aber meine Frau hatte doch tatsächlich vergessen, die Aufkleber in den Rucksack zu packen. Und bevor jetzt irgendwelche Feministinnen sagen, ich wäre Frauenfeindlich und machohaft, denn schliesslich hätte ich auch selber an die Kleberli denken können sage ich folgendes: Das Packen des Rucksacks übernimmt immer meine Frau. Nicht weil ich ein Macho bin und das für Frauenarbeit halte sondern weil sie es freiwillig so wollte. Das ist eben unsere Arbeitsteilung. Sie packt den Rucksack und ich programmiere unsere GPS für die Anfahrt. Ganz fair. Zudem tue ich Dinge ungern doppelt und da ich meiner Frau in ihrem Tun auch völlig vertraue verzichte ich immer auf eine Kontrolle. Diese Tatsache rächte sich allerdings in diesem Moment, denn auch wenn meine Frau noch immer der Meinung war, sie hätte die Box mit den Aufklebern eingepackt, sagte die Realität etwas anderes. Aber so sind die Frauen eben, die Realität ist immer das, was sie daraus machen. Vielleicht ist das ja auch ein Grund, warum sie nicht ganz genau abschätzen können, wie lang 20cm denn nun wirklich sind, wenn ihr versteht was ich meine.

Ich hatte also den ganzen Weg zurück umsonst gemacht, was in diesem Moment noch nicht schlimm war denn zurück hätte ich ja sowieso gemusst. Nun musste ich den ganzen Weg aber noch einmal zurücklegen, denn erstens war der Cache noch nicht wieder an seinem ursprünglichen Ort und zweitens, was wohl noch wichtiger war, war das Logbuch noch in meiner Hand und nicht im Cache. Also, nocheinmal Schweiss, Dreck und Schmerzen auf mich genommen, Logbuch zurück, Cache ins Versteck und dann war ich auch irgendwann wieder bei meiner Frau, die immer noch die Fünfte Tasche unseres Rucksacks suchte, in den sie die Box bestimmt gepackt hatte. Wie gesagt, Realität und weibliche Realität sind zwei verschiedene Sachen. Ich hatte also nun einen geschenkten Punkt, sah aus wie Sau und war von oben bis unten Schweissnass. Das ist also Geocachen, das Hobby dass Freude macht. Ganz ehrlich, manchmal zweifel ich doch ein kleinwenig an dieser Tatsache. Erst recht, als meine Frau auf dem Weg zurück zum Auto auf einmal Freudestrahlend und mit einem lauten „Ahhhhh!“ die Box mit den Aufklebern in den Händen hielt. Sie war in den Ordner mit dem Cachebeschreibungen gefallen und deswegen hätte sie sie nicht gesehen. Ich dachte einen kurzen Moment daran, SIE zurück zum Cache zu schicken und den fehlenden Aufkleber im Log anzubringen entschied mich dann aber, in diesem Moment einfach nichts zu sagen. Manchmal ist es für einen Mann einfach besser, zu schweigen.

Erkenntnis des vierzehnten Caches. Die weibliche Realität deckt sich nicht immer mit der tatsächlichen Realität. Stand der internen Cache-Wertung: 8 – 5 für meine Frau.

Keine Kommentare: